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Spiel 1 im Stanley-Cup-Finale 2019 zwischen den Boston Bruins und den St. Louis Blues war ein Spiegelbild der regulären NHL-Saison: Die Partie bot Spannung, ein furioses Comeback und war fast bis zum Schluss offen.

Vor Spiel 1 arbeitete NHL-Commissioner Gary Bettman Zahlen zu dieser verrückten Saison 2018/19 in einer Pressekonferenz heraus. In der Hauptrunde gab es 138 Comebacks trotz mehrerer Tore Rückstand - ein Rekord in der Geschichte dieser Liga. Ein weiterer Indikator für jede Menge Spannung: 71 Prozent der Spielzeit waren die Partien ausgeglichen oder eine Mannschaft maximal mit einem Tor in Führung. In zehn Prozent der Spiele gab es späte Ausgleichstreffer in den letzten fünf Minuten einer Partie.

STL@BOS, Sp1: McAvoy bezwingt Binnington im PP

Einen Mikrokosmos dieser Statistiken bot ausgerechnet auch Spiel 1 des Stanley-Cup-Finales: St. Louis ging erst mit 1:0 (8.) und dann mit 2:0 in Führung (21.). Nur 76 Sekunden nach dem zweiten Treffer kam Boston wieder heran (23.) und wenig später zum Ausgleich (33.). Im dritten Drittel drehten die Bruins die Partie letztendlich auf 3:2 (46.) und kamen erst 109 Sekunden vor der Schlusssirene zum erlösenden 4:2 (59.). Spiel 1 bot somit eine über weite Strecken ausgeglichene Partie, eine Aufholjagd sowie eine denkbar späte Entscheidung. Oder kurzum: jede Menge Spannung.
Wie schon in der regulären Saison steht also auch der Auftakt ins Stanley-Cup-Finale für starke Comebacks. "Das wusste ich gar nicht", staunte Bostons Torschütze Sean Kuraly. "Wir haben einfach weitergespielt."
Die Initialzündung war der Anschlusstreffer durch Bruins-Verteidiger Connor Clifton zum zwischenzeitlichen 1:2. "Das erste Tor hat uns sicher geholfen, um reinzukommen. Danach haben wir zu unserem Spiel gefunden und besser gespielt", sagte Stürmer Patrice Bergeron. Sein Trainer Bruce Cassidy konnte da nur zustimmen: "Das Clifton-Tor hat uns und das Publikum zurück ins Spiel gebracht", so der Coach. "Wir sind das ganze Jahr schon widerstandsfähig. Trotz verschiedener Spieler in der Aufstellung, finden wir einen Weg, Tore zu produzieren, spielen hart und geben niemals auf."

STL@BOS, Sp1: Kuraly bringt Bruins im 3. in Front

Boston wurde danach von der eigenen Mentalität getragen, wie die Spieler unisono bestätigten. "Es zeigt wie resistent dieses Team ist. Egal was passiert. Wir halten zusammen, bleiben positiv und treiben uns gegenseitig an. Das ist das Besondere an dieser Mannschaft", unterstrich Stürmer Marcus Johansson, der allerdings auch mit dem Start seiner Mannschaft haderte. "Die elf Tage Pause waren lang. Es war schön, wieder spielen zu können. Es war viel los und es sind viele Emotionen hochgekommen."
St. Louis schien durch die kürzere Wartezeit zwischen den Spielen zunächst griffiger zu sein, was den 2:0-Vorsprung erklären könnte. Danach aber hatten die Blues ein Schussverhältnis von 11:30 vorzuweisen und sahen ihre Felle davonschwimmen.
"Eine 2:0-Führung ist tückisch im Eishockey", haderte Stürmer Brayden Schenn. "Wir hatten eigentlich einen guten Start ins Spiel, danach haben wir uns zu viele Puckverluste geleistet. Wir haben nicht hart genug vorgecheckt, konnten unser Körperspiel kaum durchbringen. Wir müssen disziplinierter sein, müssen weiterkämpfen und mehr schießen, mehr Verkehr vor Rask machen."
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"Wir müssen mit Führungen sorgsamer umgehen. Die nächsten Wechsel nach einem Tor sind enorm wichtig. Darauf müssen wir achten", hob auch Mitspieler David Perron den mahnenden Zeigefinger und führte auch die vielen Strafen (10:4) als Grund für den Leistungsabfall an. "Wir waren zu oft auf der Strafbank und haben dadurch unsere Gelassenheit verloren."
Auch im zweiten Aufeinandertreffen ist von einem engen Spiel und jeder Menge Spannung auszugehen. "Wir sind bislang immer stärker geworden, je länger die Serie gedauert hat", sagte Perron. "Es wird bis zum Ende ein Krieg werden. Es gibt nur sie oder wir", formulierte es Johansson deutlich martialischer.
Spiel 2 im Stanley-Cup-Finale steigt in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag um 2 Uhr MESZ (live bei NHL.tv, DAZN, Sport1+ und Teleclub Sport) erneut im TD Garden in Boston. Auf einer Führung sollten sich dann weder die Bruins noch die Blues ausruhen.