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Am Sonntag hätte Nico Hischier im Scotiabank Saddledome den wohl wichtigsten Treffer seiner noch jungen NHL-Karriere erzielen können. Im dritten Spielabschnitt beim Spielstand von 3:3 stahl sich der Nummer 1 Pick vom NHL Draft 2017 clever in den Rücken der Calgary Flames Abwehr.

Taylor Hall fütterte Verteidiger Ben Lovejoy an der blauen Linie, der beherzt abzog. Sein brachialer Schlagschuss fand seinen Weg durch die eng gestaffelte Flames-Defensive, wurde jedoch von Keeper Mike Smith denkbar knapp pariert. Von Smiths Stockhand viel das Spielgerät dem im Slot positionierten Hischier direkt vor die Füße. Der Walliser hatte das freie Tor vor sich und brauchte den Puck nur noch einzuschieben.
Als der vermeintlich geschlagene Smith dann aus dem nichts seine Torwartkelle ausstreckte und damit die Scheibe künstlerisch aus der Luft fischte, traute der junge Schweizer seinen Augen kaum. Mit tief gesenktem Kopf schlich Hischier zur Devils-Bank, wo er voller Verwunderung auf den Videowürfel starrte, um das eben erlebte zu rekonstruieren.

Hischier hätte eine grandiose Leistung krönen und seine New Jersey Devils in der hart umkämpften Partie in Front bringen können. Der blutjunge Schweizer Rookie ackerte unermüdlich und warf in seinem dreizehnten NHL-Spiel alles in die Waagschale. Mit fünf aufs Gehäuse der Flames abgegebenen Schüssen war Hischier der Aktivposten seiner Mannschaft.
Doch so sehr er sich auch bemühte, auch im sechsten Spiel nach seiner Zwei-Tore-Nacht am 19. Oktober gegen die Ottawa Senators wollte ihm kein eigener Treffer gelingen. Zwar verbuchte Hischier bei der 5:4-Niederlage nach Penaltyschießen gegen die Flames zwei Assists, doch waren diese eher ein Nebenprodukt seiner Torbemühungen.
In der vierten Spielminute des ersten Drittels erkämpfte sich Hischier gegen keinen Geringeren als Flames-Kapitän Mark Giordano die Scheibe und marschierte in die Offensivzone. Hischier zog aus vollem Lauf ab, doch der Goalie parierte den Handgelenkschuss mit seiner rechten Schiene. Hischiers Kollege in der ersten Sturmformation der Devils, Hall, verwertete den Nachschuss routiniert.

Nachdem New Jersey den jungen Schweizer beim NHL Draft 2017 auswählte, entwickelte sich um ihn ein riesiger Hype. Hischier trat auf unzähligen Veranstaltungen auf - sogar ein Sandwich wurde nach ihm benannt. Wo er auch auftauchte, das Geschrei war groß und der Wirbel um seine Person riesig.
Nach den ersten Partien im Devils-Dress wurde Hischier trotz magerer Punkteausbeute für seinen enormen Kampfgeist und seinen engagierten Backcheck von allen Seiten gelobt. Doch nach einigen Wochen verstummten die Lobeshymnen und der Linksschütze muss dem Druck, den er auch selbst mit aufgebaut hatte, standhalten.
Obwohl Hischier weiterhin das ungebrochene Vertrauen seines Trainerstabs genießt und in der Top-Sturmformation viel Einsatzzeit erhält, ist ihm in den vergangenen Tagen die fehlende Leichtigkeit deutlich anzumerken.
Im Eishockey ist es wie so oft im Leben, das Glück lässt sich nicht erzwingen. Verkrampfter Torhunger führt viel seltener zum Erfolg als Geduld und das Warten auf den richtigen Moment.
Dem jungen Schweizer sollte egal sein, dass mit Will Butcher und Jesper Bratt gleich zwei Rookies in der teaminternen Scorerliste vor ihm liegen, denn auch dank Hischiers enormen Mannschaftsdienst, spielen die Devils momentan ganz oben in der Metropolitan Division mit. Seinem Team tut es keinen Abbruch, dass der Knoten in puncto Tore schießen bei Hischier noch nicht geplatzt ist.