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Die New York Rangers können durchatmen. Immerhin gelang es, Spiel 3 am Sonntag in der Amerant Bank Arena bei den Florida Panthers mit 5:4 n.V. zu stehlen. Dabei schlugen nicht die üblichen Verdächtigen wie Artemi Panarin, Chris Kreider oder Mika Zibanejad zu, sondern Spieler, die sonst nicht in den Schlagzeilen stehen. So bekleideten die Doppelpacker Alexis Lafrenière (2-0-2) und Barclay Goodrow (2-0-2) sowie Siegtorschütze Alex Wennberg (1-0-1) die Hauptrollen in einem Overtime-Krimi der Spitzenklasse.

Unbesungene Helden

Während die Rangers-Superstars Panarin, Kreider und Zibanejad noch immer auf ihr erstes Tor im Eastern Conference Finale der Stanley Cup Playoffs 2024 warten – Panarin gab einen Assist, Kreider und Zibanejad sind nach drei Spielen noch punktlos – waren es die die sogenannten „Unsung Heroes“, also die „unbesungenen Helden“, die New York zur 2-1-Führung in der Best-of-7-Serie verhalfen.

„Sie haben ein Faceoffs gewonnen und an beiden Enden des Eises Verantwortung übernommen. Dass sie sich jetzt so belohnen konnten, ist unglaublich und großartig. Sie sind enorm wichtig für unsere Mannschaft“, lobte Rangers-Verteidiger Braden Schneider die starke Leistung von Lafrenière, Goodrow und Wennberg.

So verwunderte es nicht, dass New Yorks Trainer Peter Laviolette immer wieder auf dieses Trio zurückgriff – auch in brenzligen Szenen eines umkämpften Spiels. Drittreihen-Center Wennberg erhielt mit 16:41 Minuten die fünftmeiste, Zweitreihen-Rechtsaußen Lafrenière mit 15:58 Minuten die sechstmeiste und Viertreihen-Mittelstürmer Goodrow mit 15:39 Minuten die siebtmeiste Eiszeit unter allen Rangers-Angreifern.

Und das Trio lieferte. Und wie.

Lafrenière: Zwei Traumtore unterstreichen die steile Entwicklung

Lafrenière spielte nicht nur in der zweiten Sturmreihe neben Artemi Panarin und Vincent Trocheck, sondern wurde auch im Powerplay (1:29 Minuten) und in der Overtime (1:49 Minuten) eingesetzt. Mit seiner Schnelligkeit, Physis, Balance und feinen Schusstechnik machte der 22-Jährige ein ums andere Mal den Unterschied aus. So bei seinen sehenswerten Einzelaktionen samt Rückhand-Abschluss beim 1:1 (8.) und 3:2 (36.).

NYR@FLA ECF, GM3: Lafrenière nimmt es mit allen Verteidigern auf und erzielt ein Traumtor

„Ich habe im Sommer hart gearbeitet und mein Skating verbessert. Neben ‚Bread‘ und ‚Troch‘ zu spielen, hilft mir sehr“, sagte Lafrenière, der auch drei Checks austeilte, hinterher.

Der First-Overall-Pick aus dem NHL Draft 2020 brauchte drei Jahre, um endlich anzukommen. In den Playoffs 2023 war ihm in sieben Spielen kein einziger Scorerpunkt geglungen. In der regulären Saison 2023/24 schaffte er jedoch den Durchbruch mit einem Karrierejahr (28-29-57). In den Playoffs ist ebenso Verlass auf den linksschießenden Flügelstürmer.

„In den letzten anderthalb Jahren hatte er einen positiven Einfluss. Er ist nicht ohne Grund ein First-Overall-Pick“, sagte Schneider über Lafrenière. „Er arbeitet hart, auch an spielfreien Tagen. Sein Talent und sein Können sind immer zu sehen. Er ist ein positiver Typ, hat Vertrauen in sein Spiel. Er ist ein ganz besonderer Spieler. Sein erstes Tor war zuckersüß, sein zweiter Treffer einfach nur unglaublich.“

„Er ist ein spektakulärer Spieler, der solche Dinge beherrscht“, sagte Trocheck über die beiden Traumtore seines Reihenkollegen. „Wir wissen, was er zu leisten im Stande ist. Er ist da einfach durchgetanzt. Ich bin nicht überrascht: Er hat dieses Selbstvertrauen. Immer, wenn er am Puck ist, habe ich ein gutes Gefühl, dass er trifft.“

„Lafrenière hatte ein überragendes Spiel und hat am Puck heute den Unterschied ausgemacht“, stimmte auch Laviolette mit ein.

Goodrow: Playoff-Monster und PK-Experte

Goodrow hat seinen Wert als Postseason-Spezialist schon in sieben Playoff-Runs nachgewiesen. Mit dem Tampa Bay Lightning gewann er zwei Stanley Cups (2020 und 2021). Für die Rangers erzielte er den Siegtreffer in Spiel 2 in der Overtime und traf in Spiel 3 doppelt. Erst per gekonntem Abfälscher zum 2:1 (8.), dann mit einer fulminanten Direktabnahme in Unterzahl zum 4:2 (39.). Zusammen mit Trocheck bildet er ein festes Stürmer-Tandem im Penalty Killing und erhielt satte 6:44 Minuten Unterzahl-Eiszeit in Spiel 3. Laviolette tippte in wichtigen Momenten auf Goodrows Schulter, um den nächsten Wechsel anzuführen. Der 31-Jährige erhielt außerdem 1:14 Minuten Einsatzzeit in der Overtime. Neben einem Doppelpack revanchierte er sich mit zwei Checks und zwei Blocks.

NYR@FLA ECF, GM3: Goodrow fasst einen Trocheck-Pass in Unterzahl direkt ab

„Barclay ist fokussiert, macht die Drecksarbeit und nutzt seine Chancen eiskalt aus“, betont Laviolette. „Er trägt viel zu unserem Spiel bei. Wir verlangen von unseren Spielern, unterschiedliche Rollen einzunehmen. Er muss schwere Arbeit im Defensivspiel verrichten. Er hat aber auch schon wichtige und wertvolle Tore in den Playoffs geschossen. Dass er es jetzt wieder macht, überrascht mich nicht. Er arbeitet sehr hart für diese Treffer.“

„Du kannst dich immer auf ihn verlassen“, sagt auch PK-Partner Trocheck. „Er killt da draußen Strafen, er gewinnt die Faceoffs in der Defensivzone. Immer wenn es eng wird, dann willst du ihn auf dem Eis haben.“

Wennberg: Goldenes Tor als Belohnung

Den ultimativen Ritterschlag als „Unsung Hero“ erhielt Wennberg, der den Siegtreffer in der Overtime markierte, als er einen Schuss von Ryan Lindgren vor dem Tor mit dem Schläger-Schaft in den Winkel abfälschte (66.). Der 29-Jährige wurde vor der Trade Deadline von den Seattle Kraken akquiriert, um der Center-Position der Rangers mehr Tiefe zu verleihen. Als Mittelstürmer führte er die dritte Reihe um Jack Roslovic und Kaapo Kakko an und wurde in allen Situationen eingesetzt (1:04 Minuten im Powerplay, 1:12 im Penalty Killing, 1:11 in der Overtime).

NYR@FLA ECF, GM3: Wennberg fälscht einen Schuss vor dem Tor zum Siegtreffer in der Overtime ab

„Es war richtig gute Arbeit von ihm in allen Zonen“, stellte Laviolette ein gutes Zeugnis für seinen Siegtorschützen aus. „Er ist ein cleverer Spieler, er spielt hingebungsvoll, er gibt uns das, was wir brauchen. Beim Tor hat er sich in eine gute Position gebracht, um dem Torwart die Sicht zu nehmen und selbst den Puck abzufälschen.“

Wennberg selbst gab sich ganz bescheiden und verwies auf die Leistung des Kollektivs: „Wir spielen als Team und haben alle ein Ziel, zu dem wir alle etwas beitragen wollen.“

Der Schlüssel für das Stanley Cup Finale?

Genau das ist eine der großen Stärken der New Yorker, die auch in Spiel 4 am Dienstagabend (8 p.m. EDT; Mittwoch, 2 Uhr MESZ; Sky Sport, MySports, NHL.tv) in der Amerant Bank Arena von ihrer Tiefe und ihren unbesungenen Helden profitieren wollen.

„Wir haben vier Sturmreihen und drei Verteidigerpaare, die für Offensive sorgen können“, weiß Schneider.

Nach einer 2-1-Führung in der Best-of-7-Serie sind die Rangers nur noch zwei Siege vom Erreichen des Stanley Cup Finales entfernt.

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