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Ratlose und geschockte Gesichter füllten am Freitag das Pepsi Center der Colorado Avalanche in Denver. Das Team hatte gerade nach einer 4:3-Führung bis zehn Minuten vor Schluss mit 4:6 gegen die Minnesota Wild verloren. Damit sind die Avalanche jedoch keineswegs alleine. Seit mehr als einem Monat können viele Teams in der NHL nachvollziehen, wie es ihnen erging. Die furiose Schlussphase ist nur der neueste Beweis, dass die Wild seit sechs Wochen in absoluter Topform sind.

"Man muss daran glauben, dass man das Spiel drehen kann, nur wenn man diesen Glauben hat, kann man es auch schaffen", erklärte Wild-Trainer Bruce Boudreau. "Am Anfang der Saison hatten wir diesen nicht, aber jetzt denken unsere Spieler nie, dass ein Spiel verloren ist."
Boudreaus Posten als Trainer stand noch vor nicht allzu langer Zeit auf wackligen Beinen. Die Wild starteten miserabel in die Saison. Am 14. November hatten sie gemeinsam mit den Los Angeles Kings die schlechteste Ausbeute der gesamten Liga. Nach 18 Spielen standen nur sechs Siege (6-11-1) und 13 Punkte auf dem Konto. Die Wild holten bis zu diesem Zeitpunkt nur 36,1 Prozent der möglichen Zähler, seitdem ist das Team kaum wiederzuerkennen.
Seit dem 14. November holten die Wild 71,4 Prozent der möglichen Punkte und führen die Liga in diesem Zeitraum mit 30 Punkten aus 21 Spielen (13-4-4) an. Mit ihren mittlerweile 43 Zählern kletterten die Wild aus dem Tabellenkeller auf den neunten Platz der Western Conference. Sie liegen nur noch einen Punkt hinter den Dallas Stars und zwei hinter den Winnipeg Jets, die die Plätze zwei und drei der Central Division belegen.

MIN@COL: Zuccarello nutzt Nachschuss zum Ausgleich

Der Motor dieser Erfolgsgeschichte ist die schier unaufhaltbare Offensive der Wild, eine neu gefundene Qualität des Teams aus dem State of Hockey. Seit dem Beginn ihres Triumphzugs erzielten die Wild 76 Tore, mehr als jedes andere Team.
Der Sieg gegen die Avalanche war ein Paradebeispiel dafür, was den Angriff der Wild so stark macht. 13 von 18 Spielern verbuchten Punkte, die Verteidiger Ryan Suter, Carson Soucy und Brad Hunt trafen, die Veteranen Eric Staal und Mats Zuccarello erzielten ihr 15. und zehntes Tor der Saison und Victor Rask traf als Center der vierten Reihe. Die jungen Spieler Luke Kunin, Nico Sturm, Jordan Greenway, Joel Eriksson Ek und Kevin Fiala bereiteten Tore vor, der Schweizer Fiala war sogar an zwei Toren beteiligt. Diese Verteilung über das gesamte Team macht die Wild unberechenbar und in jeder Situation gefährlich, egal wer auf dem Eis ist, oder wer den Puck hat.
"Das ist in der ersten Hälfte dieser Saison einfach unsere Art", so Staal über das Comeback seines aus allen Rohren feuernden Teams. "Wir haben in der letzten Minute der ersten beiden Drittel Tore kassiert und haben uns trotzdem zurückgekämpft, haben weitergespielt und sind ruhig geblieben. Das verlangt Respekt vor vielen unserer Spieler. Das war ein wichtiger Sieg gegen ein Team aus unserer Division und so müssen wir weitermachen."
In den vergangenen sechs Wochen sind ihre besten Scorer mit je 18 Punkten Eric Staal (neun Tore, neun Assists) und Zach Parise (zehn Tore, acht Assists). Im ligaweiten Vergleich bedeutet das nur Platz 32. Jedoch punkteten 20 von 24 Spielern der Wild und jeder, der mehr als fünf Spiele bestritt. Die Verteidiger steuerten zwölf Tore und 53 Punkte bei und neun Spieler erzielten mindestens zehn Punkte. Zehn unterschiedliche Spieler lieferten die zwölf spielentscheidenden Tore.
Deutsche und Schweizer Fans können sich besonders über die Leistungen von Nico Sturm und Kevin Fiala freuen. Der St. Galler Fiala hatte mit einem Assist aus den ersten acht Spielen der Saison einen schwachen Start, ist seitdem allerdings einer der wichtigsten Leistungsträger. Seit Anfang November blieb er nur einmal für zwei Spiele in Folge ohne Punkt und war in 26 Partien an 22 Toren beteiligt (acht Tore, 15 Assists).

MIN@CHI: Fiala wird Tor nach Abfälschung zugesprochen

Sturm begann die Saison noch bei den Iowa Wild in der American Hockey League. Minnesota holte den Augsburger Ende vergangener Saison für zwei Spiele und belohnte seine Leistungen mit einem Vertrag für die neue Spielzeit. Sturm ist seit fünf Spielen Teil des NHL-Teams, sammelte zwei Assists und überzeugt mit starkem Abwehrverhalten und als Arbeiter und Kämpfer in allen Bereichen. So ermöglichte er etwa am Freitag Carson Soucy das 1:0 gegen die Avalanche, indem er Torwart Pavel Francouz perfekt die Sicht versperrte.
Aufgrund der Ausgeglichenheit des Teams scheinen selbst die Ausfälle wichtiger Spieler kaum eine Schwächung zu sein. Torwart Devan Dubnyk fehlte für 15 Spiele und feierte seit seiner Rückkehr drei Siege in vier Spielen. Jason Zucker, einer der wichtigsten Stürmer der Wild, fehlt mit einem gebrochenen Bein ebenso wie Mikko Koivu.
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Die Wild konnten die Ausfälle relativ problemlos kompensieren und haben die Qualität, ihren Erfolgskurs auch ohne einige ihrer Spitzenspieler fortzusetzen. Ihnen spielt außerdem in die Hände, dass sie bis Ende Januar neun von elf Partien zu Hause im Xcel Energy Center austragen werden. In ihrer Halle gingen sie diese Saison in 15 Spielen (10-2-3) nur zwei Mal leer aus und sicherten sich 76,6 Prozent der möglichen Punkte. Die Konkurrenz in der Western Conference und besonders der Central Division darf sich warm anziehen, wenn in St. Paul der Schlachtruf durch die Halle schallt: Let's go Wild.