Nach Buyout geht Seidenbergs Blick nach vorne
von Stefan HergetUm Dennis Seidenberg rankten sich in der vergangenen Saison häufiger Gerüchte. Seine Zahlen gingen seit seiner Knieverletzung im Dezember 2013, wegen der er die Hälfte der Saison 2013-14 verpasste, deutlich zurück. Eine Rückenverletzung vor der Saison 2015-16 sorgte dafür, dass er noch einmal zurückgeworfen wurde und erst im November in das Spieljahr starten konnte.
Ein Ergebnis daraus: 34 Spiele in der Saison 2013-14 mit zehn Punkten bei einem Treffer, volle 82 Spiele in der Saison 2014-15, aber nur 14 Punkte bei drei Toren und 61 Spiele in der Saison 2015-16 mit zwölf Punkten bei einem Treffer.
Seidenberg war nie ein großer Scorer und seine Qualitäten liegen definitiv im soliden defensiven Spiel, als offensiv zu produzieren. In seiner besten Saison, dem Jahr des Stanley Cup Gewinns 2011, kam er noch auf 32 Punkte mit sieben Toren und 25 Assists. Doch im immer schneller und enger werdenden Eishockey, ist es zunehmend wichtig, dass sich die Verteidiger ebenfalls verstärkt einbringen, Tore zu schießen oder wenigstens vorzubereiten.
Zwei Jahre Vertrag bis 2018 hatte der am 18. Juli 35 Jahre alt werdende Seidenberg noch bei den Boston Bruins und dieser beinhaltete neben insgesamt verbliebenen fünf Millionen US-Dollar Verdienst auch eine volle Non-Trade-Klausel, also er durfte ohne sein Einverständnis nicht zu einem anderen Team eingetauscht werden.
Der gebürtige Schwenninger betonte bei jeder Gelegenheit, dass er unbedingt in Boston bleiben wolle und er wähnte sich schon für die neue Saison auf der sicheren Seite, als sich die Deadline für einen Buyout am vergangenen Donnerstag um 17 Uhr Ortszeit unaufhörlich näherte.
Schließlich klingelte doch das Smartphone von Seidenberg am Morgen und am anderen Ende war General Manager Don Sweeney. „Es war ein Schock“, sagte Seidenberg gegenüber der Zeitung Boston Herald im Interview. „Donnie rief mich an und er sagte es wäre ein schwieriger Anruf für ihn, aber er müsse mich ausbezahlen, weil sie mit den Jungs weitergehen wollten. Erzählte mir, dass ich ein großartiger Typ bin und das war es.“

Als Trostpflaster erhält Seidenberg zwei Drittel des Gehaltes, also etwas vier Millionen ausbezahlt. Nach den Bestimmungen wird er nun in den nächsten vier Jahren den Bruins mit der Zahl 1.166.666 auf den Salary Cap (Gehaltsobergrenze) angerechnet, was bedeutet, dass das Team hier 2.833.334 in diesem und 1.833.334 im nächsten Jahr spart.
Sweeney nutzte den gewonnenen Spielraum um den jungen Verteidiger Torey Krug längerfristig zu binden und Stürmer David Backes vom Free Agent Markt zu verpflichten. „Wir haben unsere Philosophie und die Richtung mit unseren jungen Spielern etwas geändert und wollen ihnen die Gelegenheit bieten sich zu entwickeln, während wir die Möglichkeiten untersuchen, sowohl intern als auch extern, unseren Eishockeyklub weiterzuentwickeln“, sagte er.
Nicht ganz glücklich gewählt für Seidenberg war der Zeitpunkt der Auflösung, denn unmittelbar vor Öffnung der Free Agency die Mitteilung zu bekommen, beraubte ihn der Möglichkeit bereits anderen Mannschaften für Verhandlungen zur Verfügung zu stehen oder dass andere überhaupt Überlegungen anstellen konnten, ihn zu verpflichten.
Seidenberg merkte ein wenig süffisant an, dass es schön gewesen wäre, es etwas früher zu erfahren. Nun fängt er bei Null an und in den ersten Tagen seit Freitag kam es zu keinem Abschluss.
Ein Vorteil für die Verhandlungspartner ist, dass Seidenberg wohl kaum noch auf das große Geld angewiesen sein dürfte. Trotzdem wird sich die Suche nicht einfach gestalten, wie Landsmann Christian Ehrhoff, der sich ebenfalls nach einer neuen Aufgabe umsieht, im vergangenen Sommer feststellen musste und erst im September zu einem Abschluss kam.
Sollte es bis Anfang September nicht klappen, dann haben beide Deutsche die Möglichkeit sich beim World Cup of Hockey für Team Europa von ihrer besten Seite zu präsentieren, wenn die Öffentlichkeit und sicher auch die Trainer und General Manager zusehen werden.
Einstweilen konnte Seidenberg nur ein Fazit ziehen. "Ich habe es geliebt hier zu spielen“, sagte er dem Herald. „Auch das Leben in der Stadt. Das wird mir fehlen."