SWPrime

NHL.com/de hat sich kürzlich mit einigen Spielern aus der Liga unterhalten, um einen Einblick in breit gefächerte Themen zu bekommen. In dieser Ausgabe schreibt Christian Göbel über die Ernährung der NHL-Profis.
"Du fühlst dich besser, du spielst besser" so einfach fasst Tobias Rieder den Einfluss der richtigen Ernährung auf Eishockeyspieler zusammen. Sportler verdienen ihr Geld mit ihrer körperlichen Leistung. So wie andere auf ihr Arbeitsgerät aufpassen, müssen das auch Eishockeyprofis mit ihrem Werkzeug tun. Je nach Situation muss die Nahrungsaufnahme angepasst werden, um nachhaltig den Erfolg im Leistungssport sicherzustellen.

Ernährung wird immer wichtiger.
Eric Staal gehört mittlerweile zu den Veteranen der Liga und der Fokus auf die richtigen Nahrungsmittel wurde in seiner Karriere immer bedeutender: "Mit jedem Jahr, dass ich älter wurde, hat die Bedeutung zugenommen. Heutzutage, so wie die Teams organisiert sind, ist sich jedes Franchise sehr bewusst, was sie seinen Spielern vorsetzt. Wir haben in Minnesota eine nagelneue Trainingseinrichtung, dort gibt es jeden Tag Frühstück und Mittagessen - und zwar nicht jeden Tag Cheeseburger. Du bist dir also immer bewusst, was du deinem Körper gibst und das hilft dir dabei besser zu werden."
Wie in der Gesellschaft wird die Ernährung auch für NHL-Spieler immer bedeutender. Die Akteure werden durch Ernährungsexperten der Klubs geschult und lernen entsprechend der Belastung zu essen. Patrik Laine sagt von sich, dass er nicht der "gesündeste Esser" sei, aber als junger Spieler noch lerne, sich an das gesunde Essen zu gewöhnen und nicht mehr nur Süßigkeiten esse.

Nikita Kucherov fühlt sich schon etwas reifer und hat erkannt, dass die Ernährung entscheidend sein kann: "Mittlerweile habe ich diese Liga verstanden. Ich weiß wie hart es ist und wie sehr du auf deinen Körper aufpassen musst. Denn wenn die Playoffs kommen, musst du in der gleichen Form sein, wie zu Beginn der Camps. Du willst in oder vor den Playoffs nicht zunehmen, also musst du sehr diszipliniert sein."
Für Kucherov ist Sergei Gonchar ein Vorbild. Der russische Verteidiger war sich seiner Ernährung bewusst und hielt sich diszipliniert an seine Diät, kümmerte sich um seinen Körper und sein Warmup. Nicht umsonst spielte Gonchar auch nach seinem 40. Geburtstag noch in der NHL, ein Ziel für Kucherov: "Ich denke jetzt, dass ich auch so werden will."
Ähnliches: [Wie wichtig sind Zahlen und Statistiken?\]
Natürlich haben austrainierte Eishockeyspieler einen sehr hohen Grundumsatz und können durch das zusätzliche, harte Training weitaus mehr Kalorien zu sich nehmen, als der durchschnittliche Hobbysportler, doch die Art der Energiezufuhr ist ausschlaggebend. Der Körper benötigt den richtigen Brennstoff, um die im Training erbrachte Leistung wie gewünscht umzusetzen. Während Zucker und Fett auf der Liste der eher weniger geeigneten Stoffe landen, ist besonders Eiweiß ein entscheidender Bestandteil der Mahlzeit eines NHL-Profis. Proteine sollen die Regeneration fördern und den Muskelaufbau verbessern.
Victor Trochek hat seit er 18 Jahre alt war einen Ernährungsplan. Ihm wurde klar, bevor er in die NHL kam, wie wichtig es ist, was er zu sich nimmt und er achtet auf seine Ernährung. Er erhielt einen Diätplan, wobei dieser nicht das Ziel hatte Gewicht zu verlieren, sondern Masse aufzubauen. Trochek durfte viel essen, wobei klar darauf geachtet wurde, dass es sich um die richtigen Lebensmittel handelte. Ein persönlicher Ernährungsberater unterstützte den Jungprofi und half ihm besonders in der Anfangszeit die Umstellung durchzustehen. Der Erfolg gab Trochek recht und deshalb gilt der Plan noch heute.

Besonders nach dem Training und nach Spielen müssen die Spieler schnell wieder fit werden, deshalb nutzt auch Andre Burakovsky Mittel zur Nahrungsergänzung: "Nach Workouts nimmst du deine Shakes, deine Proteinshakes und regenerierst deine Muskeln. Ich denke mit der richtigen Ernährung kommt alles zusammen."
Das Ziel der bewussten Ernährung ist klar. Die Sportler sollen in Spielen Höchstleistungen abrufen können und so ihr Team zum Sieg oder langfristig zum Titel führen. Gerade deshalb ist besonders die Ernährung vor und nach den Matches von zentraler Bedeutung. Vor der Partie sollen die Profis zwar mit ausreichend Energie versorgt sein, aber nicht durch zu schweres Essen in der Leistungsfähigkeit beeinträchtigt werden. Auch die Nacht vor einer Partie soll nicht durch übermäßige Verdauungsaktivitäten unruhig werden.
Burakovsky beschreibt die Auswahl des Essens eines Spielers: "Am Tag vor dem Spiel brauchst du vermutlich abends etwas Leichtes und am Morgen danach ein großes Frühstück. Alles ist auf das Match ausgerichtet. Ich denke nicht, dass es gut ist, nachts auszugehen und etwas sehr schweres zu essen. Dann fühlst du dich die ganze Nacht voll und musst am nächsten Tag spielen."

Rieder merkt wie Burakovsky auch einen Unterschied: "Du fühlst dich gesunder und viel besser. Du spürst, dass du mehr Energie hast. Es ist einfach eine gesündere Lebensweise." Das Mehr an Energie ist genau das Zünglein an der Waage, das zwischen Erfolg und Misserfolg liegt. Und dieses Zünglein entscheidet, ob ein Spieler in der NHL spielt oder den Durchbruch nicht schafft. Josh Manson sagt: "Du musst schon ein ganz spezielles Talent sein, um in der NHL zu bleiben, ohne auf deinen Körper zu achten."
Hör auf deinen Körper.
Manson wuchs in Prince Albert auf und fand es recht schwierig sich dort mit gesunder Ernährung zu befassen. Ein einfacher schneller Snack bei einer Fast Food Kette stand des Öfteren auf der Tageskarte und als Heranwachsender machte er sich darüber keine Gedanken. Mittlerweile hat er seine Ernährung umgestellt und merkt, was seinem Körper gut tut. Nahrungsmittel von denen er weiß, dass sie ihn beeinträchtigen wurden vom Speiseplan verbannt und die Unterschiede sind beachtlich. Mit der Zeit wurde die gesunde Ernährung im Gehirn eingebrannt und sie erfolgt unterbewusst.
Tomas Hertl stellte vor zwei Jahren ebenfalls seine gesamte Ernährung um und machte einen Neustart mit viel Gemüse. An Spieltagen verzichtet er auf Gluten, da er sich besser fühlt, auch wenn er normales Brot liebt und ab und an nicht darauf verzichten kann. Dass Ernährung in der NHL immer professioneller wird bestätigt auch Hertl: "Ich habe mich nicht gut gefühlt, sobald ich Eier gegessen hatte und Tests haben das bestätigt. Ich habe also einiges geändert, um mich gut zu fühlen."
Selbstverständlich ist auch Eishockeyprofis eine Sünde ab und an erlaubt und sorgt für ein bisschen Abwechslung im Speiseplan. "Manchmal habe ich ein Dessert, weil ich es einfach brauche", gibt Hertl zu und ergänzt: "Man muss genießen dürfen, aber versuchen sich bewusst zu ernähren."