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Manch einem hierzulande wird es noch nicht klar sein, doch wenn die Hauptrunde dieser NHL-Saison in ein paar Wochen endet, dann geht gleichzeitig auch eine der renommiertesten Eishockey-Kommentatoren der letzten Jahrzehnte in den Ruhestand. Der 78-jährige Bob Miller, seit gefühlten Ewigkeiten 'die Stimme' der Los Angeles Kings, muss seine große Reporterlaufbahn Anfang April beenden.

Nach dann 3351 kommentierten Spielen und insgesamt 44 Jahren verliert die Journalistengilde damit einen ihrer besten Vertreter, verlieren die Kings nicht nur ihre offizielle und seit Jahren beliebte Stimme, geht gleichzeitig auch ein Stück Franchise- und sogar NHL-Geschichte zu Ende.
Die Hockey Hall of Fame in Toronto ehrte Miller bereits im Jahre 200 mit dem Foster Hewitt Memorial Award. Zudem wurde der Reporter in die Los Angeles Kings Hall of Fame aufgenommen, sowie auch in die Wisconsin Hall of Fame und die Südkalifornische Sport Broadcasters Hall of Fame. Der Presse-Bereich des Staples Centers in Los Angeles ist zu seinen Ehren nach ihm benannt worden. Bereits im Jahre 2006 wurde ein Stern auf dem 'Walk of Fame' in Hollywood zu seinen Ehren platziert.
Seine damals geäußerte Sorge, die Kings würden möglicherweise erst nach seinem Ruhestand mal einen Stanley Cup gewinnen, konnte er dann auch bereits im Jahre 2012 endlich loswerden, als die Franchise ihren ersten Titel errang und dieses Kunststück nur zwei Jahre später sogar noch einmal wiederholen konnte. Miller trägt die Stanley Cup-Ringe der Franchise übrigens mit großem Stolz, wie er kürzlich einmal während einer Übertragung betonte.

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Für den Sender Fox Sports West/Prime Ticket kommentiert Miller 'Play by Play', wie man in Nordamerika sagt, für die Kings nun schon seit 1973. Seit dem Jahre 1990 zusammen mit Partner, und Ex-Spieler der Franchise, Jim Fox.
Ganz freiwillig geht der hochdekorierte Journalist allerdings nun nicht. Nach zuletzt mehreren Herzoperationen zwingt die Gesundheit den Kommentator zum Rücktritt. "Ich bin sehr glücklich eine so lange und erfolgreiche Karriere miterlebt zu haben, doch das Ende hätte ich mir ja schon etwas anders gewünscht" erklärte Miller kürzlich.
Anlässlich einer extra zu diesem Anlass anberaumten Pressekonferenz im vertrauten Staples Center zu Los Angeles gab der Reporter seinen emotionalen Rücktritt dann auch ganz offiziell bekannt.
Klar, dass die Stimmung dabei etwas gedrückt und wehmütig war. "Ich denke, es ist Zeit für mich zu gehen. Ich hoffe, ich habe dann noch etwas Zeit für meine Familie übrig."
Seine Augen füllten sich mit Tränen. Auch die von seinem langjährigen TV-Partner Jim Fox, mit dem der 78-Jährige seit Jahren eines der renommiertesten Duos unter den Reportern bildet(e).
Die letzten beiden Spieler der Regular Season will Miller noch kommentieren. Beim Gastauftritt seiner Kings in Anaheim, bei den dortigen Ducks, wird die erfolgreiche und lange Karriere enden. Dann wird eine der bekanntesten Stimmen des Eishockeys in den Ohren von Millionen erst einmal weitestgehend verstummen. Eine Stimme, die Generationen von Fans vertraut ist, sie mit ihrer freundlichen, kompetenten und wohlklingenden Art in ihren Bann zog.
Eine wirkliche Wahl hat Miller nach eigenem Bekunden dabei leider nicht. Die Ärzte rieten ihm dringend zukünftig deutlich kürzer zu treten. Nach Bypass-Operationen und mehreren leichteren Herzinfarkten zuletzt ist sein Körper nicht mehr so belastbar, wie es der Job erfordern würde.
"Ich kann bei den Spielen, wenn ich kommentiere, einfach nicht herunterschalten. Wenn, dann bin ich voll und ganz dabei. Ganz oder gar nicht. Anders geht das eben nicht. Wenn man sich für etwas begeistert, dann ist das eben so." wird Miller in der Los Angeles Times zitiert.
Unzählige Kollegen hat Miller geprägt über die Jahre. So erklärte Pete Weber, der die Spiele der Nashville Predators im Fernsehen kommentiert, dazu: "Ohne ihn hätte ich nicht die Karriere erlebt, wie ich es nun durfte." Er war Millers Partner während der Jahre 1978 bis 1981. "Bob bedeutet mir sehr viel. Als Freund und als Journalist. Er hat mir beigebracht wie man sich vorbereitet, wie man den Job so bewältigt, wie er gemacht gehört. Ganz egal ob es sich um ein Vorbereitungs- oder um ein Playoff-Spiel handelt. Man muss immer alles geben, sein bestes abrufen. Und das ist typisch für Bob."
Die Kings stehen nun vor der großen Herausforderung einen Nachfolger für Miller finden zu müssen. Wirklich ersetzen wird man ihn wohl so schnell nicht können. Das ist allen Beteiligten dabei auch jetzt schon klar.
"Wir werden ihn niemals voll ersetzen können, das sollte uns klar sein" bestätigte auch Luc Robitaille gegen über der Zeitung. Der Präsident der Kings sieht die Aufgabe als große Herausforderung, versucht aber gleichzeitig den Nachfolger nicht über die Maßen unter Druck zu setzen. "Keiner kann ihn ersetzen. Wir brauchen nun aber jemanden, der unsere Spiele als Kommentator begleiten wird."

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Robitaille betonte gleichzeitig aber auch, dass Miller hinter den Kulissen gerne weiter im Umfeld des Teams mitarbeiten könne, wenn er das wolle. Doch Millers Frau Judy hat offenbar andere Pläne mit ihrem Ehemann. "Wir sind jetzt seit 53 Jahren verheiratet, und eigentlich war er nie wirklich bei mir zu Hause. Wir sollten uns vermehrt den Enkeln widmen, die ganz normalen Alltäglichkeiten zusammen erleben. Das wird bestimmt eine tolle Zeit für uns werden."
Miller wünscht sich vor allem, dass er den Fans gut in Erinnerung bleiben wird. "Das wäre das größte für mich, wenn die Leute sagen würden 'Es war immer schön mit ihm sprechen zu können und seine Übertragungen haben mir Freude gemacht'. Nun, da wird sich Bob Miller garantiert keine Sorgen machen müssen. Selbst hier bei uns in Mitteleuropa gibt es so einige, die seine Übertragungen stets sehr genossen haben. Ich selber zähle auch zu denjenigen. Auch ich werde ihn vermissen. Alles Gute, Bob Miller! Es war, auch mir, über viele Jahre ein echtes Vergnügen!