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Die Szenen am Sonntag in der Capital One Arena erschienen nur allzu vertraut. Die Washington Capitals verließen zum letzten Mal in dieser Saison einzeln das Eis, ihre Stanley Cup Träume wurden zum dritten Mal in Folge in der ersten Runde der Stanley Cup Playoffs abrupt beendet.

Die Capitals schieden nach einer 1:3-Niederlage gegen die Boston Bruins im fünften Spiel aus, in dem Washingtons Stars einmal mehr nicht in der Lage waren, sich in die Torschützenliste einzutragen, obwohl die Hauptstädter 41:19 Schüsse auf den Kasten der Bruins abgaben. Die Niederlage besiegelte die Tatsache, dass das Team immer noch keine Postseason-Serie gewonnen haben, seit es 2018 zum ersten Mal den Stanley Cup in den Händen halten durfte.
Dementsprechend groß war die Enttäuschung nach dem Spiel: "Wir spielen die ganze Saison über dafür, spielen um den Stanley Cup", machte Kapitän Alex Ovechkin deutlich. "Es ist schwer zu verlieren. Niemand will verlieren, richtig? Wir versuchen immer unser Bestes zu zeigen. Offensichtlich können wir es besser machen. Es ist sehr enttäuschend. Es ist ein schlechtes Gefühl, wenn man weiß, dass man ein ziemlich gutes Team hat."

WSH@PHI: Ovechkin trifft mit Schlagschuss als Erstes

Dass es die Capitals nicht schafften, obwohl sie mit einem 3:2-Sieg nach Verlängerung am 15. Mai optimal in die Best-of-7-Serie gegen Boston gestartet waren, hatte vielfältige Gründe, die es in der jetzt anstehenden langen Sommerpause in Reihen der Hauptstädter zu analysieren gilt.
Knappe Niederlagen in den Spielen 2 und 3 zogen den Zahn
Washington, das sich in der regulären Saison 2020/21 nur ein einziges Mal vier Mal in Folge geschlagen geben musste, verlor am Sonntag ausgerechnet in der wohl wichtigsten Begegnung des Jahres das vierte Playoff-Spiel hintereinander und damit zugleich die Best-of-7-Serie.
Vor weniger als einer Woche waren die Caps keine drei Minuten davon entfernt, eine 2:0-Serienführung gegen die Bruins zu erzielen. Jetzt verabschiedeten sie sich mit einer 1:3-Niederlage im fünften Duell aus der Postseason.
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Washington konnte die Führung im dritten Drittel von Spiel 2 nicht halten und auch in der entscheidenden Phase von Spiel 3 in Boston gelang es nicht, ein weiteres Tor zu erzielen. Beide Spiele gingen in der Verlängerung verloren, und als sie in Spiel 4 am Freitag in Boston zudem schlecht spielten, hatten sie faktisch keinen Spielraum mehr, mit dem sie arbeiten konnten.
In Spiel 5 am Sonntag brauchten die Mannschaft unbedingt einen Sieg, um am Leben zu bleiben. Zwar präsentierte sich die Mannschaft deutlich verbessert, aber es reichte erneut nicht. Sie gerieten im zweiten Drittel mit 0:2 in Rückstand und konnten sich davon nicht mehr erholen. "Die ersten drei Spiele waren knapp", analysierte Trainer Peter Laviolette. "Sie hätten so oder so ausgehen können. Im Nachhinein werden wir die Art und Weise, wie wir das vierte Spiel gespielt haben, bereuen. Heute Abend haben es unsere Jungs versucht. Sie haben gekämpft. Wir haben daran gearbeitet, defensiv eng zu spielen, wollten es unbedingt schaffen, und der Einsatz war da. Ich denke, auf Spiel 4 werden wir zurückblicken und enttäuscht sein. Aber die ersten drei Spiele waren eine Wundertüte, und heute Abend haben wir es einfach nicht hinbekommen."

BOS@WSH, Sp5: Pastrnak mit einer Einzelleistung

Ovechkin diesmal nicht in Top-Form
Im Blickfeld steht nach dem frühen Aus der Hauptstädter ab sofort auch die Frage nach der sportlichen Zukunft von Superstar Alex Ovechkin, der als Letzter in der Handshake-Zeremonie nach dem Spiel bei den Capitals antrat und die Fans ausgiebig grüßte, bevor er letztendlich das Eis verließ.
Der 35-Jährige geht als Free Agent in die neue Saison, da sein 13-Jahres-Vertrag über 124 Millionen Dollar, den er 2008 unterschrieben hat, jetzt ausläuft. Das Management der Capitals hat mehrfach betont, dass das Team mit dem Russen verlängern möchte, und Besitzer Ted Leonsis sagte, er sei "nicht besorgt" darüber, dass Ovechkin die Saison beendet, ohne dass ein neuer Vertrag ausgearbeitet wurde. Der Spieler selber wollte nach dem Ausscheiden nicht über seinen Vertragsstatus sprechen.
"Ich würde gerne glauben, dass er zurückkommen wird", sagte Laviolette. "Das ist sein Team."
Ovechkin hatte zwei Tore und zwei Assists in der Fünf-Spiele-Serie verbucht, konnte aber nicht in von ihm gewohnten Umfang produzieren. Er hatte sich gegen Ende der regulären Saison eine Unterkörperverletzung zugezogen und verpasste sieben von acht Spielen, bevor er im Finale der regulären Saison erstmals wieder zum Einsatz kam. Er beendete die reguläre Saison mit 24 Toren und hat in seiner Karriere 730 Tore erzielt. Damit liegt er hinter Marcel Dionne auf Platz fünf der ewigen Torjägerliste der NHL.

WSH@BOS, Sp3: Ovechkin nutzt Manthas Pass in Überzahl

Breite im Sturm nicht groß genug
Dass Ovechkin zuletzt nicht in Gala-Form war wog umso schwerer, da neben den beiden Treffern des Superstars die restlichen Top-Stürmer der Capitals nur zwei weitere Tore in der Serie zustande brachten. T.J. Oshie und Tom Wilson zeichneten für diese verantwortlich.
Center Nicklas Backstrom, der die Capitals in der Anfangsphase der Saison mit seiner Offensivleistung anführte, schien in den Playoffs einen Schritt langsamer zu sein und war weitgehend ein Nicht-Faktor. Anthony Mantha, der mit großen Erwartungen gestartete Neuzugang von den Detroit Red Wings, lieferte in den ersten fünf Spielen der Postseason zwei Assists, aber kein Tor.
Powerplay funktionierte nicht
Zum dritten Mal in Folge hatte Washington im für den Kader letzten Spiel der Saison einige frühe Powerplay-Möglichkeiten, um dadurch in Führung zu gehen, aber es gelang nicht. Drei Möglichkeiten alleine im ersten Drittel kamen und gingen, ohne dass dabei viel herausgekommen wäre.
Die Versuche waren inkonsequent, die Zeit in der Angriffs-Zone knapp. Washington konnte in diesen sechs Minuten Powerplay ganze vier Schüsse auf das Tor der Bruins abgeben, als es immer noch 0:0 stand. Weniger als eine Minute nach Ablauf der dritten Überzahlsituation Washingtons ging dann Boston mit 1:0 in Führung.
Offensivbemühungen insgesamt häufig zu unpräzise
Washington gab in Spiel 4 nur insgesamt 20 Torschüsse ab. Am Sonntag erreichte das Team diese Anzahl schon in der Mitte des zweiten Spielabschnitts. Aber zu viele dieser Schüsse trafen Bostons Torhüter Tuukka Rask. Es gab nur wenige zweite Chancen und die Bruins ließen so gut wie nichts aus dem Spiel heraus zu, wie es fast die gesamte Serie über der Fall war.
Washington erzielte in den fünf Begegnungen nur 10 Tore, hatte aber früh in der Serie durchaus einige Erfolge mit Tipps und abgefälschten Schüssen. Als der Gegner sich besser darauf eingestellt hatte, es Boston erfolgreicher gelang dies zu unterbinden, gingen die Schüsse der Capitals zu häufig weit vorbei oder fielen den Verteidigern der Bruins vor die Füße, die dann häufig klären konnten.
So eng die Serie zu Beginn auch war, Boston erzielte neun der letzten 11 Tore in der Serie. Nachdem die Caps in Spiel 3 eine Führung im dritten Drittel aus der Hand gegeben hatten, lagen sie danach zu keinem Zeitpunkt der Serie mehr in Führung.
Auch Michael Raffl konnte nicht helfen
Nach knapp acht Jahren in Reihen der Philadelphia Flyers wechselte der Österreicher Michael Raffl im April zum Titelkandidaten nach Washington.

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Der 32-Jährige erhoffte sich durch diesen Trade sicherlich auch eine wesentliche Verbesserung seiner persönlichen Titel-Chancen. Jetzt steht fest, einen großen Einfluss auf das Geschehen konnte Raffl nicht nehmen. In den ersten vier Begegnungen seiner neuen Mannschaft in der K.o.-Phase gegen die Bruins wirkte der Österreicher zwar mit, blieb dabei aber punkt- und torlos. In Spiel 5 am Sonntag stand er nicht im Kader. Da der Vertrag von Raffl im Sommer ausläuft, erscheint seine Zukunft in Washington ungewiss.