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An der Trading Deadline am 1. März, erlebte Mark Streit den wohl spektakulärsten Tag seiner Karriere. Am Morgen noch Bestandteil der Mannschaft der Philadelphia Flyers, die gerade außerhalb der Playoffs um die Teilnahme daran kämpften, wurde der 39-jährige Schweizer am frühen Nachmittag zu den Tampa Bay Lightning getradet, die ebenfalls nicht in den Playoff Rängen vertreten waren und um den Anschluss rangen.
"Ich hatte am Morgen ein kurzes Gespräch mit dem GM", erzählte Streit NHL.com/de. "Er teilte mir mit, dass einige Teams Interesse hätten. Gegen 14 Uhr rief er mich an und sagte sie hätten mich nach Tampa getradet und er wünsche mir alles Gute. Das geht hier alles sehr schnell."

Die Lightning waren zwar als großer Favorit in die Saison gestartet, konnten aber einige Verletzungen, darunter Starspieler Steven Stamkos, nicht kompensieren. Der Traum vom Gewinn des Stanley Cups schien für den Berner in weite Ferne gerückt, zumal sein Vertrag am Saisonende ausläuft und die Fortsetzung der NHL-Karriere damit in den Sternen steht.
"Ich habe dann meinen Agenten angerufen und er sagte zu mir ich solle bis 15 Uhr abwarten, weil es könnte noch etwas passieren", schilderte Streit weiter. "Und tatsächlich passierte es dann und es ging im gleichen Staat 450 km westlich nach Pittsburgh. Für mich eine tolle Sache."
Streit wusste damals schon, dass Pittsburgh, trotz der Tatsache, dass seit 1998 keine Mannschaft ihren Stanley Cup Titel mehr verteidigen konnte, wesentlich bessere Aussichten bot, die begehrte Trophäe noch zu gewinnen, als Tampa Bay oder Philadelphia.

Heute, genau 86 Tage später, ist der Einzug in das Stanley Cup Finale nach dem Sieg in Spiel 7 gegen die Ottawa Senators perfekt. Nur noch vier Siege trennen Streit vom großen Coup, doch als Gegner stehen dort ausgerechnet die Nashville Predators im Weg, wo seine Freunde aus Bern, Roman Josi und Yannick Weber verteidigen, mit denen er regelmäßig im Sommer trainiert.
Weiterer Wehrmutstropfen für Streit könnte die Tatsache sein, dass sein Einsatz im Finale nicht sicher sein dürfte, weil er bisher nur in drei Playoff-Spielen im Eastern Conference Finale zum Einsatz kam, aber in Spiel 7 wieder durch den wiedergenesenen Justin Schultz ersetzt wurde.
"Wir haben sehr viel Tiefe und ein großes Spielerreservoir", betonte Streit vor den Playoffs. "Für einen Lauf in den Playoffs ist das alles unheimlich wichtig. Trotzdem gibt es natürlich nichts besseres, als aus den Vollen zu schöpfen, wenn alle gesund sind."
Alle sind zwar nicht gesund, aber doch genug, dass Streit teilweise nicht spielen darf. Es wäre dem sympathischen Verteidiger zu gönnen, dass er am Ende seiner Karriere nicht die große Chance verpassen würde, ein Stanley Cup Finale zu spielen.
Schließlich ist normalerweise ein Einsatz hierin notwendig, um auf dem Stanley Cup namentlich verewigt zu werden. Seine Freunde Josi und Weber dürften etwas dagegen haben, dass Pittsburgh überhaupt gewinnt, obwohl auch sie es ihm im Nachhinein sicher gönnen würden, denn keiner hat mehr für das Schweizer Eishockey in der NHL getan als Mark Streit und auch ihnen den Weg in der Liga geebnet.
Fakt ist, dass es zum ersten Mal seit 2006 und zum dritten Mal nach diesem Jahr und 2001 einen Schweizer Stanley Cup Sieger geben wird. Doch nach den Torhütern David Aebischer (mit Colorado Avalanche in 2001) und Martin Gerber (mit Carolina Hurricanes in 2006) wird es zum ersten Mal ein Feldspieler sein, der den altehrwürdigen Pokal in den Händen halten darf.