CHI@SEA: DeBrincat überwindet Grubauer im Alleingang

Am Mittwochabend verloren die Seattle Kraken in der heimischen Climate Pledge Arena mit 2:4 gegen die Chicago Blackhawks. Dabei standen sich mit Philipp Grubauer und Marc-Andre Fleury zwei der drei Vezina-Trophy-Finalisten aus der Vorsaison gegenüber. Für den deutschen Torwart gab es im 200. NHL-Start am Ende nichts zu feiern.

Erstes Aufeinandertreffen der Vezina-Trophy-Finalisten
Grubauer (3.) und Fleury (1.) zählten zusammen mit Andrei Vasilevskiy (2., Tampa Bay Lightning) zu den besten drei Torhütern der Saison 2020/21. Im Sommer wechselten sowohl Grubauer (von den Colorado Avalanche zu den Kraken) als auch Fleury (von den Vegas Golden Knights zu den Blackhawks) den Klub und standen sich in der Spielzeit 2021/22 erstmals gegenüber. Mit dem besseren Ende für Fleury (31 Saves, 93,9 Prozent Fangquote), der dabei half, den 200. NHL-Start in der Karriere von Grubauer (15 Saves, 83,3 Prozent) zu verderben.
Einen großen Anteil daran hatte auch Chicagos Verteidiger Seth Jones, der den Stein mit seinem Führungstreffer ins Rollen brachte, damit seinen 300. NHL-Scorerpunkt erzielte und seine persönliche Punkteserie auf sieben Spiele (2-5-7) ausbaute, was einen persönlichen Rekord bedeutet. Beim Angriff vor dem 1:0 wanderte der Puck wie am Schnürchen gezogen von Patrick Kane über Alex DeBrincat auf das Tape von Jones, der vor dem rechten Pfosten per Tip-in traf (16.). "Jones ist überragend", so DeBrincat. "Er ist talentiert, er ist schnell und bringt eine ganz andere Dynamik mit. Dadurch haben wir vier statt drei Spieler im Angriff. Er hat uns in dieser Saison schon sehr geholfen."

CHI 4, SEA 2

Blackhawks-Konter führen zum Erfolg
Seattle suchte nach einer Antwort und betrieb im zweiten und dritten Drittel eine Menge Aufwand (30:11 Schüsse), doch ins Tor trafen zunächst weiterhin die Gäste aus Chicago: Kirby Dach hebelte die Kraken-Defensive mit einem Stretch-Pass auf den schnellen DeBrincat aus, der frei vor Grubauer über dessen linke Schulter in den rechten Knick traf (23.). "Er findet die freien Zonen auf dem Eis und ist als Schütze gefürchtet, seitdem er in diese Liga kam", freute sich Kane für DeBrincat.
Anfang des dritten Durchgangs waren die Blackhawks mit dem nächsten schnellen Konter erfolgreich: Der Schweizer Philipp Kurashev (13:22 Minuten Eiszeit, ein Schuss, +1) drang im Vollsprint in die Offensivzone ein und legte quer zum mitgelaufenen Kane, der die Scheibe zum 3:0 unter die Latte schweißte (46.). Grubauer war erneut ohne den Hauch einer Chance.
Bei den Kraken keimte aber noch einmal Hoffnung auf: Im Powerplay erhöhte Seattle den Druck, Jared McCann verkürzte mit einem Abstauber aus dem Gewühl vor dem Tor heraus auf 1:3 (55.). Kurz darauf gingen der Liganeuling voll ins Risiko und nahm Grubauer für einen zusätzlichen Angreifer vom Eis. Yanni Gourde besorgte mit einer fulminanten Direktabnahme vom rechten Bullykreis den 2:3-Anschlusstreffer (59.). Die Kraken hatten nun das Momentum, doch das letzte Tor des Tages erzielte Chicagos Jake McCabe ins leere Tor (60.).

CHI@SEA: Jones trifft zu seinem 300. Punkt in der NHL

Unterschiedliche Formkurven
Für die Blackhawks war es unter ihrem neuen Trainer Derek King bereits der vierte Sieg in Folge. Seitdem King am 6. November als Interimslösung übernahm, ist Chicago noch ungeschlagen. Unter dem neuen Coach haben sich auch Fleurys Leistungen merklich stabilisiert: In drei Starts in diesem Zeitraum kommt der 36-jährige Kanadier auf drei Siege, einen Gegentorschnitt von 1,63 und eine Fangquote von 95 Prozent. In den vorausgegangenen acht Spielen hatte Fleury nur einen Sieg festhalten können (1-7-0), bei 4,11 Gegentoren pro Spiel und einer Fangquote von 88,1 Prozent. In Seattle zeigte er sich wieder von seiner Schokoladenseite. Seine beste Parade gelang ihm in der 24. Minute, als er Gourde mit einem athletischen Monster-Save verblüffte.
Die Kraken kassierten dagegen die fünfte Niederlage in Serie und gingen dabei komplett leer aus (0-5-0). "Es ist frustrierend", sagte McCann. "Ich wünschte, ich hätte eine Antwort darauf. Wir müssen das bereinigen. Ich bin frustriert. Ich möchte gewinnen. Ich denke, jeder in unserem Team möchte das. Momentan läuft es nicht so, wie wir wollen. Aber wir schießen uns auch selbst in den Fuß."
Seattles ursprüngliches Ziel, über eine sattelfeste Defensive zu kommen, ging bislang nicht auf: Durchschnittlich kassiert das Team 3,69 Gegentore pro Partie, was den zweitschlechtesten Wert in der gesamten Liga bedeutet. Auch Grubauer konnte diese Blutung noch nicht stillen: Der 29-jährige Rosenheimer kommt in 13 Starts in der laufenden Saison auf einen Gegentorschnitt von 3,18 und eine Fangquote von 87,7 Prozent.
"Dieses Team ist widerstandsfähig", betonte Kraken-Trainer Dave Hakstol. "Mir hat die Widerstandsfähigkeit im zweiten und dritten Drittel gefallen. Diesen Schub müssen wir bis zum nächsten Puck-Drop mitnehmen."
Dieser ist in der Nacht von Freitag auf Samstag (10 p.m. ET, NHL.tv, 4 Uhr MEZ) gegen Grubauers Ex-Team, den Colorado Avalanche.