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Linden & Co. verfolgen eine Mission

von Bernd Roesch

Neue Köpfe die Handeln. Nach einer für sie enttäuschend verlaufenden Spielzeit 2013/14, die sie mit mageren 83 Punkten als drittschlechtestes Team der Western Conference abgeschlossen hatten, sah sich die Franchise aus der westkanadischen Metropole dazu gezwungen zu handeln. Sie hatten nicht nur zum ersten Mal seit 2008 die Playoffs verpasst, sondern auch viel Kredit bei ihren Anhängern verloren. Mit 196 Treffern bildeten sie, die drei Jahre zuvor noch bis in das Stanley Cup Finale vordringen konnten, das offensivschwächste Team des Westens. Kein Canuck kam auf mehr als 50 Scorerpunkte. Teamkapitän Henrik Sedin war mit eben dieser Ausbeute und dem 88. Rang in der Liga noch ihr Bester.

Die Aussichten darauf, dass sie in den nächsten ein, zwei Jahren wieder an alte erfolgreiche Zeiten anknüpfen könnten, standen nicht gut. Es war sogar zu befürchten, dass sie auch noch hinter den kleineren, bezüglich des Jahresetats, Clubs aus Edmonton und Calgary landen würden.

Am 9. April, einen Tag nachdem Mike Gillis beurlaubt wurde, wurde ihr ehemaliger Kapitän Trevor Linden zum President of Hockey Operations ernannt. Der 44-Jährige war schon zu seiner aktiven Zeit bei den Canucks von 1988-1998 und von 2001-2008 der beliebteste Spieler gewesen, dem die Fans stets Anerkennung zollten. Nicht nur aufgrund seines Engagement auf dem, sondern auch neben des Eises. Er gründete 1995 eine Wohltätigkeitsorganisation, die Trevor Linden Foundation, die sich zur Aufgabe gemacht hatte, für Hilfsbedürftige in der Region Geld zu sammeln. Jährlich veranstaltete er ein Golfturnier dessen Erlös dem BC Kinderkrankenhaus gespendet wurde. Linden, der zwischenzeitlich von 1998 bis 2001 auch für die NY Islanders, Canadiens und Capitals spielte, hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass er sich mit Vancouver tief verbunden fühlt: "Das Trikot der Vancouver Canucks zu tragen, war für mich schon immer das Größte gewesen."

Wie sehr ihm die Canucks am Herzen liegen wurde auch unverzüglich nach seinem Amtsantritt erkennbar. Er ließ nicht viel Zeit verstreichen, um mit dem Neuaufbau zu beginnen. Nach Saisonende wurde Cheftrainer John Tortorella entlassen. Drei Wochen später engagierte Linden Jim Benning als neuen General Manager. Mit dem ehemaligen Verteidiger Benning, der seit 2006 Assistent General Manager bei den Boston Bruins gewesen war, hatte Linden zu Beginn seiner NHL-Karriere noch drei Jahre zusammen für die Canucks auf dem Eis gestanden. "Wir haben dieselben Vorstellungen, wie wir das Team nach vorne bringen können", begründete Linden damals seine Entscheidung für den 51-Jährigen. Ihre erste Aufgabe war es einen neuen Übungsleiter zu finden. Es sollte kein Schnellschuss werden und so dauerte es vier Wochen bis die beiden Macher der Canucks fündig wurden und am 23. Juni Willie Desjardins als den 18. Coach in der Franchisegeschichte der Canucks vorstellen konnten. Für den 57-jährigen Desjardins ist es der erste Job als Headcoach eines NHL-Teams. Auf der Pressekonferenz zu dessen Amtseinführung prognostizierte Linden eine 'große Woche' für die Canucks. Er hatte nicht zu viel versprochen! Die drei 'Rookies' in ihren Ämtern sorgten sowohl beim anstehenden NHL Draft, wie auch zur Eröffnung der Free Agent Periode für Furore. Sie zeigten mit Tatkraft, dass der neue Slogan der Canucks 'Change is coming.' nicht nur ein leeres Versprechen ist.

Wer nicht mehr gewillt ist bei den Canucks zu bleiben, für den stehen sämtliche Türen offen zu gehen. Gesagt, getan: Kesler, mit 25 Treffern in der vergangenen Saison ihr erfolgreichster Torschütze, sehnte sich danach zu wechseln. Für ihn wurde mit den Anaheim Ducks ein neuer Arbeitgeber gefunden. Jason Garrison, ihren punktbesten Verteidiger gaben sie an die Tampa Bay Lightning ab, den hierfür erhaltenen Draft Pick der zweiten Runde nutzten sie um sich die Rechte an Los Angeles Perspektivspieler Linden Vey zu sichern, dessen Bruder Shaun hier in Vancouver lebt. Vey ist begeistert von den Canucks: "Vancouver ist eine großartige Eishockeystadt. Schau dir die Fans an und welche Unterstützung man hier aus ganz B.C. bekommt. Als ich in diesem Jahr hier ein Spiel besucht habe, habe ich meine Freundin angerufen und ihr gesagt, dass ich eines Tages ein Teil der Canucks sein und hier spielen möchte."

Auch die Stürmer Nick Bonino und Derek Dorsett sowie Verteidiger Luca Sbisa zählen zu den neuen Gesichtern der Westkanadier. Der Schweizer Sbisa sieht es nach eigenem Bekunden als Chance hier ein neues Kapitel aufzuschlagen, an einem Ort, an dem er von den Olympischen Winterspielen 2010 her nur gute Erinnerungen hat. Auch mit Sbisas Nationalmannschaftskollegen Yannick Weber wurden sich die Canucks schnell einig. Der 25-jährige Blueliner bekam einen mit US$ 850.000 dotierten Einjahresvertrag. Den durch die diversen Trades freigewordenen Spielraum beim Salary Cap nutzten die Canucks um den erfahrenen Schlussmann Ryan Miller unter Vertrag zu nehmen. Einen Tag danach war der Vertrag mit Rechtsaußen Radim Vrbata, der zuletzt für die Arizona Coyotes stürmte, unterschriftsreif. Linden, Benning und Desjardins legen ein enormes Tempo vor bei ihrem Unterfangen ein wettbewerbsfähiges Team im Kampf um den Titel aufzustellen. Dabei setzen sie auch auf die Unterstützung ihrer Fans. Linden hatte in einem persönlichen Brief an alle Dauerkarteninhaber diesen eine Geld-zurück-Garantie bis zum 15. Juli gegeben, sollten sie nicht damit zufrieden sein, wie sich der Umbau gestaltet.

So wie die Vorbereitung auf die neue Saison angelaufen ist, kann ich mir nicht vorstellen, dass sich viele dazu entscheiden werden, dieses Angebot des sympathischen Sportdirektors wahrzunehmen. Er hat hier eine Mission zu erfüllen, die ihm eine Herzensangelegenheit ist.

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