WSH@MIN: Fiala versenkt seinen Versuch im Shootout

Trotz einer Reihe von Verletzungen gelang den Minnesota Wild am Samstag mit einem 3:2 gegen die Washington Capitals zu Hause im Xcel Energy Center der zweite Sieg innerhalb von drei Tagen. Es sah über weite Strecken des Spiels nicht so aus, als könnten die ersatzgeschwächten Hausherren einen Erfolg einfahren. Mit einer dramatischen Schlussphase und den entscheidenden Toren im Penaltyschießen durch Kevin Fiala und Frederick Gaudreau sicherte sich Minnesota dennoch zwei Punkte.

Den Wild fehlten neun Stammspieler. Torwart Cam Talbot, die Verteidiger Jared Spurgeon und Jonas Brodin und die Stürmer Kirill Kaprizov, Joel Eriksson Ek und Nick Bjugstad fielen alle verletzt aus. Die Stürmer Brandon Duhaime und Jordan Greenway und Verteidiger Alex Goligoski konnten nicht antreten, da sie sich im COVID-Protokoll befinden.
"Wir haben heute so viele Dinge wirklich gut gemacht", lobte Minnesotas Trainer Dean Evason. "Angefangen bei unserem Torhüter (Kaapo Kahkonen), über die Abwehr, die gegen Stanley Cup Champions wirklich gut war. Darauf sind wir stolz und darauf, wie wir zusammengehalten und zusammen gekämpft haben und hartnäckig geblieben sind, um am Ende den Sieg zu holen."
Für Minnesota bedeuteten die Ausfälle nicht nur, dass sie mit zahlreichen Spielern auflaufen mussten, die für gewöhnlich bei den Iowa Wild in der American Hockey League zum Einsatz kommen, sondern auch, dass die verbleibenden Stammspieler mehr Verantwortung und ungewohnte Rollen übernehmen mussten. Allen voran galt das für den Schweizer Stürmer Fiala, der nach dem Ausfall des Stars Kaprizov der gefährlichste Angreifer des Teams und ein Führungsspieler sein sollte.
"Ich bin immer noch einer der jüngeren Spieler, aber egal ob wir unser komplettes Team haben, oder so antreten wie heute, ich soll immer eine Führungsrolle in diesem Team übernehmen", erklärte Fiala. "Das versuche ich immer zu tun. Wir haben viele Führungsspieler in unserer Mannschaft und hier kann jeder entscheidend sein. Das ist einfach cool an unserem Team."
Fiala rückte in die erste Reihe neben Ryan Hartman und Mats Zuccarello auf Kaprizovs Position. Den russischen Außenstürmer zu ersetzen, ist ein hoher Anspruch, immerhin ist er mit 40 Punkten (14 Tore, 26 Assists) der Topscorer der Wild und der achtbeste Scorer der gesamten NHL. Dazu kommt, dass Fiala keine Paradesaison erlebt. Seine sieben Tore und 23 Punkte entsprechen nicht seinen Leistungen der vergangenen beiden Spielzeiten. In letzter Zeit läuft es jedoch deutlich besser für ihn. In den vergangenen acht Partien konnte bei den Wild nur Kaprizov die vier Tore und acht Punkte seines Schweizer Kollegen überbieten.

WSH@MIN: Zuccarello gleicht die Partie aus

Es war zu erwarten, dass gegen die Capitals kein leichtes Spiel anstehen würde, das torlose erste Drittel konnte sich aus Sicht Minnesotas aber durchaus sehen lassen. Im zweiten Spielabschnitt übernahm Washington jedoch klar das Ruder. Nach dem 1:0 für die Gäste durch Connor McMichael (23. Spielminute) kassierte Fiala in weniger als fünf Minuten drei Strafen, was Evgeny Kuznetsov ausnutzte, indem er im Powerplay auf 2:0 erhöhte (26.).
Nur durch viel Glück gingen die Wild doch noch mit einem Rückstand von nur einem Tor in die zweite Pause. Als eine weitere Strafe gegen Minnesota angezeigt war, eilte Washingtons Torwart Zach Fucale für den sechsten Skater vom Eis. Ein Fehlpass der Capitals legte jedoch die gesamte Strecke aus dem Angriffsdrittel bis ins eigene Tor zurück. Das Eigentor wurde am Ende Marcus Foligno gutgeschrieben, der mit 14 Saison-Toren eine persönliche Bestleistung und mit seinem 100. NHL-Tor einen Meilenstein feiern durfte.

WSH@MIN: Capitals treffen ins eigene verwaiste Tor

"So ein Eigentor habe ich noch nicht gesehen", lachte Fiala. "Ich habe schon mal gesehen, dass der Puck fast rein geht, aber heute hat es gepasst. Da hatten wir wirklich Glück, aber das Tor nehmen wir gerne mit."
Fiala fiel durch die Strafen-Serie bei Evason offenbar vorübergehend in Ungnade und wurde in den ersten neun Minuten des Schlussabschnitts nicht eingesetzt. Der Stürmer suchte jedoch auf der Bank ein klärendes Gespräch mit Evason. Laut dem Trainer sagte Fiala, er verstehe die Entscheidung und wolle sein Team unterstützen, ob er Eiszeit bekomme oder nicht. Evason belohnte die Einsicht und schickte Fiala zurück ins Spiel. Er dürfte froh sein, dass er diese Entscheidung getroffen hatte, denn am Ende war Fiala ein spielentscheidender Faktor.
"Das war natürlich hart für mich", gab der Außenstürmer nach dem Spiel zu. "Das habe ich natürlich nicht mit Absicht gemacht, aber es waren dumme Strafen, das darf man nicht machen... Es war dann schön wieder aufs Eis zu gehen und zu beweisen, dass ich auch anders kann. Ich wollte meinem Team unbedingt helfen, das Spiel zu gewinnen."
Kurz vor der Schlusssirene saß Kahkonen bereits für den sechsten Skater auf der Bank, als Fiala den Puck an die blaue Linie zu Zuccarello spielte, der 35 Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit den Ausgleich erzielte. Im Penaltyschießen bewies Fiala dann erneut, dass er der Mann für die entscheidenden Momente sein kann. Nach einem Anlauf über die rechte Seite zog er zur Mitte und brachte einen Handgelenkschuss gegen Fucales Bewegungsrichtung zum Sieg im Tor unter, eine perfekte Imitation von Kaprizovs Standardschuss im Shootout.
Den Wild kommt aufgrund verschobener Spiele gegen kanadische Teams nun eine fünftägige Pause sehr gelegen, um hoffentlich einige der fehlenden Spieler wieder zurück zu kriegen. Sie sind erst am Freitag wieder im Einsatz, wenn sie die Anaheim Ducks empfangen (8 p.m. ET; NHL.tv; 2 Uhr MEZ).