Kessel und Penguins bereit für Happy End
von Nicholas CotsonikaSAN JOSE --Könnt ihr mit Kessel gewinnen?
Bei so vielen Malen, in denen er für die Boston Bruins und Toronto Maple Leafs auflief, war das nie die Frage. Sie sollte es jedoch sein: Könnt ihr ihn in die Position bringen, Vorteile aus seinem Talent zu ziehen und zu gewinnen?
Nun, wo die Pittsburgh Penguins genau das gemacht haben, ist die Frage: Wo würdet ihr ohne ihn stehen?
Kessel ist ein aussichtsreicher Kandidat für die Conn Smythe Trophy als wertvollster Spieler der Stanley Cup Playoffs. Seine Penguins führen im Stanley Cup Finale mit 3-1 gegen die San Jose Sharks und können bereits am Donnerstag (02:00 Uhr MESZ) in Spiel 5 im Consol Energy Center zu Pittsburgh den Sack zumachen.
Er führt die Penguins in Toren (10) und Punkten (21) an. Er nimmt den Druck von Kapitän Sidney Crosby und dem Conn Smythe Sieger von 2009 Evgeni Malkin. Sein Coach Mike Sullivan lobt ihn für seine Hingabe und sein komplettes Spiel.
"So was wie das erträumst du dir nie", sagte Kessel am Montag von Reportern umzingelt in den Katakomben des SAP Centers in San Jose nachdem er zwei Vorlagen zum 3-1 Sieg der Penguins beisteuerte. "Aber nur ein Spiel von der Meisterschaft entfernt zu sein ist schon etwas Besonderes."
In drei Spielzeiten für die Bruins und sechs für die Maple Leafs schaffte es Kessel dreimal in die Playoffs, lediglich ein einziges Mal überstand er die erste Runde. Das sagte mehr über seine Teams als über ihn.
Kessel hat beachtliche Stärken: Geschwindigkeit und Effektivität. Obwohl er öfters mal einen Durchhänger hatte, war er von Saison zu Saison konstant. Von 2008-09 bis 2013-14 erzielte er zwischen 30 und 37 Toren in jeder 82-Spiele Saison und 20 Tore während der 48-Spiele Saison 2012-13 -- Im Schnitt 34 Tore. Sofern er die Möglichkeit bekam, in den Playoffs zu spielen, produzierte er 13 Tore und 21 Punkte in 22 Spielen.
Aber seine Kritiker fokussieren sich darauf, was er nicht hat: Ein starkes Defensivgespür, eine gemeißelte Physis oder eine extrovertierte Persönlichkeit. Er wurde übermäßig für die Fehler seiner Teams kritisiert, auch wenn die Bruins und Maple Leafs neben ihm keine meisterschaftswürdigen Kader aufbauen konnten.
Der zweite Teil müsste Crosby und Malkin vertraut vorkommen. Als Jim Rutherford im Juni 2014 als General Manager übernahm, versprach er Crosby und Malkin mehr Unterstützung. Sein größter Schachzug von vielen war die Verpflichtung von Kessel von den Maple Leafs im Juli 2015.
Kessel passte nicht zu Crosby. Er passte auch nicht zu Malkin. Aber Rutherford ersetzte Coach Mike Jonston durch Mike Sullivan und die Penguins besannen sich darauf, ihre Stärken einzusetzen: Geschwindigkeit und Skill. In einem weiteren Transfer akquirierte er im Januar Stürmer Carl Hagelin von den Anaheim Ducks.
Sullivan kreierte im März eine neue Reihe: Hagelin als Linksaußen, Nick Bonino in der Mitte und Kessel auf der rechten Seite. Die "HBK-Reihe" passte nicht nur zusammen, sie bewirkte auch große Zuordnungsprobleme bei den Gegnern. Wen sollen sie Checken? Crosbys Block? Malkins? Kessels?
"Wenn du Kessel, Crosby und Malkin in drei unterschiedlichen Blöcken hast ... Ich meine, alle drei von den Jungs haben mehr drauf, als jeder einzelne aus unserem Team", sagt Sharks Coach Peter DeBoer. "Da hat jeder in den Playoffs Zuordnungsprobleme."
Crosby und Malkin erzielen niedrigere Quoten als noch in den vorangegangenen Jahren. Aber die Penguins siegten dennoch, weil Kessel auf nahezu dem gleichen Level punktete, wie zuvor. Auch die anderen steuerten ihren Beitrag hinzu. Kessel spielte auch in der starken Penguinsdefensive eine große Rolle.
"Wenn ich ihn spielen sehe, sage ich mir, 'das ist Einsatz. Sein Einsatz hilft uns zu gewinnen", so Sullivan.
Sullivan lobte Kessels Offensivfähigkeiten, auch seine unterschätzten Skills als Passgeber. Dann sagte er folgendes:
"Was mich an Phil am meisten beeindruckt, ist sein Einsatz ohne den Puck, das Spiel in der eigenen Zone, die Mauer an der er teilnimmt. Er ist stark am Puck. Er spielt das Spiel jetzt richtig. Es ist eindrucksvoll zu sehen, wie komplett sein Spiel ist. Das hilft seiner Reihe, so effektiv zu sein, wie sie durch die gesamten Playoffs war."
Diese Dinge haben die Trainer üblicherweise noch nicht über Kessel gesagt. Auf die Frage, wie er Kessel zum Transfer locken konnte, sagte Sullivan, dass er ihn auf einigen Gebieten seines Spiels forderte. Kessel zahlte ihm dies mit Einsatz zurück.
Eine Theorie: So sehr die Kritiker zuvor ein komplettes Spiel von Kessel sehen wollten, sie beurteilten zuallererst seine Treffsicherheit. Er dachte, dass er mehr Tore erzielen müsste, um seiner Mannschaft zum Sieg verhelfen zu können. Das war nicht gut. Jetzt lastet weniger Druck auf ihm persönlich. Er bekommt bessere Zuordnungen und kann im Stanley Cup Finale die Früchte des Zwei-Wege-Hockeys ernten. Es ist wie ein virtuelles Rad: Je mehr er tut, desto mehr klappt, desto mehr Anerkennung erhält er, desto mehr tut er.
Die Penguins haben ihn in die Position gebracht, in der er gewinnen kann und umgekehrt.
"Wir würden nicht da stehen, wo wir sind, wenn Phil nicht das Hockey spielen würde, das er hier während den Playoffs zeigt", sagte Sullivan. "Er ist ein großartiger Spieler für uns. ... Er ist aktuell ein kompletter Spieler. Wenn er so spielt, ist er einer der Top-Spieler der Liga."