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Kanadas Angriffsexpress rollt unaufhörlich

von Axel Jeroma

Der Kanada-Express rollt. In ihrem ersten Spiel bei der IIHF-Weltmeisterschaft 2016 in Russland bezwangen die Kanadier am Freitag den Erzrivalen USA klar mit 5-1. Eindrucksvoll war einmal mehr das Angriffsspiel der Ahornblätter, obwohl sie sich bei ihrer Premiere keineswegs verausgaben mussten. Das Team Kanada feierte damit seinen elften Erfolg in einem WM-Spiel hintereinander, nachdem es vor einem Jahr beim Turnier in Tschechien mit zehn Siegen in zehn Partien sowie sage und schreibe 66 Toren ungefährdet den Titel geholt hatte.

Zwar gingen die USA nach fünf Minuten durch Patrick Maroon (Edmonton Oilers) mit einem Powerplay-Tor in Führung. Doch sein Klubkollege Taylor Hall erzielte nur 31 Sekunden später auf der anderen Seite den Ausgleich. Brendan Gallagher (Montreal Canadiens) brachte die Kanadier noch vor der ersten Pause in Führung. Im zweiten Abschnitt erhöhte Matt Duchene (Colorado Avalanche) auf 3-1. Damit war die Vorentscheidung gefallen. Im letzten Drittel hatten die USA nichts mehr zuzusetzen. Boone Jenner (Columbus Blue Jackets) und Brad Marchand (Boston Bruins) stellten mit ihren Treffern den 5-1-Endstand her.

Schon vor einem Jahr hatte sich Kanadas erster Torschütze bei der WM 2016, Taylor Hall, als äußerst treffsicher erweisen. Sieben Tore und fünf Assists standen für ihn am Ende zu Buche. Drei Tore gelangen ihm beim 10-0 gegen Deutschland. In der Scorer-Wertung belegte Hall seinerzeit Rang drei, hinter Jason Spezza (Dallas Stars/14 Punkte) und Jordan Eberle (Edmonton Oilers/13 Punkte). Spezza und Eberle sind dieses Jahr nicht dabei. Ebenso wenig Sidney Crosby (Pittsburgh Penguins), der wie Spezza noch in den Playoffs um den Stanley Cup mitmischt.

Dennoch muss einem um die Offensiv-Power der Kanadier nicht bange sein, wie die erste Begegnung gezeigt hat. Die Fachwelt richtet ihr Augenmerk dieses Jahr besonders auf Connor McDavid (Edmonton Oilers). Der 19-jährige Rookie spielte in der NHL eine starke Hauptrunde und zählt zu den größten Talenten seines Landes. In 45 Begegnungen erzielte er 48 Punkte. Es wären vermutlich wesentlich mehr geworden, hätte er nicht wegen einer Verletzung längere Zeit pausieren müssen. Aufgrund seiner starken Darbietungen wird er für die neue Saison bereits als Teamkapitän der Oilers gehandelt.

Die Erwartungen in der Heimat an McDavid sind riesengroß. Er soll einmal in die Fußstapfen der beiden Superstars Wayne Gretzky und Sidney Crosby treten. Aus diesem Grund wird er von Fans und Experten gleichermaßen an deren Erfolgen bei Weltmeisterschaften gemessen. Die Messlatte liegt dabei extrem hoch. Sowohl Gretzky (1982 in Finnland) als auch Crosby (2006 in Lettland) gewannen bei ihrem WM-Debüt mit jeweils 16 Punkten den Scorer-Titel. Bei seiner WM-Premiere im Seniorenbereich blieb McDavid am Freitag zwar ohne Punkt. Dafür waren seine Nebenleute in der zweiten Reihe, Duchene und Marchand, erfolgreich.

Marchand, der mit einem Shorthander den Schlusspunkt gegen die USA gesetzt hatte, zeigte sich nach dem Match zufrieden. "Ich denke, wir haben heute hart gearbeitet und ordentlich Tempo gemacht", sagte er im nordamerikanischen Fernsehen. Marchand schoss in der NHL-Hauptrunde 37 Tore für die Bruins. Da sein Verein die Playoffs verpasst hat, streift er in Russland zum ersten Mal wieder das Trikot mit dem Ahornblatt über, seit er mit Kanada 2007 und 2008 Junioren-Weltmeister wurde.

Mit vier Punkten überzeugte die dritte Sturmreihe der Kanadier gegen die USA. Ryan O´Reilly (Buffalo Sabres) steuerte jeweils einen Assist zu den Treffern von Jenner und Gallagher bei. O´Reilly stand bereits voriges Jahr in Kanadas WM-Kader. Am Ende des Turniers hatte er elf Punkte (zwei Tore, neun Vorlagen) auf dem Konto.

Ebenfalls ihre Klasse unter Beweis stellte die erste Angriffsformation, zu der neben Hall und Gallagher noch Kapitän Corey Perry (Anaheim Ducks) gehört. Drei Punkte wies der Spielberichtsbogen für sie aus.

In der vierten Sturmreihe tummeln sich mit Max Domi (Arizona Coyotes), Mark Scheifele (Winnipeg Jets) und Sam Reinhart (Buffalo Sabres) weitere hoffnungsvolle junge Spieler. Der 21-jährige Domi brachte es in der Hauptrunde für Arizona auf glänzende 52 Punkte (18 Tore, 34 Vorlagen).

"Wir haben eine junge und hungrige Gruppe beieinander", sagt Kanadas Coach Bill Peters über sein Team. "Die Jungs spielen mit Leidenschaft und voller Energie. Mit dem Start bin ich zufrieden. Aber ich denke, dass wir im Laufe des Turniers noch besser werden", analysierte er nach dem 5-1 gegen die USA.

Bei den Ungarn wird man die Worte von Peters aufmerksam registriert haben. Der WM-Neuling ist am Sonntag nächster Gegner der Kanadier. Man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass die Ungarn den Kanada-Express auf dem Weg zum zwölften WM-Sieg in Folge nicht stoppen werden. Ihr Hauptziel sollte sein, eine zweistellige Pleite zu verhindern. Deutschland (0-10) und Österreich (1-10) war dies voriges Jahr bekanntlich nicht gelungen.

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