NJD@PIT: Kahun netzt mit Rückhand gegen Blackwood ein

Die vierte Minute der Verlängerung im Spiel der Pittsburgh Penguins gegen die Calgary Flames in der PPG Paints Arena am Montag neigte sich dem Ende und Dominik Kahun führte den Puck beim üblichen 3-gegen-3 in der gegnerischen Zone nahe der blauen Linie. Seine zwei Teamkollegen entschieden sich zu wechseln und Jake Guentzel sprang auf das Eis. Allerdings waren die ausgewechselten Spieler noch auf dem Weg zur Bank.

Regeltechnisch wäre es jetzt kritisch geworden, hätte Kahun Guentzel sofort angespielt. Doch der deutsche Stürmer behielt die Übersicht, lief zunächst mit dem Puck in die neutrale Zone und gab zu seinem Teamkollegen erst in dem Moment ab, als die beiden anderen auf der Bank angekommen waren. Guentzel stürmte in die gegnerische Zone und überwand mit einem trockenen Handgelenkschuss ins lange Eck Flames-Torhüter David Rittich zum 3:2-Sieg der Penguins.
Szenen wie diese sind typisch für Kahun, der mit seiner intelligenten Spielweise mittlerweile jeden Abend belegt, dass er in der NHL angekommen ist und dort auch hingehört. Die Vorbereitung des Siegtreffers in der Overtime war die zweite an diesem Abend, womit Kahun seine Saisonbilanz auf sechs Tore und acht Assists in 23 Spielen hochschraubte.
Er hatte auch den 1:1-Ausgleich durch Alex Galchenyuk aufgelegt, der wiederum sichtlich erleichtert war, in seinem 15. Spiel für Pittsburgh endlich getroffen zu haben, nachdem er im Phil-Kessel-Trade am 29. Juni von den Arizona Coyotes zu den Penguins kam.

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"Es dauerte eine Weile", bekannte der erfreute Galchenyuk. "Offensichtlich war es ein emotionaler Moment, als er die Torlinie überquerte. Es war ein großartiges Gefühl. Natürlich ist es noch besser, dass wir gewonnen haben… Jede Saison muss man Dürren durchschreiten. Letztes Jahr auch. Dieses Mal war es härter, denn man will unbedingt das erste Tor für das neue Team erzielen."
Ein ähnliches Zitat könnte auch von Kahun zu einem früheren Saisonzeitpunkt stammen, der an zwei wichtigen Treffern für Pittsburgh gegen Calgary beteiligt war. Bei ihm dauerte es bis zum zwölften Spiel, ehe er am 26. Oktober in der Partie bei den Dallas Stars erstmals für die Penguins treffen konnte. Kahun war am 15. Juni in einem Trade von den Chicago Blackhawks nach Pittsburgh gekommen.
Überhaupt war die Ausbeute von Kahun mit lediglich zwei Assists in den ersten elf Spielen eher bescheiden, doch seit dem erwähnten Torerfolg lief es, bis auf eine kleine Flaute vom 7. bis 15. November mit vier Spielen ohne Punkt, in den zwölf Partien mit sechs Toren und sechs Assists sprichwörtlich wie geschmiert. Insbesondere seit der Verletzung von Kapitän Sidney Crosby Anfang November sind bei den Penguins Spieler willkommen, die in die Bresche springen und zu ihnen gehört Kahun derzeit ohne Zweifel.

TOR@PIT: Kahun trifft durch den Verkehr

Mit der Entwicklung zeigte sich Kahun beim Interview mit NHL.com/de in der vergangenen Woche vollauf zufrieden: "Am Anfang war alles neu für mich in Pittsburgh. Da musste ich mich natürlich erst eingewöhnen. Aber mittlerweile bin ich angekommen und spiele zurzeit richtig gutes Eishockey", sagte er.
Dabei verfolgt Kahun auch ein einfaches Geheimrezept, das anscheinend seine Wirkung nicht verfehlt. "Wenn man gut spielt und versucht, alles richtig zu machen, kommen die Punkte automatisch", betonte der 24-jährige Angreifer. "Man darf sich bloß keinen Kopf machen".
Die Penguins sind nach der Verletzung von Crosby, der wohl noch mindestens bis zum Jahresende fehlen wird, bisher mit einem blauen Auge davongekommen und befinden sich nach acht Punkten aus den vergangenen fünf Spielen (3-0-2) bzw. zwölf aus den vergangenen acht Spielen (5-1-2) auf dem vierten Rang in der Metropolitan Division und dem ersten Wildcard-Platz in der Eastern Conference. Es besteht Tuchfühlung nach oben, aber die Konkurrenz lauert ebenfalls mit wenig Abstand dahinter und wartet auf jeden Ausrutscher.
Kahun trägt seinen Teil dazu bei, dass es nicht soweit kommt und ist der viertbeste Scorer der Penguins. Die Karten stehen derzeit gut, dass er seine Werte von 13 Toren und 24 Assists zu 37 Punkten aus dem Vorjahr bei den Blackhawks übertrumpfen kann. Es wäre ein starkes Argument, in den im kommenden Sommer anstehenden Verhandlungen, seinen auslaufenden, mit jährlich 925.000 US-Dollar dotierten, Einstiegsvertrag durch ein längerfristiges Arbeitspapier mit einer deutlichen Gehaltserhöhung zu ersetzen. Dann wäre Kahun endgültig in der NHL angekommen, was eine große Genugtuung für ihn wäre.
Schließlich hielten ihn die Klubs für zu klein und schmächtig, als er in der Juniorenliga in Nordamerika seit 2012 sein Glück probierte und niemand ihn beim NHL Draft auswählte. Chicago schlug erst zu, als er nach München in die DEL gewechselt war und in der Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft und insbesondere bei den Olympischen Spielen 2018 überzeugen konnte. So wie er es jetzt in der NHL fortsetzt.