Jaromir Jagr blüht auf wie einst im Mai
von Axel JeromaVon Methusalem ist im Alten Testament überliefert, das er 969 Jahre alt wurde und mit 187 noch Vaterfreuden entgegen sah.
Da entbehrt es nicht einer gewissen Komik, wenn der derzeit hochbetagteste NHL-Akteur Jaromir Jagr von Kommentatoren den Beinamen jener biblischen Person verliehen bekommt. Denn der Rechtsaußen der Florida Panthers feiert am 15. Februar gerade einmal 44. Geburtstag.
Genügend Zeit also, um weitere Ruhmestaten zu vollbringen.
In der aktuellen Spielserie war Jagr in dieser Angelegenheit bereits aktiv und knackte zwei historische Marken.

Beim 6-3 der Panthers gegen die Detroit Red Wings vor kurzem assistierte er bei drei Treffern und erreichte so die Zahl von 1100 Torvorlagen in der nordamerikanischen Eliteliga. Jagr ist erst der sechste Akteur, dem dies gelang. Am Montag dieser Woche (Ortszeit), beim erneuten Aufeinandertreffen der Panthers mit den Red Wings erschien er zum 1600. Mal im Dress eines NHL-Klubs auf dem Eis.
Auch sonst fällt Jagrs Dienstnachweis zur vollsten Zufriedenheit seines Arbeitgebers aus. In 51 Partien erzielte er bislang 17 Tore und kam auf 21 Assists.
Dass der tschechische Internationale mit weit über 40 aufblüht wie einst im Mai, schlägt auf die Leistung des gesamten Teams durch.
Die Panthers behaupten nach wie vor die Führung in der Atlantic Division, auch wenn sie in den zurückliegenden zehn Duellen etwas schwächelten (6-3-1). Doch die Punktausbeute reichte immer noch, um den hartnäckigsten Verfolger und Erzrivalen Tampa Bay Lightning auf Abstand zu halten.
Sollte es nicht zu einem dramatischen Leistungsabfall in den nächsten Wochen kommen, dürften die Panthers dieses Jahr in die Playoffs einziehen. Davon war nach Einschätzung von Branchenkennern vor Saisonbeginn nicht zweifelsfrei auszugehen.
Die Liaison zwischen Jagr und den Panthers begann vor einem Jahr, als er von den New Jersey Devils nach Florida wechselte.
Dabei passte er seinerzeit mit seinen 43 Jahren gar nicht ins Beuteschema von General Manager Dale Tallon. Der hielt zuletzt meist Ausschau nach jungen Puckjägern, die sich schnell in der NHL etablieren. Doch gerade sie brauchen ausgebuffte Oldies an ihrer Seite, um reifen zu können. Einen Typ wie Jagr eben.
Das bestätigt der 20-jährige Verteidiger Aaron Ekblad: "Jaromir ist eine unglaubliche Person.
Er kümmert sich um uns und liebt es, uns so manchen Trick beizubringen. Toll, dass ich bei einigen Meilensteine seiner Karriere hier in Florida dabei sein kann."
Ekblad ist einer von aktuell zwölf Spielern im Kader, die unter 25 Jahren sind. Er und andere Jungstars wie Brandon Pirri, Nick Bjugstad, Aleksander Barkov und Jonathan Huberdeau zählen mittlerweile zu festen Größen im Team.
Zu den erfahrenen Cracks der Panthers zählen Goalie Roberto Luongo (36 Jahre), zweimaliger Olympiasieger mit Kanada, Kapitän Willie Mitchell (38), Brian Campbell (36) und Shawn Thornton (38) zählen neben Jagr zur erfahrenen Garde der Panthers.

Coach Gerard Gallant ist es im bisherigen Saisonverlauf gelungen, eine erfolgreiche Mischung aus jungen Wilden und alten Haudegen zu finden.
Vor allem weiß er, was er an Superstar Jagr hat.
"Allein schon durch seine Präsenz verleiht er dem Team Selbstvertrauen und macht es dadurch besser. Jaromir ist ein herausragender Spieler", sagt Gallant über den Routinier.
In den nächsten sechs Auftritten bis zum 25. Februar genießen die Panthers jeweils Heimrecht.
Den Auftakt bildet an diesem Samstag das Aufeinandertreffen mit den Nashville Predators. Mit von der Partie dürfte dabei Offensivmann Garrett Wilson sein, den die sportliche Leitung am vergangenen Dienstag von Floridas AHL-Filiale Portland Pirates zurückbeorderte. Sechs Einsätze hat er bereits in der Spielzeit 2015/15 für die Panthers bestritten.
Die Auftritte vor heimischer Kundschaft sind für Jaromir Jagr eine gute Gelegenheit, sein Tor- und Punktekonto weiter aufzubessern und die nächsten Schallmauern zu durchbrechen.
Auf die Frage, wie lange er denn noch gedenke, seinem Beruf nachzugehen, antwortete er neulich: "Bis 50 auf jeden Fall – wenn ich gesund bleibe." Und augenzwinkernd fügte er hinzu: "Es soll ja auch noch Spieler mit 60 geben, allerdings nur in Thekenmannschaften."
Wer weiß:
Vielleicht denkt Jagr insgeheim tatsächlich darüber nach, auch noch als NHL-Methusalem in die Geschichte einzugehen.
Denn dafür müsste er keine 969 Jahre alt werden. Es reicht, wenn er mit 52 Jahren und 12 Tagen in einem NHL-Oval auf Torejagd geht. Dann wäre er genau 24 Stunden älter als der bisherige Rekordsenior Gordie Howe.