IIHF WM-Halbfinale: Tolle Partien
von Bernd Roesch
Das russische Nationalteam konnte sich bei der IIHF Eishockeyweltmeisterschaft als erste Mannschaft für das WM-Finale am Sonntag qualifizieren. Zum letzten Mal gelang ihnen dieses Kunststück vor drei Jahren bei der WM 2009 in Quebec. Den titelverteidigenden Finnen bleibt nur der Trost um Platz 3 kämpfen zu dürfen.
Die Kontrahenten lieferten sich lange Zeit eine sehr intensiv, jedoch dabei sehr fair geführte Partie. Die größte Gefahr für den von Petri Vehanen gehüteten Kasten ging zunächst von der neuformierten Sturmreihe mit Pavel Datsyuk, Alexander Semin und Alex Ovechkin aus. Die erste Großchance hatten jedoch die zweikampfstarken Finnen in der vierten Spielminute. Ein Schlagschuss von der blauen Linie durch Janne Niskala führte zur verdienten 1-0 Führung der Hausherren. In der Folgezeit kamen die Russen nur noch zu sporadischen Entlastungsangriffen. Wie aus heiterem Himmel besorgte Pittsburghs Stürmerstar Evgeni Malkin mit seinem ersten Streich den 1-1 Ausgleich. Malkin stand bei einem Rebound goldrichtig und ließ Vehanen keine Abwehrchance. Eine unglückliche Figur machte dagegen der finnische Schlussmann als ihn 54 Sekunden vor dem Drittelende erneut Malkin mit einem Drehschuss durch die Schoner zum 2-1 bezwingen konnte.
Von dem Schock gut erholt kamen die Gastgeber aus der Kabine. Auch im Mittelabschnitt hatten sie zunächst die größeren Spielanteile. Zählbares sprang dabei jedoch nicht heraus. Im Gegenteil! Durch eine Verletzung von Malkin, der unglücklich gegen die Bande prallte, agierte der russische Nationalcoach Zinetula Bilyaletdinov nur noch mit drei Sturmformationen. Alex Ovechkin sprang für den zweifachen Torschützen in die Bresche und erhöhte die Führung auf 3-1. Noch bitterer wurde es für die Suomi als der nach seiner kurzen Verletzungspause wieder mitwirkende Außenstürmer der Pittsburgh Penguins seinen Hattrick komplettierte.
Die Vorentscheidung besorgte Denis Kokarev mit dem 5-1 nachdem erst 65 Sekunden im Schlussdrittel absolviert waren. Ein Debakel bahnte sich an als in der 49. Spielminute Sergei Shirokov aus einem Überzahlspiel heraus zum 6-1 einnetzen konnte. Der Widerstand der Finnen war damit endgültig gebrochen und ihr Treffer zum 6-2 Endstand fiel unter die Kategorie Ergebniskosmetik.
Mit dieser gezeigten Leistung gilt die Sbornaja als klarer Aspirant auf den WM-Titel. Vor allem wenn man im Quervergleich das Aufeinandertreffen zwischen der Tschechei und der Slowakei herbeizieht, die nur zwei Stunden später in der Hartwall Arena von Helsinki gegeneinander antraten.
Im Finale um die Eishockeyweltmeisterschaft 2012 treffen die Russen nun auf die Slowakei, die sich am Abend im Nachbarschaftsduell gegen die favorisierten Tschechen durchgesetzt hat.
Am Ende gewannen die Slowaken mit 3-1 Toren und stehen damit zum ersten Mal seit ihrem Titelgewinn 2002 wieder in einem Weltmeisterschaftsfinale.
Das Eröffnungsdrittel war geprägt von den Defensivkräften beider Mannschaften. Hochkarätige Torchancen waren dabei Mangelware, so dass die beiden Schlussleute Jan Laco und Jakub Kovar nur wenige Gelegenheiten hatten sich auszuzeichnen. Gefahr ging hauptsächlich durch Einzelaktionen des slowakischen Eishockeyveteranen Miroslav Satan oder des Tschechen Ales Hemsky in Diensten der Edmonton Oilers aus. Satan war es auch, der nach einer knappen Viertelstunde die Außenseiter mit 1-0 in Front schoss. Mit diesem Spielstand ging es dann in die erste Drittelpause.
Auch im Mittelabschnitt waren sich beide Mannschaften ebenbürtig. Die Partie war geprägt vom harten Körperspiel ohne Regelverstöße der Kontrahenten. Nach einer guten halben Stunde trifft Tschechien wie aus dem Lehrbuch: Bully-Schuss-Tor! Nach Puckgewinn durch Tomas Plekanec gelang dem bei den Chicago Blackhawks zur Torlosigkeit verdammten Michael Frolik der Ausgleichstreffer.
Gerade einmal 46 Sekunden waren im dritten Durchgang absolviert als erneut Satan nach einem Fehlpass der Tschechen im Angriffsdrittel wachsam war und einen Konter mit dem 2-1 Führungstreffer abschloss. Für die Entscheidung sorgte Libur Hudacek mit dem Treffer zum 3-1 Endstand. Die favorisierten Tschechen konnten in den noch verbleibenden 15 Minuten trotz intensivem Bemühen nichts Zählbares mehr für sich verbuchen. Sie müssen sich mit dem Spiel um Platz 3 gegen den Gastgeber Finnland begnügen.