IIHF-WM 2014: Es geht los
NHL.com @NHLdotcomAm Freitag ist es wieder so weit. Der Internationale Eishockeyverband IIHF lädt die 16 stärksten Nationalteams zu seiner jährlich stattfindenden Weltmeisterschaft. In diesem Jahr findet das Turnier in der weißrussischen Hauptstadt Minsk statt. Gespielt wird in zwei Gruppen. Die Gruppe A trägt ihre Spiele in der knapp 10000 Zuschauer fassenden Chizhovka Arena, die Gruppe B in der 15000 Plätze bietenden Minsk Arena aus. Die Gruppeneinteilung richtete sich nach der IIHF-Weltrangliste in Anschluss des Turniers vom Vorjahr. Durch diese Konstellation treffen die beiden mitteleuropäischen Teams aus der Schweiz, 7. der Weltrangliste, und Deutschland, 10. der Weltrangliste, bereits in der Vorrunde, in der jeder gegen jeden spielt, aufeinander. Wie vor zwei Jahren neu eingeführt qualifizieren sich die vier bestplatzierten Mannschaften einer jeden Gruppe direkt für die Viertelfinale. Zwischen- sowie Abstiegsrunde wurden abgeschafft und die zwei Letztplatzierten steigen in die Division I ab. Ein Szenario, von dem wir nicht erwarten, dass es weder für die Deutsche und noch für die Schweizer Nationalmannschaft eintritt.
Im Gegenteil! Die beiden letzten WM-Vorbereitungsspiele der DEB-Auswahl wecken sogar Hoffnung zu mehr. Am vergangenen Freitag konnte die von Pat Cortina betreute Mannschaft die Schweizer Auswahl in Mannheim mit 2-0 eindrucksvoll bezwingen und nur vier Tage später, einem Tag vor der Abreise nach Minsk, gelang ihr ein akzeptables 1-3 gegen Team USA. Abgesehen von dem frühen Doppelschlag, den sie in der 5. und 6. Spielminuten hinnehmen mussten sowie einer Unkonzentriertheit im Mittelabschnitt nach 14 Sekunden, welche die US-Amerikaner gnadenlos ausnutzten, boten die Deutschen durch ihr enormes Engagement dem Favoriten kräftig Widerstand und kamen sogar noch zum keinesfalls unverdienten Anschlusstreffer.

Sicherlich, auf Cortina wartet in den nächsten Tagen bis zum ersten Spiel am Samstag um 11:45 MESZ gegen Kasachstan noch einiges an Arbeit, vor allem im Überzahlspiel, das noch nicht überzeugen konnte. Die Qual der Wahl hat der Chefcoach auf der Torhüterposition zwischen den erfahrenen Rob Zepp von den Eisbären Berlin, Danny aus den Birken von den Kölner Haien und dem jungen Talent Philipp Grubauer von den Hershey Bears (AHL), der in diesem Jahr auch schon bei den Washington Capitals in der NHL 17 Mal zum Einsatz gekommen war. Die Augen der gesamten Eishockeywelt dürften auch auf Leon Draisaitl gerichtet sein. Für den 18-jährigen Center, der vom NHL Central Scouting Service für den anstehenden Draft auf Rang 4 gelistet ist, wird es die erste Senioren WM-Teilnahme sein. Er freut sich auf jeden Fall darauf: "Es wird eine Erfahrung für mich, die ich nicht vergessen werde. Als 18-jähriger ist es etwas ganz besonderes dabei zu sein. Für den kommenden NHL-Draft ist es hilfreich, weil viele Scouts da sein werden und da habe ich die Möglichkeit mich auf diesem Topniveau zu beweisen."
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Cortina eine deutsche Auswahl mit einerseits erfahrenen, andererseits jungen, erfolgshungrigen Talenten zusammengestellt hat, der durchaus eine Überraschung bei diesem Turnier zuzutrauen ist - warum nicht sogar der vierte Platz in ihrer Vorrundengruppe.

Einen Platz unter den ersten vier möchten ihnen neben den Finnen, Russen und dem US-Team vor allem auch die Schweizer Nati streitig machen. Man darf davon ausgehen, dass man das Vorbereitungsspiel nicht als Maßstab nehmen kann. Das Team von Trainer Sean Simpson wird sich in Minsk deutlich stärker präsentieren als in Mannheim, wo Simpson auf einige Leistungsträger verzichtete. Der Überraschungs-WM-Zweite vom Vorjahr hatte nur fünf Silbermedaillengewinner von 2013 im Kader stehen. Mit von der Partie waren jedoch die Schweizer NHL-Legionäre Predators Roman Josi, Canucks Yannick Weber und Damien Brunner von den New Jersey Devils sowie das größte Nachwuchstalent der Eidgenossen Kevin Fiala von HV71 Jonkoping. Von dem 17-jährigen Flügelstürmer ist ebenfalls zu erwarten, dass er beim diesjährigen NHL-Draft weit vorne von einer NHL-Franchise gezogen wird. Zum Team hinzugestoßen sind unter anderem auch noch Simon Moser vom AHL-Farmteam der Nashville Predators, den Milwaukee Admirals, und Flames Erstrundenpick von 2011 Sven Baertschi, der zuletzt für die Abbotsford Heat in der AHL seine Schlittschuhe schnürte. Mit Schlussmann Reto Berra von den Colorado Avalanche wurde ein weiterer NHL-Spieler von Simpson nachnominiert. Schmerzlich vermissen werden die Schweizer jedoch Verteidiger Mark Streit, der vergangene Woche seine WM-Teilnahme abgesagt hatte. Seine Dienste hätten sie bei der verpatzten Generalprobe am Mittwoch gegen Team Canada durchaus gebrauchen können. Die Kanadier bezwangen ohne einen einzigen Goldmedaillengewinner von Sotschi im Aufgebot die Schweizer Auswahl in Zürich mit 4-0.
Womit ich auch schon bei einem der Favoriten der diesjährigen IIHF-WM wäre. Neben dem nur aus NHL-Akteuren bestehenden Team Canada, u.a. mit Colorados Top-Rookie Nathan McKinnon und Ottawas besten Torschützen Kyle Turris, zählen hierzu die gewöhnlichen Verdächtigen. Allen voran Titelverteidiger Schweden, dem zuzumuten ist, auch wenn Cheftrainer Par Mats auf die ganz großen Namen aus der NHL verzichtet, dass er wieder ein Team zur WM schickt, das ein gehöriges Wörtchen um die Titelvergabe mitreden wird. Acht NHL-Akteure stehen im Aufgebot der Tre Kronor, die in den 14 Turnieren seit der Jahrhundertwende zwölfmal unter den letzten vier gestanden war und neun Medaillen gewinnen konnte. Mit dabei sind Detroits Rechtsaußen Gustav Nyquist und Calgarys Center Mikael Backlund.

Einiges gut zu machen hat die russische Nationalmannschaft nach ihrer Schmach bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi von diesem Jahr und dem nur sechsten Platz bei der IIHF-WM 2013. Der Lette Olegs Znaroks soll die Sbornaja zu alten Erfolgen führen. Er vertraut dabei fast durchgehend auf Akteure aus der heimischen KHL und natürlich auf Alexander Ovechkin, dem Toptorjäger in der NHL, sowie auf Columbus Schlussmann Sergei Bobrovsky.
Außenseiterchancen werden den Tschechen, den Finnen und Team USA eingeräumt. Vladimir Ruzicka baut nach dem Viertelfinalaus in Sotschi weitestgehend auf eine neue Generation mit zehn WM-Debütanten und selbstverständlich mit Jaromir Jagr. Das Team der Suomi setzt sich aus Spielern zusammen die in der heimischen und russischen Liga ihr Geld verdienen verstärkt durch Predators Torwart Pekka Rinne und Winnipegs Center Olli Jokinen. Schließlich schickt auch noch US-Coach Peter Laviolette ein erfolgshungriges Team, das fast durchgehend aus NHL-Spielern besteht ins Rennen um Gold.