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Bei der IIHF-Weltmeisterschaft 2024 in Prag und Ostrava ging am Dienstag der letzte Gruppen-Spieltag über die Bühne. Das bereits fürs Viertelfinale qualifizierte Deutschland schlug Frankreich mit 6:3. Parallel verlor Österreich mit 2:4 gegen das bereits abgestiegene Schlusslicht Großbritannien, wodurch der Traum vom Viertelfinale platzte. Die Schweiz gewann gegen Finnland, schloss die Vorrunde damit als Zweiter ab und wird im Viertelfinale auf Deutschland treffen.

Frankreich – Deutschland 3:6

Bundestrainer Harold Kreis setzte im letzten Gruppenspiel auf fünf NHL-Profis: Im Tor startete Philipp Grubauer (Seattle Kraken), davor verteidigte Maksymilian Szuber (Arizona Coyotes), im Sturm fanden sich Lukas Reichel (Chicago Blackhawks), JJ Peterka (Buffalo Sabres) und Nico Sturm (San Jose Sharks) in der Aufstellung wieder. Bei Frankreich centerte Pierre-Edouard Bellemare (Seattle Kraken) die erste Reihe.

Deutschland hatte im ersten Drittel ein optisches Übergewicht, führte die Schussstatistik mit 10:7 an, doch gab es auf beiden Seiten gute Torchancen. Eine solche nutzten die Franzosen in einer 2-auf-1-Situation durch Valentin Claireaux zum 1:0 (17.). Kurz vor der ersten Pause eroberten die Deutschen den Puck im Forechecking, Marc Michaelis traf gefühlvoll unters Tordach zum 1:1 (20.).

Dass es für die bereits fürs Viertelfinale qualifizierten Deutschen nur noch um die Platzierung ging, war in der einen oder anderen unbeholfenen Defensivaktion zu sehen. Dies wusste Frankreich zu nutzen, Anthony Rech staubte zum 2:1 ab (22.). Team Germany zog sofort wieder die Zügel an und kam in einer 3-auf-1-Situation durch einen Abstauber von Lukas Kälble zum 2:2 (26.). Im direkten Gegenzug war Deutschland erneut unachtsam, nur 22 Sekunden nach dem Ausgleich lief Sacha Treille frei auf Grubauer zu und besorgte das 3:2 (27.). Es folgte eine wilde Phase mit vielen Fehlern und daraus resultierenden Kontern und Möglichkeiten. Peterkas Treffer wurde nach einer Coaches Challenge wegen einer Abseits-Position von Reichel einkassiert, in zwei undurchsichtigen Szenen aber drehte Deutschland die Partie binnen 22 Sekunden: Erst staubte Wojciech Stachowiak zum 3:3 ab (32.), dann tippte Maximilian Kastner die Scheibe aus der Nahdistanz zum 4:3 über die Linie (32.). Die Deutschen brannten nun ein Offensivfeuerwerk ab, Leo Pföderls Tor wurde erneut in einer Coaches Challenge nachträglich für ungültig erklärt.

Im dritten Drittel entwischte der schnelle Stachowiak seinen Bewachern und vollendete einen Alleingang zum 5:3 (42.). Im Powerplay war Reichel zur Stelle und beförderte den Puck über den Schlittschuh des Gegenspielers zum 6:3 ins Ziel (45.). Daraufhin wechselten die Franzosen den Torwart: Für den weich-geschossenen Quentin Papillon kam Julian Junca, der keinen weiteren Gegentreffer mehr zuließ. Angesichts eines Torschussverhältnisses von 40:23 gewann Deutschland auch in der Höhe verdient mit 6:3.

„Wir sind zufrieden, haben richtig Druck gemacht, gut gespielt, konnten zulegen und die Dinger reinhauen“, sagte Reichel am Mikrofon von ProSieben. „Im Viertelfinale kann alles passieren.“

Die DEB-Auswahl schließt die Gruppenphase mit fünf Siegen und unglaublichen 34 Toren in sieben Spielen furios ab.

Österreich – Großbritannien 2:4

Österreichs Nationalcoach Roger Bader vertraute gegen das bis dahin noch punkt- und sieglose sowie bereits abgestiegene Schlusslicht Großbritannien auf NHL-Export Marco Rossi (Minnesota Wild), der als Mittelstürmer in der zweiten Reihe neben Dominic Zwerger und Peter Schneider auflief. Die Briten hatten keinen NHL-Profi im Kader.

Team Austria drückte bereits im ersten Drittel aufs Tempo und dominierte mit 10:5 Schüssen. Tore aber blieben aus. Das änderte sich früh im zweiten Durchgang, als Clemens Unterweger 2:40 Minuten nach Wiederbeginn auf 1:0 für Österreich stellte (23.). Großbritannien antwortete mit wütenden Angriffen und kam bei doppelter Überzahl durch Ben O’Connor zum 1:1 (28.). In der Folge drohte die Partie zu kippen (16:7 Torschüsse für die Briten im zweiten Drittel).

Genau das passierte dann im Schlussabschnitt, als Brett Perlini im Powerplay zum 2:1 traf (42.) und den Druck auf Austria immens erhöhte. Wenig später ließ Evan Mosey Österreichs Traum vom Viertelfinale in weite Ferne rücken und erhöhte auf 3:1 (51.). Kurz vor Schluss zog Austria Torwart David Kickert für einen zusätzlichen Stürmer. Großbritannien traf per „Empty-Netter“ zur 4:1-Entscheidung. Zwar verkürzte Mario Huber im Powerplay noch auf 2:4 (60.), doch dies hatte nur noch einen kosmetischen Effekt.

Österreich verpasste damit tragisch die Chance auf die erste Viertelfinal-Teilnahme seit 1994, darf als Fünfter der Gruppe A aber dennoch erhobenen Hauptes nach Hause fahren.

Kanada – Tschechien 4:3 n.V.

Am Nachmittag untermauerte Kanada seine Tabellenführung mit einem 4:3-Sieg n.V. gegen Gastgeber Tschechien. Dabei gaben sich einige NHL-Größen die Klinke in die Hand: Kanadas Jordan Binnington (St. Louis Blues; 19 Saves, 86,4 Prozent Fangquote) lieferte sich ein Goalie-Duell mit Tschechiens Lukas Dostal (Anaheim Ducks; 22 Saves, 84,6 Prozent Fangquote). Vorne trafen Dylan Cozens (44.; Buffalo Sabres), Dawson Mercer (52.; New Jersey Devils) und Brandon Hagel (56.; Tampa Bay Lightning) für die die Kanadier. Für die Tschechen waren Dominik Kubalik (50.; Ottawa Senators), Ondrej Palat (57.; New Jersey Devils) und Roman Cervenka (59.) erfolgreich.

Durch die späte Aufholjagd sicherte sich der WM-Gastgeber zumindest einen Punkt. Das spielentscheidende Tor gelang Cozens, der damit zum Doppelpacker wurde (2-0-2).

Lettland – USA 3:6

Gleichzeitig hat die USA Lettland mit 6:3 geschlagen, ist in der Tabelle an Deutschland vorbeigezogen und schließt als Zweiter der Gruppe B ab. Brady Tkachuk (2.; Ottawa Senators), Zach Werenski (14.; Columbus Blue Jackets) und Cole Caufield (23.; Montreal Canadiens) sorgen für einen gelungenen Start der Amerikaner. Renars Krastenbergs brachte daraufhin die Letten auf die Anzeigetafel (24.)

In einem wilden Schlussdrittel zog Matt Boldy (41., Minnesota Wild) nur 15 Sekunden nach Wiederbeginn als erster. Es folgte ein Doppelpack der Balten durch Eduards Tralmaks (45.) und Roberts Mamcics (46.) binnen 16 Sekunden für den 3:4-Anschluss. Doch Caufield nahm kurz darauf mit dem 5:3 Druck vom Kessel (49.). Den Endstand besorgte Joel Farabee (60.; Philadelphia Flyers) per Empty-Net-Tor. Zwischen den Pfosten hielt US-Goalie Charlie Lindgren (Washintgton Capitals) den Sieg fest.

Finnland – Schweiz 1:3

Der Schweizer Nationaltrainer Patrick Fischer griff auf seine NHL-Armada mit Torwart Akira Schmid (New Jersey Devils), den Verteidigern Roman Josi (Nashville Predators) und Jonas Siegenthaler (New Jersey Devils) sowie den Stürmern Kevin Fiala (Los Angeles Kings), Nico Hischier (New Jersey Devils), Nino Niederreiter (Winnipeg Jets) und Philipp Kurashev (Chicago Blackhawks) zurück.

Im ersten Drittel blieben sowohl der schweizerische Starter Schmid (15 Saves, 93,8 Prozent Fangquote) als auch der finnische Goalie Harri Säteri (23 Saves, 88,5 Prozent) ohne Gegentor.

Das optische Übergewicht der Nati (11:6 Schüsse im ersten, 10:4 Schüsse im zweiten Drittel) drückte ich im Mittelabschnitt auch in Toren aus: Fiala (26.) und Andrea Glauser (28.) brachten die Schweiz verdient mit 2:0 in Führung. Finnland kam allerdings noch vor der zweiten Pause im Powerplay zum Anschluss durch Jere Innala (38.).

Souveräne Eidgenossen aber ließen nichts mehr anbrennen und entschieden die Partie dank Fiala (57.), der damit ein Drei-Punkte-Spiel perfekt machte und an jedem Tor seiner Mannschaft beteiligt war (2-1-3). Niederreiter kam auf zwei Assists (0-2-2).

Damit beendet die Schweiz die Gruppenphase als Zweiter der Gruppe A und trifft im Viertelfinale auf Angstgegner Deutschland.

Schweden – Slowakei 6:1

Schweden blieb in der Vorrunde ohne Punktverlust und gewann auch mit 6:1 gegen die Slowakei und steht mit 21 Punkten und 35:9 Toren auf Platz 1 in Gruppe B.

Im letzten Gruppenspiel ragte NHL-Verteidiger Erik Karlsson (Pittsburgh Penguins) in einem Drei-Punkte-Spiel heraus (1-2-3). Unter den Multi-Punkte-Spielern waren auch die NHL-Stürmer Joel Eriksson Ek (Minnesota Wild; 2-0-2) und Lucas Raymond (Detroit Red Wings; 1-1-2). Im Tor zeigte Filip Gustavsson 17 Saves (94,4 Prozent Fangquote).

Gegen überforderte Slowaken ließen die Schweden keinen Zweifel an ihrer Überlegenheit (43:18 Torschüsse) und gingen dank Raymond (3.), Karlsson (28.), Andre Burakovsky (33.; Seattle Kraken) und Eriksson Ek (50.) komfortabel mit 5:0 in Führung. Den Ehrentreffer für die Slowakei erzielte Michal Ivan (51.), ehe Eriksson Ek den Schlusspunkt zum 6:1-Endstand setzte (58.).

Die Viertelfinal-Begegnungen im Überblick:
Kanada – Slowakei (Donnerstag, 16:20 Uhr MESZ; 10:20 a.m. EDT)
Schweiz – Deutschland (Donnerstag, 16:20 Uhr MESZ; 10:20 a.m. EDT)
Schweden – Finnland (Donnerstag, 20:20 Uhr MEST; 2:20 p.m. EDT)
USA – Tschechien (Donnerstag, 20:20 Uhr MEST; 2:20 p.m. EDT)

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