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CHICAGO -- "Meinen Namen zu hören, war einfach nur unglaublich; ich kann dafür keine Worte finden", fasste Nico Hischier seine Gefühlslage am Freitagabend zusammen. "Ich habe zuerst meine Mutter umarmt, und sie fing an, zu weinen."

Mutter Katja kullerten die Tränen über die Wange, weil der Name ihres erst 18-jährigen Bubs beim NHL Draft 2017 als erster ausgerufen wurde. Die New Jersey Devils wählten den Jungen aus der Oberwalliser Gemeinde Naters beim NHL Draft 2017 in Chicago mit ihrem ersten Zug.
"Es ist etwas ganz Besonderes, nun dieses Devilstrikot zu tragen", freute sich Hischier. "Es sieht großartig aus. Ich muss wohl erstmal eine Nacht darüber schlafen."
Dass es ausgerechnet die Devils sind, die sich die Rechte an ihm sicherten, passt sprichwörtlich wie die Faust aufs Auge. Hischier trug am Draftabend nicht zum ersten Mal ein Devils Trikot. Bereits als Kind spielte Hischier einst im rot-schwarzen Dress.
"Ich war noch richtig jung und das war bei einem Turnier in der Schweiz", erzählte Hischier. "Jedes Team trug ein zufällig ausgewähltes Trikot eines NHL-Teams. Und wir waren die Devils. Das ist tatsächlich etwas Spezielles."
Mächtiges treiben herrscht an diesem Abend im United Center. Zahllose Medienvertreter tummeln sich um Hischier. Es ist wahrlich eine andere Welt als seine beschauliche Heimat hoch über dem Rhonetal.

Hischier ist der Star des Abends. Als erst siebter nicht nordamerikanischer Spieler wurde ihm die Ehre zuteil, bei einem NHL Entry Draft an der ersten Position ausgewählt zu werden und damit den Stempel als talentiertester Perspektivspieler aufgedrückt zu bekommen.
Er selbst wusste nicht, wann sein Name fallen würde. Im abschließenden Scoutingbericht der NHL wurde der junge Schweizer hinter Stürmer Nolan Patrick von den Brandon Wheat Kings an der zweiten Position geführt. Folglich war die Überraschung bei ihm groß, als er als erster gezogen wurde.
"Ich wusste von nichts", erzählte Hischier. "Es kam von einer Sekunde auf die andere. Ich wollte mich auf kein Team festlegen und war offen für alles, aber ich freue mich gerade so sehr, Teil dieser Organisation zu sein. Es ist eine große Ehre. Ich bin sehr glücklich und genieße den Moment."
Hischiers Karriere nahm einen steilen Weg bis an diesen Punkt.
Nach einigen Jahren in der Nachwuchsorganisation des Schlittschuh-Club Bern, zog es ihn zur vergangenen Saison nach Übersee. Im Herbst 2016 trat Hischier seinen Dienst bei den Halifax Mooseheads aus der Quebec Major Junior Hockey League (QMJHL) an.
Als eine der besten Nachwuchsliegen überhaupt, brachte die QMJHL nicht weniger als elf Nummer 1 Picks hervor. So zum Beispiel Pierre Turgeon (1987, Buffalo Sabres), Vincent Lecavalier (1998, Tampa Bay Lightning) und Sidney Crosby (2005, Pittsburgh Penguins).
Auch sein Team aus Halifax erwies sich als keine schlechte Adresse. Nach Nathan MacKinnon (Nr. 1, Colorado Avalanche, 2013), Jonathan Drouin (Nr. 3, Tampa Bay Lightning, 2013), Nikolaj Ehlers (Nr. 9, Winnipeg Jets, 2014) und Timo Meier (Nr. 9, San Jose Sharks, 2015) ist Hischier der bereits fünfte Spieler, der in den letzten fünf Jahren bei einem NHL Draft in den Top 10 landete und zuvor ein Mooseheads-Trikot trug.

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Hischier dürfte seinen im vergangenen Jahr gemachten Schritt sicherlich nicht bereuen. In 63 Spielen für Halifax erzielte er in der abgelaufenen Spielzeit 86 Punkte (38 Tore, 48 Assists). Nun ist er beides, Aushängeschild und Hoffnungsträger des Schweizer Eishockeys.
Noch nie zuvor in der Geschichte des Eishockeys, wurde ein Schweizer bei einem NHL Draft an der ersten Stelle ausgewählt. Nino Niederreiter, der vorherige Rekordträger, war die Nummer 5 des Drafts 2010 (New York Islanders).
"Ich meine, das bedeutet sehr viel", erzählte Hischier. "Es gibt viele Leute in der Schweiz, die mich auf diesem Weg unterstützt haben."
Nachdem bereits die Kader der Teams, die im Stanley Cup Finale 2017 standen, mit einigen Eidgenossen gespickt waren, rückt Hischier das Schweizer Eishockey nun erneut ins Rampenlicht.
"Es ist sehr gut. Das Schweizer Eishockey macht einen hervorragenden Job mit ihren jungen Spielern", schwärmte Hischier.