Grubauer MF

Unter der Woche im Gespräch mit NHL.com/de hatte Philipp Grubauer noch vermutet, er würde beim zweiten Back-to-Back-Spiel der Washington Capitals an diesem Wochenende am Samstag bei den Toronto Maple Leafs zum Einsatz kommen.

Was letztendlich Washington Trainer Barry Trotz dazu bewogen hat, Grubauer schon am Freitag den Vorzug zu geben, kann nur spekuliert werden. Ein möglicher Grund könnten darin gelegen haben, dass er dem deutschen Torhüter eine größere Chance einräumte, im Heimspiel gegen die Tampa Bay Lightning endlich seinen ersten verdienten Sieg in dieser Saison einzufahren, als 24 Stunden später auswärts bei den Kanadiern.
In Bezug auf die Offensivstärke geben sich die Bolts und Leafs nicht viel, denn vor dem Spieltag lagen die Erstgenannten bei den geschossenen Toren vorne. Am Freitag haben sie die Position getauscht, so dass Toronto jetzt der Ligaprimus ist.
Dass Grubauer zum Einsatz kam, lag wohl eher daran, dass die Capitals bisher zu Hause erfolgreicher sind als in der Fremde und er zuvor erst einmal in der heimischen Capital One Arena von Beginn an auflaufen durfte. Der Rosenheimer hat außerdem von den vier Einsätzen gegen Tampa Bay in seiner Karriere drei Mal gewonnen und nur einmal nach Verlängerung verloren.
Obwohl sein fünftes Aufeinandertreffen mit den Lightning denkbar schlecht begann, nachdem die Gäste bereits nach 82 Sekunden in Überzahl glücklich mit 1:0 in Führung gingen, als ein Schuss von Nikita Kucherov unhaltbar von der Brust von Vladislav Namestnikov ins Netz abprallte, ließ sich Grubauer nicht aus der Ruhe bringen.

"Ich musste lachen", erzählte er nach der Partie. "Es ging wieder los. Ich habe mich richtig bewegt, aber der Puck fand seinen Weg ins Tor."
Welche mentale Stärke in dem Oberbayer steckt, zeigte sich im Anschluss, als er mehr und mehr über sich hinauswuchs und sein Team am Ende mit 25 Rettungstaten zu einem 3:1-Sieg führte. Erneut hatten seine Vorderleute nicht viele Tore erzielt, wie in seinen fünf Starts zuvor, in denen die Capitals nie in Führung gehen und nicht mehr als zwei Treffer markieren konnten. Doch an diesem Fall erzwang Grubauer mit seiner Klasse den Erfolg. Er stoppte die starke Offensive der Gäste selbstverständlich nicht im Alleingang.
"Die Mannschaft machte das unglaublich", sagte der Torhüter. "Wenn wir so das ganze Jahr spielen, dann sind wir wirklich nur schwer zu schlagen. Jeder hat gearbeitet. Wir haben die Lücken geschlossen und viele Schüsse geblockt. Es war ein fantastischer Sieg."
Die Capitals haben mit dem Sieg ihrem Backup ein vorzeitiges Geburtstagsgeschenk bereitet, denn Grubauer ist am heutigen Samstag vor 26 Jahren im oberbayerischen Rosenheim geboren worden. Aus diesem Grund ist auch sein Vater in die US-Hauptstadt angereist und war bei der Partie und dem ersten Saisonsieg seines Sprösslings anwesend.
Die Teamkameraden freuten sich ebenfalls mit ihm und haben ihm den Erfolg gegönnt, nachdem sein vorheriger Gegentorschnitt von 3,86 und die Fangquote von 87,6 Prozent nicht gerade überzeugend waren und keinesfalls sein Leistungsvermögen widerspiegelten.
"Es lief gerade für Grubauer zu Beginn der Saison sehr unglücklich", betonte Kollege Jay Beagle. "Aber er hat einen ruhigen Kopf bewahrt und unglaublich gespielt. Er hat natürlich einen großen Sieg verdient. Er war wieder überragend heute, hat einige tolle Saves zu wichtigen Zeitpunkten im Spiel gemacht."
Grubauer wurde erster Star des Spiels und kann so heute die Partie in Toronto entspannter von der Bank aus beobachten. Es dürfte eine große Last von ihm abgefallen sein, auch im Hinblick darauf, dass er sich bei anderen NHL-Teams als potenzielle Nummer 1 in die Notizbücher spielen will. Sein im Sommer verlängerter Vertrag in Washington, wo er den nur zwei Jahre älteren Braden Holtby vermutlich nicht beerben kann, läuft auch aus diesem Grund nur bis zum Saisonende.