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Michael Grabner ist auf dem Heimweg vom Training im Auto, als wir ihn zum vereinbarten Telefoninterview für NHL.com/de erreichen. Der Österreicher ist gefragt in diesen Tagen, nachdem seine Saison, die erste bei den New York Rangers, so gut läuft, wie schon lange nicht mehr in seiner Karriere.
Mit 19 Toren in 44 Spielen ist er der beste Torschütze der Blueshirts. Vorletzte Woche wurde der Kärntner zum zweiten Mal in seiner Laufbahn nach fünf Toren und sieben Punkten in der ersten Woche des Jahres zum Spieler dieser Woche in der NHL bestimmt. Dinge, die in den letzten Jahren weit weg waren, als er von den New York Islanders zu den Toronto Maple Leafs abgegeben wurde und auch dort nicht Fuß fassen konnte.

Bei den Rangers kommt ihm zugute, dass Trainer Alain Vigneault ihn aus seinen anfänglichen Zeiten bei den Vancouver Canucks gut kennt und offenbar richtig einzusetzen weiß. In einem Spitzenteam Fuß zu fassen, heißt natürlich auch Ambitionen zu haben und so gibt sich Grabner nicht mit dem Erreichten zufrieden und schielt auf mehr.
Zuletzt setzte es jedoch zwei Heimniederlagen in den drei Spielen nach der ungewöhnlich langen Pause von fünf Tagen vom 8. bis 12. Januar.
Alles Themen des folgenden exklusiven Interviews mit Grabner:
Wie hast Du die freien Tage in der letzten Woche verbracht?
"Ich war mit der Familie in Lake Placid, etwas vom Eishockey abschalten und Zeit mit der Familie zu verbringen. Durch den World Cup ist der Spielplan sehr eng und wenig Zeit für die Familie zwischen den Spielen. Von daher war es schön, einmal ein paar Tage wegzukommen und mit den Kindern zu verbringen."
Bester Torschütze der Rangers zur Saisonhälfte. Wie schätzt du die Situation ein?
"Dieses Jahr läuft es sehr gut für mich persönlich. Aber das kommt auch zurück auf die Mannschaft. Vom System her habe ich mich sehr gut eingefunden. Wusste aber auch wie die Trainer hier sind, weil ich für beide in meiner Karriere schon gespielt habe. Sie haben mir bis jetzt sehr viele Möglichkeiten gegeben, dass ich Erfolg haben kann. Ich spiele mit sehr guten Spielern zusammen, die mir den Puck geben können und genau wissen, wie ich meine Geschwindigkeit ausnutzen kann. Von daher hätte ich mir keinen besseren Start vorstellen können."

Du bist in der vergangenen Woche zum zweiten Mal in Deiner Karriere NHL Star der Woche geworden. Wie sehr sind solche Auszeichnungen von Bedeutung für Dich?
"Bedeutung nicht wirklich. Es ist natürlich schön, dass deine Leistung anerkannt wird, aber am Ende des Tages waren es drei gute Spiele von mir, auf die ich aufbauen kann. Ich habe ja vor diesen zwei Spielen nicht so viel getroffen. Es war daher schön, dass mein Puck wieder reinging. Was wirklich zählt ist, dass wir die Spiele gewonnen haben und meine Leistung wie gesagt Anerkennung findet. Und ich hoffe natürlich, dass es so weitergeht."
Wie sehr hattest du gehofft für das All Star Game nominiert zu werden?
"Keine Ahnung, wie der Prozess der Spielerauswahl vonstattengeht. Daran habe ich überhaupt nicht gedacht. Ich denke mit Ryan McDonagh sind wir beim All Star Game sehr gut vertreten. Es ist einer unserer besten Spieler und sehr konstant das ganze Jahr für uns gewesen. Er ist einer der besten Verteidiger in der Liga. Von daher habe ich mir keine Gedanken dazu gemacht, dass ich eventuell ausgesucht werden könnte. Es wäre natürlich cool gewesen, aber es bereitet mir auch kein Kopfzerbrechen, dass es nichts geworden ist."
Wie ist es für Dich wieder mehr in Fokus zu stehen, nachdem es doch eine Zeit gab, in der es ruhiger um Dich war und Fragen etwas negativer waren, warum es nicht so läuft?
"Vielleicht in der letzten Zeit bei den Islanders. Ich habe einfach die letzten Jahre ein bisschen anders gespielt und wurde anders eingesetzt. Ich glaube, ich war mehr der Unterzahlspieler und sollte vor allem defensiv sehr stabil sein. Jetzt steht auch die Offensive mehr im Vordergrund, so dass ich wieder andere Stärken von mir ausspielen kann. Das haben die Trainer erkannt und nun habe ich wieder mehr Möglichkeiten und mehr Eiszeit. Wir spielen hier ein ganz anderes System und das ist wesentlich besser für mich geeignet als es zuvor der Fall war. Das freut mich natürlich, macht vieles leichter und ist schöner, als wenn man Mitläufer ist."

Trotzdem noch einmal rückblickend auf die Zeit, wo es nicht so lief. Du hast auch dort immer sehr gelassen gewirkt. Inwiefern war das Deine tatsächliche Gefühlswelt?
"(lacht) Ja, ich würde sagen die Wahrheit liegt in der Mitte. Man kann nicht immer zeigen, wie es einem wirklich geht. Aber noch einmal. Es lief zu Saisonbeginn auch sehr gut mit vielen Toren in den ersten 20 Saisonspielen. Das kommt mir unheimlich zu Gute und hat das Selbstvertrauen schon gestärkt, dass ich das Tore schießen nicht verlernt habe. Meine Schnelligkeit ist immer noch da und so lange das der Fall ist, kann ich mir immer Chancen erarbeiten und daraus Tore machen. Aber klar die Vorjahre waren nicht so erfreulich für mich, so dass die Gelassenheit etwas Mittel zum Zweck war."
Wo steht Ihr Deiner Meinung nach als Rangers Team und was könnt Ihr diese Saison erreichen?
"Das Ziel für uns ist natürlich den Stanley Cup zu gewinnen. Ich glaube wir haben sehr viele talentierte Spieler, sowie einen der besten Tormänner der Welt. Zuletzt hatten wir ein paar Probleme in den Spielen, aber das macht jede Mannschaft mal durch. Die Saison hat 82 Spiele und wir hatten schon viele Verletzungen wegzustecken, wo die Spieler jetzt wieder zurückgekommen sind. Wenn wir alle an Bord haben und in voller Besetzung sind, dann ist mit uns zu rechnen und alles ist möglich. Wir müssen nur an uns selbst glauben, weil wir haben schon sehr gutes Eishockey in dieser Saison gespielt. So lange wir als Team zusammenhalten und unser System spielen, ist mit der Mannschaft alles möglich."