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Als Garth Snow im Sommer 2006 überraschend zum General Manager der New York Islanders ernannt wurde, da galt die Franchise in den Augen vieler noch als ein relativ hoffnungsloser Fall. Tief im Tabellenkeller beheimatet, sportlicher Erfolg eigentlich nur in der traditionsreichen Vergangenheit des Traditionsteams vorhanden, auch von den meisten Fans seinerzeit weitestgehend nicht mehr wirklich allzu ernst genommen.

Nun, da der 47-jähre also zehn Jahre im Amt ist, da hat sich die Situation auf Long Island allerdings grundlegend geändert. Im zurückliegenden Sommer überstand man durch den Erfolg über die Florida Panthers erstmals seit 23 Jahren dann auch wieder erfolgreich eine Runde in den Playoffs, spielt seit dem Vorjahr zudem nicht mehr im veralteten Nassau Veterans Memorial Coliseum, sondern nun im vergleichsweise hochmodernen Barclays Center in Brooklyn, verfügt über ein modernes Trainingsgelände und hat inzwischen auch eine durchaus konkurrenzfähige Mannschaft auf dem Eis beisammen.
Das Alles verdankt die Franchise, auch wenn sie noch immer nicht in das ganz große Rampenlicht der Sportbühne zurückkehren konnte, zu großen Teilen ihrem ruhig im Hintergrund arbeitenden General Manager Garth Snow, dem es nach und nach gelungen ist seinen Club aus den Tiefen der NHL-Tabelle und aus der strukturellen Randrolle in der Liga wieder herauszuführen, ihm in Gänze eine ganz neue Perspektive zu geben.
Die Älteren hier werden sich sicherlich auch noch an den erfolgreichen Eishockeytorwart Snow erinnern können. Von 1993 bis 2006 spielte er für die Québec Nordiques, die Philadelphia Flyers, die Vancouver Canucks, die Pittsburgh Penguins und eben die New York Islanders in der NHL.
Am 18. Juli 2006 wurde der erst einen Monat vorher eingestellte Neil Smith als General Manager der New York Islanders entlassen. Snow beendete daraufhin seine Karriere als Goalie und wurde seinerseits, zur Überraschung vieler, als neuer General Manager auf Long Island vorgestellt.

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Bis zum Sommer arbeitete er in dieser Rolle unter dem Mehrheitseigentümer Charles Wang, der ihn damals als Fürsprecher, gegen die Widerstände vieler, auch ins Amt hievte.
Seit Juli dieses Jahres ist dieser nun jedoch nur noch in einer untergeordneten Rolle präsent. Die neuen wichtigen Leute im Club sind Jon Ledecky und Scott Malkin, welche durch einen im Jahre 2014 getroffenen Deal nun die Hauptverantwortung für die New Yorker Franchise übernommen haben.
Snow sieht darin aktuell jedoch keine gravierende Veränderung für seine Arbeit: "Die neue Eigentümerstruktur wird keinen Einfluss darauf haben was wir hier machen. Wir werden die gute Arbeitskultur welche wir mit Charles Wang entwickelt haben weiterhin fortsetzen" sagte er gegenüber 'USA Today' kürzlich.
Dass er einmal einen solch gelassenen Satz wieder völlig unwidersprochen laut und öffentlich aussprechen könnte, das war gerade vor rund zehn Jahren so noch nicht zu erwarten. Es war die Zeit in der die Islanders mit den spektakulären Langzeitverträgen u.a. für Alexei Yashin und Rick Di Pietro von sich reden machten, letztendlich damit grandios scheiterten, und vielfach nur noch ein mitleidiges Kopfschütteln bei den Beobachtern auslösten.
So war der Zehnjahresvertrag den der frühere General Manager Mike Milbury dem Stürmer Alexei Yashin im Jahre 2001 gab, und welcher ihm die damals schier unglaubliche Summe von 87,5 Mio. US$ zusicherte, letztendlich wohl nur eine teure Fehlentscheidung. Und obwohl sein Vertrag später unter dem neuen CBA deutlich reduziert wurde, machte dieser Kontrakt den sportlich bei den Islanders bitter enttäuschenden Spieler quasi nicht transferierbar.

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Auch Garth Snow startete seine Zeit im Management der 'Isles' mit einem ähnlich spektakulären Coup. Am 12. September 2006 unterschrieb Torhüter Rick DiPietro einen Vertrag mit 15-jähriger Laufzeit, welcher ihm seinerzeit stolze 67,5 Mio. US$ zusicherte. Auch hier erwies sich der Gedanke einer solch langfristigen Bindung an den Club letztendlich als ein großer Fehler.
DiPietro wurde im Laufe der Jahre sportlich immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen, konnte die hohen Erwartungen als Nr.1-Pick letztendlich nicht wirklich langfristig erfüllen. Seiner Franchise band dieses Vorgehen hingegen finanziell über Jahre hinweg die Hände, war ein großer Teil des zur Verfügung stehenden Budgets so doch schon blockiert.
Diese Zeiten sind beim Stanley Cup-Seriensieger der frühen 1980er-Jahre inzwischen, auch dank Snow, der sich im Laufe der Jahre in diesem Job extrem weiterentwickelte, längst Geschichte.
Inzwischen zeichnet sich das Management des Teams durch recht kluge, bescheidenere, deutlich maßvollere Transfers und Verträge aus. Zudem entwickelt man wieder verstärkt auch eigene Nachwuchskräfte.
Dem sportlichen Erfolg tat das sichtbar gut. Wenn auch die Schritte noch immer klein und recht überschaubar sind. Aber die Richtung der Organisation stimmt nun wieder. Handwerklich solide geführt, mit Augenmaß und Fachwissen verwaltet. Man sieht es seit Jahren.
Auch Snow selber bestätigt diese grundsätzlich positive Entwicklung: "Wir sind jetzt in einer guten Situation. Wir entwickeln uns langsam. Die Nachwuchsspieler erhalten bei und die Chance sich ins Team zu spielen, sich persönlich weiterzuentwickeln."
"Aber natürlich müssen wir auch darauf achten die Gehaltsstruktur im Team nicht zu zerstören. Alle Talente können wir eben nicht hierbehalten. Mit dem Salary Cap (Gehaltsobergrenze) muss man halt zusehen, dass das alles möglichst gut zusammenpasst."

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Doch Snow gibt sich durchaus mutig den nächsten Schritt der Entwicklungsstufe mit seinem Team nun in Kürze schon gehen zu können: "Wir sind mit dem Kern unseres Teams sehr glücklich aktuell. Darauf können wir sehr gut aufbauen. Und ich bin optimistisch, dass wir die Organisation auch weiterhin in die richtige Richtung entwickeln können."
Dass ihm dieses letztendlich auch weiterhin so gut gelingen könnte, das trauen Snow inzwischen auch immer mehr Beobachter zu. Es ist aktuell nicht mehr viel übrig geblieben von der etwas rückständig wirkenden Franchise mit dem zeitweiligen Hang zum 'Größenwahn' von vor gut 10 Jahren.
Mag der bevorstehende Angriff auf die Spitze der NHL auch noch nicht so sehr im Blickpunkt der großen Öffentlichkeit stehen, man kann ihn auf Long Island schon erkennen. Und dies ist tatsächlich in erster Linie eben ein großer Erfolg für den relativ still und bescheiden vor sich hinarbeitenden GM der Franchise, Garth Snow.