Geschichte: Von Arx 1. Schweizer Feldspieler
von Stefan HergetWährend der Saison 2015-16 wird NHL.com/de in den Archiven stöbern, um die beste Kollektion einige der erinnerungswürdigsten und historischen Ereignisse in der Geschichte des deutschen, österreichischen und Schweizer Eishockeys zu präsentieren. Von Debüts und Meilensteinen bis zu Verwicklungen und Ergebnissen, lassen wir jeden Monat Tage vergangener Jahre aus dem Blickwinkel von heute in unserer einjährigen Serie aufleben. Dieses Jahr, Klassiker vermischen sich mit der Gegenwart. Dieses Jahr, Geschichte wird sich wiederholen.
Vor genau 15 Jahren am 5. Oktober 2000 feierte mit dem damals 24-jährigen Reto von Arx ein Schweizer sein Debüt in der NHL für die Chicago Blackhawks, die ihn zuvor im NHL Draft in der neunten Runde an insgesamt 271. Position gedraftet hatten. Es begann eine sehr ungewöhnliche Geschichte, auf die wir zurückblicken möchten.
Von Arx, der mit der Nummer 17 auflief, wurde der Erste in der Schweiz geborene Feldspieler in der NHL, dem viele weitere folgen sollten. Er war bei der 2-4 Niederlage der Blackhawks bei den Buffalo Sabres in insgesamt 17 Schichten und 13:06 Minuten Eiszeit zum Saisonauftakt 2000-01 mit von der Partie. Für Chicago war es eine besondere Spielzeit, denn es war ihre 75ste.
In der Mannschaft tummelten sich damals klangvolle Namen wie Kapitän Tony Amonte, Eric Daze, Alexander Karpovtsev, Bob Probert, Stephane Quintal oder im Tor ein Jocelyn Thibault. Am Ende der Saison belegten sie allerdings mit nur 29 Siegen, 40 Niederlagen und acht Unentschieden bei 210 erzielten und 246 kassierten Treffern den 4. Platz in der Central Division, sowie den 12. Platz in der Western Conference und qualifizierten sich somit nicht für die Playoffs.
Für Von Arx lief das Jahr auch nicht so vielversprechend wie es anfing. Nur zwei Tage nach seiner Premiere in der stärksten Eishockey-Liga der Welt, am 7. Oktober 2000, ging es zur neu gegründeten Franchise der NHL, den Columbus Blue Jackets, die ihre erste Begegnung überhaupt bestreiten durften.
Das schon aus diesem Grund historische Spiel wurde es auch aus einem anderen. Der Eidgenosse traf bei drei Torschüssen gegen den gegnerischen Torwart Ron Tugnutt gleich zwei Mal ins Schwarze und wurde so zum ersten Schweizer Torschützen in der NHL. Die Blackhawks gewannen nach zwei weiteren Toren von Amonte und eines von Alex Zhamnov mit 5-3.
Von Arx blieb bis zum 10. November 2000 im Kader, hatte insgesamt elf Einsätze und konnte am 2. November 2000 bei den Boston Bruins sogar sein drittes Saisontor erzielen. Trotzdem blieb bei einigen Spielen nur noch der Platz auf der Tribüne, ehe der Stürmer ins Farmteam zu den Norfolk Admirals in die AHL geschickt wurde.
Nachdem er in Norfolk gute Ergebnisse zeigte, konnte Von Arx am 16. Februar 2001 sein Comeback in der NHL feiern, als er im Heimspiel gegen die St. Louis Blues auflaufen durfte. Gute zwei Wochen lang absolvierte er weitere sieben Auftritte, jedoch war die Eiszeit mit jeweils um die zehn Minuten sehr gering. So gelang ihm nur noch eine Vorlage am 25. Februar 2001 gegen die Toronto Maple Leafs.
Das Kapitel Von Arx in der NHL endete am 1. März 2001 mit der Begegnung gegen die Los Angeles Kings, die 2-2 Unentschieden ausging. Sein 19. Einsatz, bei dem er 15 Schichten und 10:59 Minuten Eiszeit hatte, war sein Letzter. Somit stehen für ihn seitdem vier Scorerpunkte und eine Minus Vier in der Plus-Minus-Statistik zu Buche.
Sein Engagement in Norfolk war etwas etrfolgreicher, denn in 49 AHL-Spielen konnte Von Arx 16 Tore erzielen und bei 26 weiteren assistieren. Eine Plus 14 rundete sein positives Ergebnis noch ab.

Es ist müßig darüber zu diskutieren, woran es lag, dass Von Arx nicht länger in der NHL tätig war. Die Quellen berichten hierüber sehr unterschiedlich. Vorstellbar ist durchaus, dass der häufig sehr besondere und eigenwillige Mensch, selten verlegen war, seine Meinung direkt zu äußern, ohne die Konsequenzen zu fürchten.
Während Von Arx in der Schweiz bekannt war und dort sein Wort etwas zählte, weil er zweifelsohne ein sehr talentierter Eishockeyspieler war, war er in Nordamerika einer unter vielen, die ihr Glück versuchten, in der NHL viel Geld zu verdienen.
Sei es wie es sei, Von Arx kehrte nach nur einer Saison im Sommer 2001 in seine Heimat und trotz einer lukrativen Offerte des SC Bern zu seinem ehemaligen Klub HC Davos zurück. Zu Gute muss ihm gehalten werden, dass er dieser Mannschaft die Treue gehalten hat, also mit Ausnahme seiner einjährigen nordamerikanischen Unterbrechung 20 Jahre lang.
Obwohl er dort im Frühjahr dieses Jahres keinen neuen Vertrag mehr erhielt, schlug er das Angebot anderer Teams aus und beendete seine Karriere. Er könne sich nicht recht vorstellen nach Davos zu kommen und gegen den HC zu spielen, gab er mit als Grund an.
Neben den NHL-Statistiken und dass er dort Geschichte schrieb, stehen am Ende für ihn sechs Schweizer Meisterschaften (2002, 2005, 2007, 2009, 2011 und 2015), vier Spengler Cup Siege (2001, 2004, 2006 und 2011) und die dreimalige Auszeichnung zum wertvollsten Spieler der Nationalliga A (2003, 2006 und 2009).
Übrigens meinte es der Spielplan 2000-01 gut mit Von Arx, denn nur einen Tag nach ihm debütierte in der NHL mit dem 21-jährigen Stürmer Michel Riesen beim Spiel Edmonton Oilers gegen Detroit Red Wings ein weiterer Schweizer. Er war bereits beim NHL Draft 1997 von den Kanadiern in der ersten Runde an 14. Stelle gedraftet worden, wurde aber seit 1998 nur im Farmteam bei den Hamilton Bulldogs eingesetzt. Riesen kam lediglich auf zwölf Einsätze (Ausbeute 1 Assist) und kehrte mit Von Arx im Sommer 2001 zum HC Davos zurück, mit dem sie gleich am Ende der Spielzeit gemeinsam die Meisterschaft holten.