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Jeden Donnerstag im Laufe der Saison 2017/18 widmet NHL.com/de einem deutschsprachigen Spieler einen speziellen Bericht. Dabei stellen wir sowohl junge Spieler, die sich einen Namen machen wollen, als auch etablierte Akteure und Teamleader ins Rampenlicht.
In dieser Ausgabe geht es um Philipp Grubauer.

Seine Saisonbilanz bis zu seinem 26. Geburtstag, den er am kommenden Samstag begeht, hätte sich Philipp Grubauer sicher anders vorgestellt. Der November neigt sich dem Ende entgegen und der deutsche Torhüter der Washington Capitals hat immer noch keinen Sieg auf der Habenseite verbuchen können.
Nach acht absolvierten Spielen als Backup hinter Stammtorhüter Braden Holtby, darunter sechs Begegnungen von Beginn an, stehen fünf Niederlagen in der regulären Spielzeit und eine weitere in der Verlängerung zu Buche.
Mit 26 Gegentoren hat er schon 60 Prozent der Tore kassiert, die er jeweils in den beiden Jahren zuvor in 22 bzw. 24 Einsätzen, also der dreifachen Anzahl, hinnehmen musste. Dementsprechend liegt sein Gegentorschnitt bei 3,86 pro Spiel und die Fangquote bei nur 87,6 Prozent.

Grubauer ist angesichts dieser Zahlen nicht nervös, obwohl er zuletzt nach Niederlagen Berichten zur Folge verständlicherweise etwas genervt wirkte. Am Dienstag im Gespräch mit NHL.com/de präsentierte es sich jedoch äußerst locker. Worin sieht er die Gründe?
"Es gibt viele Faktoren, die hineinspielen", verdeutlichte er. "Wenn man auf die Ergebnisse schaut, spielen wir als gesamte Gruppe noch nicht so gut, wie wir uns das vorstellen. Das Ziel wird erst einmal sein, weiter hart zu arbeiten und für den Erfolg zu kämpfen."
"Natürlich sind auch die zweiten Spiele der Back-to-Backs eher undankbar. Wir haben eine sehr junge Truppe und hatten auch mit Verletzungen zu kämpfen. Dadurch haben die Jungen früher mehr Verantwortung bekommen. Sie müssen sich erst beweisen und in diese Rolle hineinwachsen. Ich glaube wir werden langsam, von Spiel zu Spiel, besser."
Der junge Rosenheimer hat zwar bis vor drei Jahren häufiger Rückstufungen in das Farmteam hinnehmen müssen, aber eine Durststrecke dieser Art, wie er sie momentan durchmacht, hat er selbst noch nicht erlebt. "Ich denke darüber auch nicht zu viel nach", betonte er. "Natürlich wollen wir, und natürlich auch ich, jedes Spiel gewinnen, doch das klappt logischerweise nicht immer. Ich bin letztendlich von den Vorderleuten abhängig, denn ich kann noch so gut fangen, Tore schießen und Schüsse blocken müssen sie. Aber ich bleibe positiv und das ist wichtig in solchen Phasen. Ich werde weiter mein Bestes geben und dann stimmt auch irgendwann das Ergebnis."
Grubauer weiß, dass er dem Ganzen sogar positive Aspekte abgewinnen kann. "In den schweren Zeiten, wenn ich sie jetzt mal so nennen darf, lernt man auch wieder sehr viel über sich und über die Mannschaft, wovon man später sicher profitieren kann", erläutert er. "Wenn man gewinnt, dann sieht man die Fehler, die man macht vielleicht nicht so, da man zu sich selber sagt, 'passt schon, hat doch funktioniert'. Niederlagen hingegen analysiert man intensiver, was hoffentlich dazu führt, ein noch besserer und stärkerer Torhüter zu werden."

Faktoren, die ihm wiederum helfen könnten, seine Absicht, einmal ein Nummer-1-Torhüter in der NHL zu werden, umzusetzen. Beim Expansion Draft war Grubauer lange im Gespräch für die Vegas Golden Knights, die sich letztendlich anderweitig entschieden und Marc-Andre Fleury von den Pittsburgh Penguins holten.
"Aus diesem Grund haben wir auch nur einen Ein-Jahres-Vertrag geschlossen", macht Grubauer auf sein Ziel angesprochen klar. "Natürlich war es im Sommer mit Las Vegas etwas aufregend. Aber in der NHL kann immer wieder etwas passieren, weil die Trade Deadline erst im März ist. Es ist das Besondere in diesem Business, dass Spieler ständig ausgetauscht werden können. Ich bin froh in Washington zu sein, weil ich hier bei einer absoluten Spitzenmannschaft bin, aber natürlich ist das Ziel, Nummer-1-Torwart zu werden. Von daher wenn ein Türchen irgendwo aufgeht, dann hoffe ich das nutzen zu können."
Doch sind die bisher in dieser Saison mäßigen Statistiken nicht ein Hindernisgrund, um für andere Teams attraktiv zu sein?
"Natürlich sind die Statistiken schon auch wichtig und schön, wenn sie gut aussehen, aber wer sich im Eishockey auskennt, der wird sich genau anschauen, wie Spiele gelaufen sind und wo es bei uns hakt bzw. wo die Defizite liegen", ist sich Grubauer sicher. "Von daher lässt sich das auch gut unterscheiden und Statistiken sind dann auch zweitrangig."
Eine Chance zur Verbesserung der Zahlen und den möglichen ersten Saisonsieg einzufahren, wird Grubauer wahrscheinlich am Wochenende erhalten, wenn es für die Capitals am Freitag gegen die Tampa Bay Lightning und am Samstag zu den Toronto Maple Leafs geht.
"Back-to-Back haben wir uns die letzten Jahre immer abgewechselt und da hoffe ich auf den nächsten Einsatz", sagte Grubauer. "Ich denke am Samstag in Toronto könnte es passen, aber das entscheidet der Trainer noch."
Es wäre der passende Tag, wenn Grubauer neben den Glückwünschen zu seinem Geburtstag erstmals in dieser Saison Gratulationen zum Sieg entgegennehmen könnte, doch gegen die Maple Leafs wird davor sicher ein hartes Stück Arbeit vonnöten sein.