Fünf Spieler aus D/A/CH auf Teamsuche
von Bernd RoeschIn dieser Woche werden in der NHL hinter den Kulissen intensiv Gespräche zwischen den Teammanagern und den Spieleragenten geführt.
Am kommenden Freitag, den 1. Juli beginnt die sogenannte Free Agency Phase, also jene Zeit in der einige Spieler zum Unrestricted Free Agent werden und sich damit ihren Arbeitgeber in der NHL für die kommende Spielzeiten selbst aussuchen können - eine Einigung über die Vertragsmodalitäten vorausgesetzt.
Unter den insgesamt 240 Unrestricted Free Agents, Spieler die vor kurzem erst aus ihrem Vertrag herausgekauft wurden sind in dieser Zahl nicht berücksichtigt, befinden sich auch einige Eishockeycracks aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Erwähnung finden sollen auch zwei deutsche Restricted Free Agents, deren Voraussetzungen für eine potenzielle Vertragsverlängerung unterschiedlicher nicht sein könnten.
In alphabetischer Reihenfolge:
Christian Ehrhoff, Verteidiger, Deutschland
Zuletzt unter Vertrag bei: Chicago Blackhawks
Der deutsche Vorzeigeathlet Christian Ehrhoff hat im wahrsten Sinne des Wortes eine bewegte NHL-Saison hinter sich gelassen, die aus sportlicher Sicht nicht so erfolgreich verlaufen war, wie er es sich gewünscht hätte.
Innerhalb eines Jahres musste der 33-jährige Verteidiger gleich dreimal umziehen. Nachdem er in der Spielzeit 2014/15 noch bei den Pittsburghs Penguins unter Vertrag gestanden hatte, unterschrieb er im August 2015 als Unrestricted Free Agent einen Einjahresvertrag bei den Los Angeles Kings.

Im Süden Kaliforniens war jedoch nie richtig angekommen. 40 Spiele bestritt er für die Kings bevor er am 10. Februar 2016 auf die Waiverliste gesetzt wurde - kurioserweise hatte er am Abend vorher beim 9-2 Sieg über die Boston Bruins zwei Treffer seines Teams mit vorbereitet.
Die vergangene Saison beendete Ehrhoff bei den Chicago Blackhawks für die er insgesamt acht Saisonspiele bestritt. In den Stanley Cup Playoffs wurde er nicht mehr eingesetzt. Ehrhoff sieht seine Zeit in der NHL noch nicht als zu Ende gegangen an. Die IIHF-Eishockeyweltmeisterschaft 2016 wollte er auch dazu nutzen, um sich wieder für einen NHL-Klub zu empfehlen.
Sollte ein Interessent ihm einen Platz unter den Top 6 Verteidigern anbieten können, wäre Ehrhoff bereit nach Nordamerika zurückzukehren. Ehrhoff spielte eine gute WM und er ist durchaus noch ein hervorragender Verteidiger, der viel Erfahrung in die Waagschale werfen kann und dessen Gehaltsforderungen nicht überhöht sein dürften, da er immer bekundet hat, dass ihm das Eishockeyspielen einfach noch Spaß bereitet.
Michael Grabner, Rechtsaußen, Österreich
Zuletzt unter Vertrag bei: Toronto Maple Leafs
An Erfahrung mangelt es auch Michael Grabner nicht, dessen Vertrag bei den Toronto Maple Leafs am 30. Juni vorerst beendet sein wird - und er zählt immer noch zu den schnellsten Spielern in der Liga. Seine Schnelligkeit konnte er aber in der vergangenen Saison selten in Tore ummünzen.
Nur neun Tore und neun Assists waren ihm in der Spielzeit 2015/16 in 80 Spielen gelungen.

Für einen 28-jährigen Rechtsaußen, der zu Beginn seiner NHL-Karriere für die New York Islanders 2010/11 34 Treffer und im Folgejahr 20 Tore markieren konnte, war das etwas zu wenig. Berücksichtigen muss man aber auch, dass er 2014/15 mit Verletzungssorgen zu kämpfen hatte. Grabner hat im vergangenen Jahr gezeigt, dass er körperlich wieder ganz der Alte ist. Sein Defensivverhalten hat er stark verbessert, so dass die Leafs auch bei Unterzahl voll auf den Österreicher setzten.
Insgesamt stand er 248 Minuten und 29 Sekunden im Penalty Killing auf dem Eis. So lange wie kein anderer Spieler der Leafs.
Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich Toronto mit ihm auf einen neuen Vertrag einigt. Headcoach Mike Babcock, der für seine junge Riege an neu akquirierten Spielern einen Leader durchaus gebrauchen kann, hält auf jeden Fall große Stück auf den Villacher.
Korbinian Holzer, Verteidiger, Deutschland
Zuletzt unter Vertrag bei: Anaheim Ducks
Nachdem Holzers Vertrag bei den Maple Leafs zum Ende der Saison 2014/15 ausgelaufen war, unterschrieb er am 2. Juli 2015 einen Einjahresvertrag bei den Anaheim Ducks.

Die darauffolgende Saison verbrachte er zunächst bei den San Diego Gulls, dem Farmteam der Ducks in der AHL. Holzer wurde relativ zügig in den NHL-Kader berufen, kam aber nur zu 29 Einsätzen.
So richtig verstehen kann man das als Außenstehender nicht, denn der 28-Jährige Verteidiger, dessen Stärken, seiner Position entsprechend, tatsächlich in der Defensive liegen, lieferte richtig gute Vorstellungen ab. Anaheims neuer Ex-Trainer Randy Carlyle hat bei seiner Wiederanstellung erzählt, dass er die Spiele der Ducks intensiv verfolgt habe, und Holzer hegte noch die Hoffnung, dass er einen Vertrag bei ihnen bekommen könnte. Vielleicht bekommt Holzer eine weitere Chance bei den Ducks, wenngleich die Aussichten darauf, umso mehr sich der 1. Juli nähert, immer kleiner werden.
Er dürfte aber auch für NHL-Mannschaften höchst interessant sein, die nicht nur auf die Punktausbeute schauen, sondern auf der Suche nach einem zuverlässigen Blueliner sind.
Thomas Vanek, Linksaußen, Österreich
Zuletzt unter Vertrag bei: Minnesota Wild
Er ist der höchstbezahlte Sportler aus der Alpenrepublik.

Er ist der beste Eishockeyspieler, den Österreich jemals hervorgebracht hat und er hatte noch einen Vertrag bei den Minnesota Wild. Diese kauften ihm aus dem US$ 7,5 Millionen Kontrakt heraus, und somit macht sich der Torjäger, der in seiner NHL-Karriere neunmal 20 oder mehr Tore in einer Saison erzielen konnte, auf die Suche nach einem neuen Arbeitgeber.
Der 32-jährige Flügelstürmer ist, trotz der Enttäuschung immer noch eishockeyhungrig und denkt gar nicht daran, seine Laufbahn zu beenden. Seine 18 Tore und 23 Vorlagen in 74 Partien der Saison 2015/16 können durchaus als Empfehlung herhalten, wenn man bedenkt, dass die defensive Spielauslegung der Wild ihm nicht so gelegen kam.
Letztendlich wird es auch eine Frage des Geldes sein und wieviel Freiraum der Salary Cap der Interessenten noch hat. Einen Scorer für eine der ersten zwei Sturmreihen könnten einige NHL-Teams benötigen.
Laut Presseberichten ist er auch im Gespräch bei den New York Rangers und New York Islanders.
Yannick Weber, Verteidiger, Schweiz
Zuletzt unter Vertrag bei: Vancouver Canucks
Vergangenen Donnerstag verkündete Canucks General Manager Jim Benning, dass sie den Vertrag mit Yannick Weber nicht verlängern werden.

Somit trennen sich auch die Wege zwischen ihm und seinen Landsleuten Luca Sbisa und Stürmer Sven Baertschi, die weiterhin in Vancouver aktiv sein werden. Die Spielzeit 2015/16 verlief aber nicht nur für den 27-jährigen Verteidiger, der es in 45 Einsätzen zu sieben Vorlagen und einem +/-Wert von -17 gebracht hatte, sondern für die gesamte Mannschaft, die sang- und klanglos die Stanley Cup Playoffs verpasste, schlecht.
Weber ist ein Kämpfer, der niemals den Mut verliert. Bei der IIHF-Eishockeyweltmeisterschaft 2016 zeigte er mit einem Tor und zwei Vorlagen in sieben Partien, dass er von seinen Offensivqualitäten keinesfalls etwas eingebüßt hat, wenn man ihm eine Chance gibt und er merkt, dass er die Unterstützung des Umfelds genießt - was in Vancouver leider nicht immer der Fall war.
Restricted Free Agents
Die Verträge der beiden Deutschen, Stürmer Tobias Rieder und Torwart Niklas Treutle, bei den Arizona Coyotes laufen zum 1. Juli aus. Rieder, 23, konnte sich in seiner zweiten NHL-Saison noch einmal steigern und brachte es in 82 Partien mit den Coyotes auf 14 Tore und 23 Assists. Ihm wurde von den Coyotes ein 'qualifiziertes Angebot' unterbreitet, das er nur noch annehmen muss, um auch im kommenden Jahr in Glendale seine Schlittschuhe zu schnüren.
Für den Nürnberger Treutle, 25, der in Arizon zu zwei Kurzeinsätzen kam, könnte das Abenteuer NHL vielleicht schon vorüber sein, nachdem er bei seinem NHL-Debüt von Beginn an, im Heimspiel gegen die Ducks, in knapp 40 Spielminuten fünf Gegentore bei 16 Torschüssen kassiert hatte.