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Die St. Louis Blues haben sich mit ihrem dritten Auswärtssieg der Serie und zehnten in den diesjährigen Stanley Cup Playoffs in Spiel 7 des Stanley Cup Finales gegen die Boston Bruins den Pokal zum ersten Mal in ihrer 52-jährigen Franchise-Geschichte gesichert. Mit einem 4:1-Erfolg im TD Garden holten sie den Stanley Cup erstmals nach Missouri.

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Hier sind fünf Lehren, die aus der siebten Begegnung der Serie zu ziehen sind:
1. Chancenverwertung
Den Bruins war im 1. Drittel wahrlich kaum ein Vorwurf zu machen. Sie kamen druckvoll aus der Kabine und belagerten lange Zeit das gegnerische Drittel, doch die Chancenverwertung war ihr größtes Manko. Die war bei den Blues umso besser und sie nutzten ihren zweiten Schuss zum 1:0 und den vierten kurz vor dem Ende des Spielabschnitts zum 2:0. Dagegen standen zwölf Schüsse der Gastgeber, die alle von einem überragenden Jordan Binnington entschärft wurden. Boston wirkte förmlich geschockt und blieb im zweiten Drittel spielbestimmend, doch so druckvoll wie zu Beginn, war die Spielanlage nicht mehr. Trotzdem lautete das Torschussverhältnis neun zu sechs zu ihren Gunsten. Im 3. Drittel hatte Joakim Nordstrom die große Möglichkeit auf 2:1 zu verkürzen. Im Gegenzug erhöhte Brayden Schenn mit dem 16. Schuss der Blues auf 3:0. Am Ende standen 33 zu 20 Torschüsse für Boston.

STL@BOS, Sp7: Pietrangelo bezwingt Rask spät im 1.

2. Führung zählt doch
Gerne und ausführlich wird darüber diskutiert und mit den entsprechenden Zahlen belegt, wie wichtig das erste Tor in einem Spiel ist, noch dazu in einem entscheidenden wie einem Spiel 7 in einem Stanley Cup Finale. Die Verfechter der 1:0-Theorie haben in dieser Serie wieder neue Nahrung bekommen, denn ab Spiel 3 gewann immer jenes Team, das als Erstes traf. In den letzten sieben Stanley Cup Finalen, die ins siebte Spiel gingen, setzte sich stets die Mannschaft durch, die 1:0 führte und gab diesen Vorsprung nicht mehr her. Zuletzt gelang den Edmonton Oilers 1987 gegen die Philadelphia Flyers deren 1:0-Führung mit einem 3:1-Sieg in Spiel 7 des Stanley Cup Finales zu drehen.
3. Neue Rekorde für Binnington und Chara
Bruins-Kapitän Zdeno Chara spielte das 14. Spiel 7 seiner Karriere und überholte damit Torhüter Patrick Roy (Montreal Canadiens / Colorado Avalanche) und Verteidiger Scott Stevens (New Jersey Devils), die jeweils 13 vorzuweisen hatten.
Auf der anderen Seite holte Binnington als Rookie-Torhüter nicht nur den Stanley Cup, sondern stellte mit 16 Siegen als Neuling einen neuen NHL-Rekord auf. Mit seinem zehnten Auswärtssieg in einem Playoff-Jahr zog er außerdem mit den NHL-Bestmarken von Größen wie Martin Brodeur (10-1 in 1995, 10-2 in 2000 mit Devils), Jonathan Quick (10-1 in 2012 mit Los Angeles Kings), Braden Holtby (10-3 in 2018 mit Washington Capitals) und Mikko Kiprusoff (10-4 in 2004 mit Calgary Flames) gleich.
Vor Binnington konnten nur drei Rookie-Torhüter in der NHL-Geschichte ein Spiel 7 im Stanley Cup Finale gewinnen: Torontos Frank McCool in 1945 (in Detroit), Montreals Ken Dryden in 1971 (in Chicago) und Carolinas Cam Ward in 2006 (gegen Edmonton).
St. Louis ist das siebte Team in der NHL-Geschichte - und das erste seit 2000 - das drei Auswärtsspiele im Stanley Cup Finale für sich entschied. Die anderen waren die Ottawa Senators 1921, die New York Rangers 1928, die Toronto Maple Leafs 1945, die Montreal Canadiens 1966, die Oilers 1990 und die Devils 2000. Sie alle gewannen den Stanley Cup.

STL@BOS, Sp7: Binnington hält Bruins torlos im 1.

4. Comeback Qualitäten der Blues stechen
Die Blues verloren nur zwei Mal in den Playoffs zwei Spiele in Folge und antworteten ansonsten acht Mal mit einem Sieg auf eine Niederlage. In diesen Comeback-Spielen erzielten sie ein Torverhältnis von 30 zu 18. Torhüter Binningtons Werte in diesen Spielen können sich ebenfalls sehen lassen. Er verbuchte dabei einen Gegentorschnitt von 1,8 pro Spiel und eine Fangquote von 94 Prozent. Nur drei Torhüter in der NHL-Geschichte haben ebenso viele Comeback-Siege in einem Playoff-Jahr: Nikolai Khabibulin (8-0 in 2004 mit Tampa Bay Lightning), Ron Hextall (8-2 in 1987 mit Philadelphia), Miikka Kiprusoff (8-3 in 2004 mit Calgary).
Beeindruckend war außerdem, dass die Blues trotz einer negativen Heimbilanz von sechs Siegen und sieben Niederlagen den Stanley Cup gewinnen konnten. Weiterhin wurden ihre Special-Teams-Werte nicht einer Spitzenmannschaft gerecht. Lediglich 16,3 Prozent Quote im Powerplay und 74,5 Prozent in Unterzahl sind bescheidene Zahlen, die letztendlich jedoch keine Auswirkung hatten. Das allgemeine Empfinden, dass die Special Teams in den Playoffs besonders wichtig sind, haben die Blues eindeutig widerlegt.
5. O'Reilly zeigte den Weg
Blues Center Ryan O'Reilly traf im vierten Spiel in Folge und stellte einen neuen Rekord der Blues bei den Scorerpunkten in einem Playoff-Jahr auf. 23 Punkte (8 Tore, 15 Assists) holte noch nie ein Blues-Akteur in der Geschichte. Brett Hull (1990: 13-8-21 in 12 Sp), Doug Gilmour (1986: 9-12-21 in 19 Sp) und Bernie Federko (1986: 7-14-21 in 19 Sp) waren die bisherigen Rekordhalter. O'Reilly erzielte zwischen Spiel 4 und 7 satte fünf Tore und zeigte damit seinen Farben den Weg zum Titelgewinn. Er wurde der 14. Spieler in der NHL-Geschichte und der erste seit Edmontons Wayne Gretzky im Jahr 1985 (7-4-11 in 4 Sp gegen Philadelphia, der in vier Stanley Cup Finalspielen in Serie traf. Zurecht durfte O'Reilly nach dem Triumph von NHL Commissioner Gary Bettman die Conn Smythe Trophy für den wertvollsten Spieler der Playoffs entgegennehmen.

STL@BOS, Sp7: O'Reilly fälscht zur Führung ins Tor ab