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Travis Zajac warf den Kopf in den Nacken und konnte es mal wieder nicht glauben. Pavel Francouz hatte auch seinen Schuss gehalten. Es waren teilweise spektakuläre Saves, mit denen der Tscheche im Tor der Colorado Avalanche die Angreifer der New Jersey Devils zur Verzweiflung brachte. Jack Hughes war zuvor schon zweimal am 29-Jährigen gescheitert. Auch Kyle Palmieri und Wayne Simmonds hatten kein Glück.

3:1 gewannen die Avalanche gegen die Devils und holten damit aus drei Heimspielen fünf Punkte. Und das Tor der Devils, das am Ende dem Schweizer Mirco Müller gutgeschrieben wurde, war eigentlich kein Treffer der Gäste aus New Jersey, denn Samuel Girard fälschte Müllers Schuss unhaltbar für Francouz ab. Aber da es im Eishockey kein Eigentor gibt …
37 Paraden standen für Francouz am Ende gegen die Devils zu Buche. Ein paar Tage zuvor hatte er schon mit 32 Saves gegen die Philadelphia Flyers dafür gesorgt, dass die Avalanche auch diesen Vergleich 3:1 gewannen. In den letzten zehn Spielen, in denen er eingesetzt wurde, kommt er auf eine Bilanz von 7-0-1. "Das Spiel heute gehört Frankie", sagte Avalanche-Coach Jared Bednar nach dem Sieg gegen die Devils. Es war der dritte Start in Folge für Francouz.

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"Es war einer dieser Abende, an denen der Puck dich einfach trifft und man es einfach nur genießen kann", meinte er nach dem Spiel. "Meine Teamkollegen vor mir haben sehr gut gespielt. Das hat natürlich geholfen." Diese Einstellung passt zu dem Bild, das der Coach von seinem Schützling hat: "Er ist extrem bescheiden, selbstlos und ein guter Teamkamerad", beschrieb Bednar. Der Keeper habe lange dafür gekämpft, es in die NHL zu schaffen. Und jetzt mache er das Beste aus der Situation.
Gefragt war Francouz vor allem im ersten und im dritten Drittel gegen die Devils. Im Mittelabschnitt habe er nicht viel zu tun gehabt. Er versuche, jeden Moment so fokussiert wie möglich zu sein. Mental sei das jedoch auch eine Herausforderung gewesen. Und mit den Siegen kommt natürlich auch das Selbstvertrauen. Obwohl Francouz da auch wieder auf die Stärke des Teams verweist: "Wir haben ein großartiges Team. Es ist schön für einen Torhüter, in einer Mannschaft wie dieser zu spielen." Zum zweiten Mal in dieser Saison absolvierte Francouz drei Partien in Folge. Was gut sei, wie er betonte. Es sei gut, in den Rhythmus zu kommen.
Francouz wurde in Pilsen geboren. Mit 18 gab er in der Saison 2008/09 sein Debüt in der tschechischen Extraliga, der höchsten dortigen Spielklasse, für den HC Pilsen. Zum Stammtorwart wurde er aber erst in der Saison 2012/13 beim HC Litvinov. Zur Spielzeit 2015/16 wechselte er in die KHL zu Traktor Tscheljabinsk. Im Mai 2018 unterschrieb er einen Einstiegsvertrag bei Colorado. In der ersten Saison in Nordamerika reichte es aber hinter Philipp Grubauer und Semyon Varlamov nur zu zwei Einsätzen. Die meiste Zeit verbrachte er beim Farmteam Colorado Eagles in der American Hockey League (AHL).
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Bednar hat jetzt ein Luxusproblem. Denn die deutsche Nummer eins der Avalanche, Grubauer, ist wieder fit und war gegen die Devils schon wieder als Backup auf der Bank. Doch wer steht am Montag zwischen den Pfosten? Dann geht es für die Avalanche, die das beste Team in der Western Conference sind, zu Titelverteidiger St. Louis Blues und damit dem Spitzenspiel in der Central Division.
Rein statistisch gesehen müsste Bednar sich dann wohl wieder für Francouz entscheiden. Dieser hat einen Gegentorschnitt von 2,26 und eine Fangquote von 93,2 Prozent. Letztere ist die fünftbeste in der Liga, in Sachen Gegentorschnitt liegt er auf Platz acht im ligaweiten Vergleich. Grubauer ist mit einem Gegentorschnitt von 2,76 und einer Fangquote von 91,4 Prozent etwas dahinter. Allerdings hat der gebürtige Rosenheimer die Erfahrung aus acht Jahren in Nordamerika bei den Washington Capitals und den Avalanche als Pfund zum Wuchern. Francouz muss die guten Leistungen der vergangenen Tage erst noch bestätigen. So lange bleibt er noch der Herausforderer von Grubauer.

Francouz Grubauer

Doch die Chancen stehen für Francouz gut, auch in der kommenden Woche seine Einsätze zu bekommen. Nach dem Spiel in St. Louis geht es für die Avalanche am Mittwoch bei den Chicago Blackhawks um Punkte. Am Donnerstag müssen sie im heimischen Pepsi Center schon wieder gegen die Carolina Hurricanes ran, bevor am Samstag die Blackhawks nach Denver kommen. Das macht vier Spiele innerhalb von sechs Tagen. Da braucht Bednar zwei Keeper, auf die er sich verlassen kann.
Grubauer hat schon nachhaltig bewiesen, dass man sich auf ihn verlassen kann. Francouz ist auf dem besten Weg, sich als NHL-Keeper zu etablieren. Was ihm auch am Ende der Saison helfen wird. Denn nach dieser Spielzeit kann er Unrestricted Free Agent werden. Im Moment "belastet" er mit 950.000 US-Dollar den Salary Cap (Gehaltsobergrenze). Zeigt er weiter solch starke Leistungen, dürfte es in den kommenden Jahren mehr werden.