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Flyers: Von einer Schießbude zur Spaßbremse

von Axel Jeroma

Große Lust auf Zusammentreffen mit den Philadelphia Flyers über Spiel 4 der Playoffs hinaus war bei Barry Trotz, Coach der Washington Capitals, am Mittwoch vor dem Duell nicht zu erkennen. Deswegen gab er seiner Belegschaft die eindringliche Order mit auf den Weg ins Wells Fargo Center, doch bitte an diesem Abend den Sack mit dem vierten Sieg zuzubinden.

"Je schneller man die Vier in der Serie erreicht, desto besser ist es. Man hat dann die Möglichkeit, sich ein wenig auszuruhen oder Verletzungen auszukurieren. Wenn du dagegen alle sieben Spiele zum Weiterkommen brauchst, steht gleich zwei Tage später das erste Match der nächsten Runde an", begründete Trotz gegenüber Journalisten die Eile, mit der er die Flyers gerne in den Urlaub verabschieden wollte.

Doch den Sportkameraden aus Philadelphia stand der Sinn noch nicht nach Freizeit. Mit einem 2-1 in ihrem zweiten Heimspiel wehrten sie den ersten von drei Matchbällen der Capitals ab und verkürzten in der Erstrunden-Serie der Eastern Conference auf 1-3.

Es war zu weiten Teilen einer Personalentscheidung von Trainer Dave Hakstol zu verdanken, dass der ganze Flyers-Tross nun noch einmal in den Flieger nach Washington steigen darf. Nach der heftigen 1-6-Heimschlappe vom Montag entschied sich der Coach zu einem Torwartwechsel. Michal Neuvirth ersetzte in der Partie am Mittwoch den zuvor unglücklich agierenden Steve Mason. Der tschechische Schlussmann rechtfertigte das Vertrauen und überzeugte mit 31 Saves. Vor allem im letzten Drittel entwickelte er sich zur Nervensäge für Alex Ovechkin & Co und hielt mit tollen Paraden den Sieg gegen die heftig anstürmenden Capitals-Granden fest.

So war es kein Wunder, dass er nach dem Ende der 60 Minuten von den Teamkollegen besonders viele anerkennende Klapse auf Schulter und Maske bekam. Doch Neuvirth gab die Komplimente zunächst einmal an die Mannschaft zurück. "Die Jungs vor mir haben einen tollen Job gemacht", sagte er. Erst danach kam er auf seine bemerkenswerte Darbietung zu sprechen.

"Anfangs fühlte ich mich etwas eingerostet und brauchte ein wenig Zeit, um den Rhythmus zu finden. Ab dem zweiten Drittel ging es mir richtig gut. Ich bin glücklich, dass sich die Anstrengung gelohnt hat", lautete sein persönliches Fazit.

Ein weiterer Erfolgsfaktor am Mittwoch war, dass die Spieler der Flyers ihre Aufenthalte auf der Strafbank auf ein Minimum beschränkten. Es gab lediglich zwei Hinausstellungen, die Philadelphia zudem unbeschadet überstand. In den vorangegangenen Spielen sah das ganz anders aus. Die Flyers standen ein ums andere mal in Unterzahl auf dem Eis, was die Capitals eisern zu ihren Gunsten ausnutzten. Acht Tore in 17 Überzahlsituationen wies die Statistik der ersten drei Partien für sie aus. Besonders frappierend trat Washingtons Effektivität im Powerplay beim 6-1 zu Wochenbeginn zutage. Die Capitals erzielten fünf ihrer Treffer bei numerischer Überlegenheit, vier davon im Schlussabschnitt. Diese 20 Minuten mutierten zu einem munteren Scheibenschießen auf das Gehäuse von Mason und mündeten für die Flyers am Ende in ein Debakel.

Washington lag beim Powerplay nach der Hauptrunde zwar unter den besten fünf Teams in der NHL. In den letzten fünf Partien war jedoch bei 12 Gelegenheiten nichts Zählbares mehr herausgesprungen. Grund genug für Trotz und seine Übungsleiter-Crew für die Playoffs an ein paar Stellschrauben zu drehen. Eine Variante sah vor, mehr Verkehr vor dem gegnerischen Tor zu erzeugen und Verteidiger John Carlson damit Freiraum zu verschaffen, seine gefürchteten Schlagschüsse vom Punkt aus anzubringen. Der Plan ging auf. Dreimal bereits traf Carlson in Überzahl gegen die Flyers. Mit weiteren drei Assists und damit sechs Punkten liegt er zusammen mit Center Nicklas Backstrom in der mannschaftsinternen Scorer-Wertung an der Spitze.

Nach drei launigen Auftritten der Capitals in der Serie erwiesen sich die Flyers in Spiel 4 erstmals als Spaßbremse.

"Es war unser Ziel, weniger dumme Strafzeiten zu bekommen und uns als kompakte Einheit zu präsentieren. Das haben wir geschafft. Nun müssen wir so weitermachen", beschrieb Neuvirth die von den Flyers ausgegebene Marschroute, um es dem Kontrahenten aus der Hauptstadt beim nächsten Aufeinandertreffen am Freitagabend (Ortszeit) erneut so schwer wie möglich zu machen.

Capitals-Coach Trotz dürfte die Worte des gegnerischen Goalies aufmerksam vernommen haben und seinerseits längst darüber nachdenken, wie die Flyers auch bei identischer Personalstärke auf dem Spielfeld am besten zu knacken sind. Eine weitere Gelegenheit, den Einzug in die nächste Runde vorzeitig klar zu machen, wollen sich die Capitals unter keinen Umständen entgehen lassen. Denn die Lust zu einer weiteren Dienstreise nach Philadelphia dürfte nicht nur bei Trotz gegen null tendieren.

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