Fiala_Crawford

Mit Standing Ovations der über 17.000 Zuschauer wurden die Nashville Predators in ihrem ersten Heimspiel der Stanley Cup Playoffs 2017 empfangen und mit Standing Ovations wurden sie nach 76:44 Minuten eines intensiven Eishockeyspiels in die Katakomben der Bridgestone Arena verabschiedet. Mit einer 2-0 Serienführung gegen die Chicago Blackhawks im Rücken gingen sie ihr Unterfangen an, dem Western Conference Halbfinale einen weiteren Schritt näherzukommen, doch nach einer guten halben Stunde Spielzeit waren sie von diesem Ziel drei Tore entfernt. Ein 20-jähriger Schweizer, der in seiner jungen NHL-Karriere erst drei Playoffpartien bestritten hatte, sollte sich als Matchwinner herausstellen und als bester Spieler des Abends ausgezeichnet werden.

Kevin Fiala ließ sich nicht von der erwartungsfrohen Stimmung, die zu Spielbeginn im weiten Rund herrschte, und die im weiteren Spielverlauf der Ernüchterung gewichen war, beeindrucken. Er zeigte keinerlei Nerven in dieser Partie, die er mit einem wunderschönen Treffer in der Verlängerung zugunsten seiner Farben beenden konnte. Nach einem Rückhandpass mit James Neal lief Fiala von links außen auf das Tor von Corey Crawford zu, täuschte einen Abschluss aus kurzer Distanz an und umspielte dann scheinbar locker und lässig mit dem Instinkt eines Torjägers Chicagos Schlussmann, der über die Erfahrung von 86 NHL-Playoffspielen verfügt.

Fiala ließ sich auch nicht davon beeindrucken, dass er gut drei Minuten zuvor, aus aussichtsreicher Position, noch an Crawford gescheitert war. Den Kopf hängen lassen gilt nicht in den Playoffs, vor allem nicht, wenn einem der Trainer so viel Vertrauen entgegenbringt wie Peter Laviolette. Nashvilles Cheftrainer schickte seinem Nachwuchstürmer 19:20 Minuten auf das Eis. Mehr Eiszeit hatte Fiala in seiner NHL-Laufbahn noch nie bekommen.
"Ich habe mich schon ziemlich geärgert. Ich hätte da schon das Spiel beenden können", beschrieb der St. Gallener seinen Gemütszustand nach der vergebenen Torchance. Die Erlösung, in Form seines Siegtreffers, kam kurz darauf, so dass Fialas Gespür bestätigt wurde: "Wir glaubten alle miteinander daran, dass wir dieses Spiel noch drehen können, und wir haben es geschafft."
"Diese Mannschaft kennt keine Grenzen", bestätigte auch Nashvilles Stürmer Viktor Arvidsson, der zu Beginn des dritten Drittels den 1-2 Anschlusstreffer von Filip Forsberg vorbereitet hatte, die Aussage des Schweizer Rookies. Fiala geht als jüngster Spieler in die Franchisegeschichte der Predators ein, dem in den Playoffs ein Overtimetreffer gelungen ist.
Ohne Zweifel war es das wichtigste Tor des schweizerischen Jungprofi. Der Unterschied zwischen einer 2-1 oder 3-0 Führung in einer Playoffserie ist enorm. Die Blackhawks haben es in ihrer 91-jährigen Historie noch nie geschafft in den Playoffs, nach drei Niederlagen in einer Serie, vier Spiele in Folge zu gewinnen - waren aber vor sechs Jahren in der ersten Runde gegen die Vancouver Canucks nahe dran, als sie zumindest ein entscheidendes siebtes Spiel erzwingen konnten.
"Das ist jetzt richtig schwer", sagte Patrick Kane von den Blackhawks gegenüber NHL.com. "Das müssen wir nun erstmal sacken lassen. Wir haben zwei Tage um uns davon zu erholen und gut zurückzukommen. Ich weiß, dass es eine Floskel ist, doch gewinnen wir erst einmal ein Spiel, dann sehen wir was danach passiert."
"Sie müssen am eigenen Leib spüren, dass der vierte Sieg in jeder Serie für jede Mannschaft der schwierigste ist", schlug Chicagos Teamkapitän Jonathan Toews in die gleiche Kerbe.

Fiala dürfte das nicht Bange machen. Er hat in den vergangenen zwei Partien gezeigt, auch am Samstag in Chicago war ihm schon der Treffer zum 5-0 Endstand gelungen, dass er mit Druck nicht nur gut umgehen kann, sondern sich hiervon anspornen lässt.
Das nächste Aufeinandertreffen zwischen den Chicago Blackhawks und Nashville Predators findet am kommenden Donnerstag in der Bridgestone Arena von Nashville statt (8 p.m. ET). Wer weiß, was dann ein junger Schweizer wieder Neues auf Lager hat?