Familienbande – Eishockey über Generationen (2)
von Stefan HergetMit diesem Artikel wird der Bericht fortgesetzt, welcher sich mit den sieben besten Familien, die die NHL mit mehreren Topspielern bzw. Managern bereicherten, beschäftigt. Es wurde mit der Patrick-, Richard-Familie begonnen und wird nun mit der Howe-, Hull-, Esposito-, Sutter- und Stastny-Familie ergänzt.
3. Die Howe Familie
Jeder Sport hat einen Ausnahmeathleten, der Jahrzehnte überlebt: Ob Georg Foreman im Boxen oder Lothar Matthäus im Fußball. Niemand wird im Eishockey diese Rolle Gordie Howe streitig machen. Gordie war ein ausgewogener und kraftvoller Mensch, der seine Stärke effizient einsetzte, um das Spiel über die längste Zeit seiner Karriere zu dominieren - länger als jeder andere Athlet im Profisport. In seinen 34 Jahren(!) als Profisportler (mit zweijähriger Unterbrechung 1971 bis 1973) und 26 Spielzeiten in der NHL führte er die Detroit Red Wings zu neun Ligameisterschaften und vier Stanley Cup Gewinnen. Seine Erfolge brachten ihm zwar den Spitznamen 'Mr. Hockey' ein, doch Howe blieb ein mannschaftsdienlicher Spieler. "Am meisten hat mich die Demut Howes beeindruckt, die er für das Spiel und sich selbst hatte", sagt sein früherer Teamkollege Floyd Smith. "In all den Jahren, in denen ich Gordie kannte, habe ich ihn niemals gesehen, als er sich selbst über Andere setzte. Er wollte nur einer der Spieler sein und das Spiel spielen."
Die Howe Familie schrieb Geschichte, als Mitte bzw. Ende der 1970er Jahre Gordie mit seinen Söhnen Mark Howe und Marty Howe vereint in der World Hockey Association (WHA) für die Houston Aeros, sowie New England Whalers und 1979/80 in der NHL für die Hartford Whalers aktiv war. "Ich erinnere mich noch an Mark, den ich bei einem Juniorenturnier in Port Huron gesehen habe. Dann wuchs er heran und wurde ein Großer und sein Vater spielte immer noch. Unglaublich, als Gordie dann mit seinen zwei Söhnen auf dem Eis stand und weiterhin hervorragende Leistungen zeigte. Alle drei waren phantastisch," unterstreicht Jerry Toppazzini die Einzigartigkeit der Geschehnisse.
Gordie hörte 1980 nach 1924 NHL- und 497 WHA-Spielen auf. In seiner letzten Saison absolvierte der damals 52-jährige in der NHL noch 80(!) Saisonspiele und drei Playoffbegegnungen. Während sein Sohn Marty bereits 1985 seine Karriere beendete, setzte Mark bis zum Jahr 1995 mit absolvierten 1.030 NHL-Spielen in 16 Spielzeiten die Familientradition fort.
4. Die Hull-Familie
Bobby Hull hatte eine unglaubliche Fähigkeit die Stadien der NHL zu füllen und die Zuschauer dann mit seiner Schnelligkeit, Kraft und gewaltigen Schüssen von den Sitzen zu reißen. Der mehrmalige All-Star Spieler war der markante Akteur der 60er Jahre in der NHL und gab der WHA (World Hockey Association) in den 70er Jahren nachhaltig Format. "Bobby könnte in jeder Ära gespielt haben," glaubt Toppazzini. „Wenn man sich die Eigenschaften, die man braucht, um ein Superstar im Eishockey zu werden, vor Augen führt - Größe, Stärke, Talent, Durchhaltevermögen und Seele - Bobby hatte sie alle. Er hatte unglaubliches Talent und einen unbeschreiblichen Schuss. Und Dennis Hull hatte einen tollen Schuss und war ein guter Spieler. Ich glaube, wenn die zwei Hull Brüder ihre gesamte Karriere in Kanada gespielt hätten, wären sie im Ansehen genauso hoch wie die Richards."
Wie Vater Bobby und Onkel Dennis zuvor, trug Brett Hull die Familientradition mit dem gefürchteten Schuss in der NHL fort. „Es gibt Unterschiede, den Puck stark oder stark zu schießen“, erklärt Dennis Hull. "Manche können genau entwickeln, wie ein perfekter Schuss auszusehen hat und Andere können ein Leben lang trainieren und schaffen es trotzdem nicht, weil sie die korrekten Bewegungsabläufe nicht haben. Aus irgendwelchen Gründen sind wir Hulls damit gesegnet."
5. Die Esposito-Familie
Phil Esposito und Tony Esposito legten während ihrer monumentalen Spielerkarriere eine gesunde geschwisterliche Rivalität an den Tag - Phil als einer der dominantesten Center in der Geschichte des Eishockeys mit den Boston Bruins und New York Rangers und Tony als einer der besten Torhüter mit den Chicago Blackhawks. Beide haben ihren Einfluss auf die Sportart als Funktionär und Fernsehreporter bis heute fortgesetzt, so wie sie früher auf dem Eis ihren Beitrag geleistet haben, mit vollem Einsatz. "Sie waren hervorragende Spieler und waren lange Zeit als Funktionäre in das Spiel eingebunden," sagt Pittsburghs General Manager Ray Shero, Sohn der Trainerlegende Fred Shero. "Ihre Leistung für das Eishockey ist enorm, aber am liebsten denke ich zurück an die Tage, als Phil versuchte gegen Tony Tore zu erzielen. Es waren besondere Momente."
Phil spielte von 1963 bis 1981 in der NHL, holte zwei Stanley Cups und erreichte 1.590 Scorerpunkte in 1.282 Spielen. Tony schaffte es in 16 Spielzeiten von 1968 bis 1984 in 886 Spielen 423 Siege und 76 Shutouts zu holen. Er befindet sich damit in der Allzeit Top Ten der NHL.
6. Die Sutter-Familie
Keine Familie hat mehr aktive NHL-Spieler innerhalb einer Generation zur Welt gebracht als die Sutter Familie aus Viking in Kanadas Provinz Alberta. Sie sind noch heute die größte Anzahl an Geschwister, die es jemals im professionellen Sport gegeben hat. Die sechs Sutter-Brüder Brian, Duane, Brent, Darryl, sowie die Zwillinge Ron und Rich haben Qualität in die Eishockeyarenen gebracht. "'Mumm' ist ihr Name“, bemerkte einst der frühere Montreal Canadiens Star John Ferguson, dessen Sohn John Junior General Manager bei den Toronto Maple Leafs war und heute als Scout für die San Jose Sharks tätig ist. „Sie haben das Wort 'Mumm' im Eishockey geprägt, denn jeder der Sutter-Jungen hatte Mumm und Führungspersönlichkeit.“
"Sprechen wir über Einstellung zum Spiel“, merkt Shero an. „Man konnte es in ihren Augen sehen. Die Sutters sind als Spieler in die NHL gekommen und blieben als Trainer und Späher. Ich habe keine Minute daran geglaubt, dass einer von Ihnen das Spiel nur eine Sekunde der Dollar wegen gespielt hat. Sie spielten es mehr für die Ehre als für das Geld und sie werden sicher bis zum Ende ihres Lebens mit dem Sport verbunden sein. Hockey bräuchte mehr Leute wie die Sutters."
Als letzter Aktiver der Brüder hat Darryl vor kurzem als Trainer mit den Los Angeles Kings völlig überraschend den Stanley Cup gewonnen. Die anderen Brüder sind überwiegend als Scouts einiger Teams unterwegs. Die nächste Generation der Söhne ist bereits auf dem Eis tätig.
7. Die Stastny-Familie
Die drei Stastny Brüder - Peter Stastny, Anton Stastny und Marian Stastny - waren die ersten Superstars, die über den Eisernen Vorhang in die NHL kamen. Während alle Weltklassespieler waren, die sich erfolgreich in der NHL durchboxten, setzte Peter neue Standards, an denen die späteren slowakischen Spieler gemessen wurden. Peter Stastny war hinter Wayne Gretzky der zweitbeste Scorer der NHL in den 80er Jahren. Mit seinen 1.239 Scorerpunkten in 977 Saisonspielen und 105 Tore und Vorlagen in 93 Playoffspielen schaffte er mühelos den Sprung in die Ruhmeshalle der NHL.
"Peter hat sich von Anfang an als Spieler für die Ruhmeshalle angeboten“, sagt der frühere NHL Funktionär Ron Caron. "Er war ein unheimlich kreativer und vielseitiger Spieler."
Die Stastnys waren die Vorreiter für die spätere Generation der europäischen Spieler in der NHL. "Sie begannen eine Bewegung“, äußert Ferguson. „Sie waren die ersten Brüder, die handelten, ihr europäisches Land verließen und beeindruckend im amerikanischen Eishockey einschlugen. Anton und Marian waren große internationale Spieler und Peter war einer der genialsten und begnadesten Spieler. Als sie herüber kamen, war das ein Riesencoup."
Peter hat seine Talente an seine beiden Söhne weitergegeben, die beide im Profieishockey in der NHL bzw. DEL unterwegs sind.