Evgeni Malkin punktet erstmals in Spiel 4
von Bernd RoeschDie knapp 18.000 Besucher im SAP Center von San Jose machten eine Riesenstimmung am frühen Abend in Spiel 4 des Stanley Cup Finales 2016 zwischen den San Jose Sharks und den Pittsburgh Penguins. Im Wissen das der 3-2 Overtimeerfolg ihrer Sharks vom Samstag, mit dem sie die Finalserie auf 1-2 verkürzen konnten, nur Makulatur sei, sollten die Penguins mit einer 3-1 Führung die Reise nach Pittsburgh antreten, um dort vor heimischer Kulisse ihren vierten Stanley Cup Triumph perfekt machen zu können.
Metallica spielte die Nationalhymne, heizte ein und die Sharks machten in den ersten Spielminuten mächtig Dampf. Sie nutzten ihre Körpergröße, gingen an den Mann und setzten den ein oder anderen Check an der Bande. Pittsburgh ließ ab der achten Spielminute etwas Druck aus dem Haifischtank ab. Als erstes Ventil fungierte Penguins Verteidiger Brian Doumulin, der auf der linken Seite völlig frei zum Schuss kam, das schwarze Spielgerät jedoch über den Kasten knallte.
Mit einer Premiere, dem musikalischen Intro der Hardrocker, hatte diese Partie begonnen und mit Premieren geizten auch nicht die Protagonisten auf dem Eis.
Hinter vorgehaltener Hand wurde schon Pittsburghs Center Evgeni Malkin kritisiert, der in den ersten drei Aufeinandertreffen nicht nur tor-, sondern auch punktlos geblieben war. Der Conn Smythe Trophy Gewinner von 2009, jenem Jahr als die Penguins zum bisher letzten Mal den Stanley Cup gewinnen konnte, zeigte es am Samstagabend seinen Kritikern, welche die Leistung eines Spielers nur nach den erzielten Punkten bewerten. Auch von Spiel 3, in der zweiten Runde gegen die Washington Capitals, bis Spiel 2 im Eastern Conference Finale hatte Malkin sechs Partien lang keinen Zähler für sich verbuchen können, um dann eindrucksvoller zurückzukommen. In den letzten fünf Partien gegen die Lightning waren dem 29-jährigen Russen ein Treffer und fünf Assists gelungen. In der Nacht von Montag auf Dienstag durfte er zu mehreren Finalpremieren seinen Beitrag leisten.
Malkin war es, der beim Stande von 0-0, als im ersten Spielabschnitt noch keine acht Minuten absolviert waren, wunderbar Phil Kessel anspielte. Kessel setzte sich im Angriffsdrittel gegen San Joses Verteidiger Brenden Dillon und Stürmer Patrick Marleau durch, zog in Richtung rechten Bullykreis und passte dann quer rüber zum freistehenden Ian Cole, dem im 29. Playoffspiel seiner NHL-Karriere sein erster NHL-Treffer glücken sollte - eingeleitet von Malkin.
Pittsburghs Coach Mike Sullivan war voll des Lobes über seinen Center: „Er war auch schon in den Partien zuvor ungemein wichtig für uns gewesen. Er sieht das Spiel, das er machen muss und das zeichnet einen Ausnahmespieler auch aus.“
Mit der einen Vorarbeit sollte es die Nummer 71 der Penguins jedoch nicht belassen. Auch im Mittelabschnitt erwischten die Gäste den besseren Start aufgrund eines herausragenden Spiels von Malkin. Melker Karlsson hatte gerade auf der Strafbank Platz genommen, Pittsburgh konnte sich bei Überzahl im Drittel der Sharks festsetzen. Malkin zog vor das Tor an den rechten Pfosten und musste bei Kessels Schuss nur noch den Schläger hinhalten. Die Penguins lagen, als noch nicht einmal 23 Minuten absolviert waren, mit 2-0 in Front. Es war das erste Überzahltor der Penguins in dieser Serie, es sollte sich als Siegtreffer herausstellen - und wer hat's besorgt? Evgeni Malkin.
Pittsburghs Verteidiger Kris Letang, er war ebenfalls an diesem Treffer beteiligt, rückte in den Vordergrund, dass viele Leute Malkin nur als Punktelieferant sehen würden, doch, dass es in den Playoffs nicht nur darauf ankomme zu punkten: „Klar sind Tore wichtig, doch jeder Spieler [auch Malkin] hat noch weitere Aufgaben und die verrichtet er hervorragend.“
Und wie sah der Matchwinner selbst sein Spiel? Malkin rückte vor allem den Teamgeist in den Vordergrund und freute sich sehr darüber, dass auch endlich das Überzahlspiel geklappt habe und er seinen Anteil zum 3-1 Sieg beitragen konnte: „Wir haben drei Spiele lang nicht getroffen [im Powerplay]. Dabei ist es ganz einfach, wenn du gewinnen willst, dann musst du dein Powerplay nutzen. Es fühlt sich schon besser an, wenn man getroffen hat. Dann ist es auf einmal leicht.“
In Spiel 5, das in der Nacht von Donnerstag auf Freitag um 2:00 Uhr MESZ im Consol Energy Center von Pittsburgh stattfinden wird, könnte es den Penguins gelingen, zum ersten Mal in ihrer Franchisegeschichte den Stanley Cup in der heimischen Arena in Empfang zu nehmen.