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Vom Sommertraining der NHL-Profis gibt es regelmäßig spektakuläre Bilder. Da sind Spieler zu sehen, die auf anderthalb Meter hoch gestapelte Kühlboxen springen, mit schweren Gewichten an den Füßen Klimmzüge machen, mit Bleiwesten über den Sportplatz sprinten oder mit einem straffen Gummiband zwischen den Knöcheln geschickt an Hindernissen vorbeitänzeln. Manches könnte man problemlos in einen Parcours der TV-Show Ninja Warrior einbauen, die sich derzeit in den USA und Deutschland großer Beliebtheit erfreut. Mit diesen anspruchsvollen Übungsformen berücksichtigen die Trainer die Tatsache, dass das Spiel in der NHL in den vergangenen Jahren schneller und athletischer geworden ist.

Die drei schwedischen Haudegen Henrik Lundqvist, Henrik Sedin und Niklas Kronwall haben diese Evolution am eigenen Leib miterlebt. Sie verfügen zusammen über 41 Jahre NHL-Erfahrung sahen in dieser Zeit einige Moden kommen und gehen. Nicht allen haben sie sich unterworfen. Auf eine Feststellung legt der inzwischen 35-jährige Lundqvist jedoch viel Wert. "Ich habe immer hart trainiert, vor allem auf dem Eis", sagte der Torhüter der New York Rangers gegenüber NHL.com/de. "Mir ist stets klar gewesen, an was ich arbeiten muss und wieviel Krafttraining nötig ist, um in Form zu bleiben." Jetzt, im reiferen Eishockey-Alter, gehe es ihm vor allem um seine Beweglichkeit. Lundqvist versucht sie durch intensives Stretching aufrechtzuerhalten. "All diese verflixten kleinen Muskeln im Körper wollen bedacht werden", erklärte er mit einem Lächeln.

In der zurückliegenden Saison plagten den Schlussmann gleich mehrere Zipperlein. Sich von ihnen zu erholen, nehme inzwischen mehr Zeit in Anspruch als früher. "Man wird zwar nicht jünger, aber hoffentlich klüger. Im Ernst: Inzwischen weiß ich, wie ich mit solchen Situationen umzugehen habe. Die ersten Einheiten auf dem Eis sind gut verlaufen. Dennoch werde ich wohl noch einen Monat brauchen, um das richtige Gefühl zu bekommen und dort zu stehen, wo ich hinmöchte", betonte der Rangers-Schlussmann.
Sein großer Wunsch nach zwölf Spielzeiten in der NHL ist es, endlich den Stanley Cup zu gewinnen. Auf einen anderen Titel legt er nach eigenem Bekunden dagegen keinen Wert: den des Trainingsweltmeisters. "Die berühmten 20 Extra-Minuten sind nichts mehr für mich. Im Training steht bei mir die Qualität eindeutig vor der Quantität", räumte Lundqvist freimütig ein.
Sein Landsmann Kronwall sieht die Sache ganz ähnlich. Der Verteidiger der Detroit Red Wings zeigt sich modernen Trainingsmethoden durchaus aufgeschlossen, meint aber, dass ihm niemand mehr ein X für ein U vormachen kann. "In Sachen Professionalität braucht mir keiner was erzählen. Da weiß ich wirklich Bescheid", zeigte sich der 36-Jährige im Gespräch mit NHL.com/de selbstbewusst. Seit 13 Jahren steht er in Diensten der Red Wings und holte mit dem Team 2008 den Stanley Cup. Die Mannschaft befindet sich vor dem Start der Saison 2017/18 in einer Umbruchphase. Kronwall will seine ganze Erfahrung an die jungen Spieler weitergeben, damit sie sich schnell weiterentwickeln.

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Zuletzt war er durch eine Knieverletzung gehandicapt. Doch Kronwall ist zuversichtlich, beim Saisonstart fit zu sein. "Ich habe im Sommer hart im Kraftraum gearbeitet und fühle mich gut. Allerdings zählt das alles nichts, solange man nicht auf dem Eis steht. Aber wie gesagt: Ich bin optimistisch."
Der Zahn der Zeit nagt auch an Vancouvers Angreifer Henrik Sedin. 16 Jahre geht er inzwischen zusammen mit seinem Zwillingsbruder Daniel für die Canucks auf Tore- und Punktejagd. "Die letzten fünf Jahre habe ich deutlich gespürt. Die Knie, der Rücken tun weh", verriet er NHL.com/de. Doch das sei im Alter von 36 Jahren ein Stück weit normal. Für die kommende Saison haben sich die Brüder noch einmal viel vorgenommen. "100 Punkte werden wir wohl nicht mehr schaffen. Aber wir tun auf jeden Fall unser Bestes", so der Kapitän der Canucks. Dass er und sein Bruder dafür Kühlboxen-Sprünge oder ähnlich verwegene Leibesübungen im Training vollführen wie andere Kollegen, gilt eher als unwahrscheinlich.