Enttäuschung für deutschsprachige Teams
von Alexander GammelAm gestrigen Freitag ging die IIHF Eishockey WM 2016 los, am Samstag durften nun auch die Teams aus der Schweiz und Deutschland zum ersten Mal ran. Bereits um 12:15 Uhr Ortszeit traten die Eidgenossen gegen Kasachstan an.
Nach hartem Kampf und einem beträchtlichen Übergewicht von 51-27 Torschüssen mussten sich die Schweizer nach Penaltyschießen doch mit einem Punkt begnügen.
Die Alpenmannschaft legte von Anfang an stark los und kam bereits nach 16 Sekunden zu ihrer ersten Chance, doch der Kasachische Schlussmann Vitali Kolesnik lies hier bereits erahnen, dass er seinen Gegnern das Leben schwer machen würde.
Die Kasachen kamen nach einigen Minuten etwas besser ins Spiel. In der 10. Spielminute dann Schrecksekunde für die Schweiz. Sie verlieren an der gegnerischen blauen Linie den Puck, der erst vor kurzem eingebürgerte Nigel Dawes startet und bekommt den Steilpass und kann in letzter Sekunde nur noch durch ein Foul von Yannick Weber gestoppt werden. Er bekommt den Penalty, scheitert aber an Reto Berra.
Nach 14:21 dann der erste Jubel für die Männer in rot und weiß, doch der wehrte nur kurz. Der Montreal Canadien Sven Andrighetto feuert den Puck ins Kreuzeck, doch der Schiedsrichter winkt ab, Samuel Walser stand im Torraum.
Genau dieser Walser sorgt dann nur 25 Sekunden später doch für die Führung. Raphael Diaz versucht nach einem Pass von Andrighetto den Bauerntrick, die Scheibe rutscht vor das Tor und Walser verwandelt den Nachschuss unhaltbar.
Die Schweizer übernahmen nach Andrighettos Aktion wieder die Kontrolle und gingen mit dem 1:0 in die Pause, in der der Torschütze konstatierte: "Wir sind jetzt voll im Plan!"
Doch der Plan ging nicht auf. Nach 30:57 die kurioseste Szene des Spiels: Kasachstan ist in Unterzahl, Savchenko klärt mit einem Schlagschuss von der eigenen blauen – und der Puck zappelt im Schweizer Netz. Die Wiederholung zeigt, dass Lino Martschini den Puck abfälschte der stieg hoch genug, dass ihn der überraschte Berra vor dem dunklen Hintergrund der Tribüne aus den Augen verlor und landete im Kreuzeck.
9:30 vor Ende des dritten Drittels gingen die Kasachen sogar in Führung. Starchenko passt im Powerplay hinter das Tor zu Rymarev, die Schweiz verliert die Zuordnung der Puck kommt zurück zu Starchenko vor das Tor und der verwandelt ungestört.
Die Eidgenossen werfen nochmal alles nach vorne und Hollenstein erzielt durch eine starke Einzelaktion nach 52:01 den Ausgleich.
Nach einer Torlosen Verlängerung ging der Sieg dann nach insgesamt acht Schützen an Kasachstan, das Siegtor ging auf das Konto von Nigel Dawes.
Um 16:15 Uhr folgte dann der Auftakt der deutschen Mannschaft gegen Frankreich. Durch Unkonzentriertheiten hatten die Adler einen schweren Start.
Durch einen Puckverlust an der gegnerischen blauen Linie sah sich Moritz Müller als einziger Verteidiger einem Konter von drei Franzosen gegenüber und weder er noch Torhüter Timo Pielmeier hatten eine Chance das 1:0 durch nach 3:38 Damien Raux zu verhindern. Es war nicht der einzige Konter, bei dem die Herren in Blau durch Fehler ihrer Gegenüber eine Überzahl in der Offensive kreieren konnten.
Das Team von Bundestrainer Marco Sturm lies sich nicht unterkriegen, rappelte sich wieder auf und zeigte Kampfgeist. Doch die traditionellen Probleme Deutscher Teams zeigten sich wieder: Sie waren im ersten Drittel vier Mal im Powerplay, konnten ihre Chancen aber nicht nutzen. Die gesamte Chancenverwertung lag am Ende des Spiels bei 6,9%, gegenüber den 13,4% unserer Nachbarn im Westen.
Doch das zweite Drittel ging deutlich besser los. Während die letzte Strafe aus dem ersten Drittel noch lief, schoss Gogulla von der blauen Linie, der starke Huet wehrte zur Seite ab, wo Tobi Rieder komplett alleine stand und den Puck nach 20:26 ins leere Tor jagte.
Nach 36:50 ging Team Deutschland dann zum ersten Mal in Führung. Gogulla spielte den Puck von der rechten Bande in die Mitte zu Felix Schütz in den Slot, der aus kurzer Distanz trocken abzog und Huet keine Chance ließ.
Doch das wollten die Franzosen nicht auf sich sitzen lassen und warteten nicht lange mit ihrer Antwort. 50 Sekunden vor Ende des Spiels zog Claireaux von der blauen Linie ab, Gregory Beron stand goldrichtig vor dem Tor und fälschte den Schuss zwischen den Beinen von Pielmeier hindurch ab.
Somit ging es auch für Deutschland und Frankreich mit einem 2:2 nach 65 Minuten ins Penaltyschießen. Es kamen nur insgesamt fünf Spieler zum Zug, das Huet seinen Kasten gegen alle drei Deutschen sauber hielt und Damien Fleury seinen Versuch humorlos unter die Latte hämmerte.
Parallel besiegten die Dänen im Bruderduell Norwegen mit 3:0, dabei holte der Dänische Schlussmann Sebastian Dahm trotz eines Schussverhältnisses von 44-28 für Norwegen den Shutout.
Die Slowakei wurde im zweiten Mittagsspiel ihrer Favoritenrolle gegen den Aufsteiger Ungarn mit einem 4-1 Sieg gerecht.
Gastgeber Russland musste sich am Vortag überraschenderweise dem kleinen Bruder aus Tschechien geschlagen geben, Dominik Furch holte gegen die Sbornaja beim 3:0 einen Shutout.
Team Schweden tat sich gegen starke Letten trotz 44-21 Torschüssen überraschend schwer und holte in der letzten Minute der Verlängerung den 2-1 Sieg.
Die Hockey Nation Kanada holte – keine große Überraschung – drei Punkte, mit 5-1 gegen die USA fiel der Sieg aber doch überraschend hoch aus.
Finnland konnte gegen Weißrussland mit 6-2 ebenfalls überzeugen. Team Suomi stellte nach diesem Erfolg vier der fünf Topscorer des Turniers.