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In keiner anderen der vier Divisionen in der NHL, gab es in dieser Saison öfters eine Veränderung an der Tabellenspitze als in der Pacific Division. Gleich fünf Teams kämpfen um die ersten drei Tabellenplätze, die am Saisonende zu einer direkten Playoffqualifizierung berechtigen würden. Nur fünf Punkte trennen den Tabellenführer San Jose Sharks von den momentan fünftplatzierten Los Angeles Kings, die bisher ein Spiel weniger absolviert haben. Die Anaheim Ducks und die Edmonton Oilers liegen punktgleich mit den Sharks auf den Plätzen Zwei und Drei, gefolgt von den Calgary Flames, die einen Rückstand von drei Zählern vorweisen.

Beim Blick auf das Tableau ist in keiner anderen Division der Begriff Momentaufnahme treffender als in der Pacific. Gewinnen morgen die Flames gegen die Sharks und die Ducks gleichzeitig bei den Montreal Canadiens übernimmt Anaheim die Tabellenführung. Sollten jedoch die Canadiens die Oberhand behalten und tags darauf die Oilers in Arizona doppelt punkten, liegen wieder die Westkanadier ganz vorne - zumindest für einen Tag, denn am Donnerstag hat Anaheim die Gelegenheit in Ottawa zwei Zähler einzufahren. Ach ja, in der Nacht vor Heilig Abend kommt es zum Aufeinandertreffen zwischen den Oilers und Sharks in der SAP Arena von San Jose, während die Kings bis dahin drei weitere Partien ihrer neun Spiele umfassenden Auswärtstour absolviert haben werden. Kurzum, wer am Ende die Nase vorne hat ist nicht abzusehen.
Was sind die Stärken, Schwächen und bisherigen Saisonüberraschungen bei den fünf Anwärtern auf den Divisionstitel?
Anaheim Ducks
Die Ducks verfügen über ein enorm effektives Überzahlspiel. Mit ihrer Powerplayeffizienz von 25 Prozent belegen sie ligaweit den zweiten Platz. Wohl dem der einen Ryan Kesler in seinen Reihen weiß: Der 32-jährige Center schoss sieben seiner bisherigen zwölf Tore aus einer nummerischen Überlegenheit heraus. Auch Verteidiger Cam Fowler bewies mit fünf Toren seine Treffsicherheit im Powerplay. Neben ihren altbewährten Topstürmern Ryan Getzlaf und Corey Perry sorgt vor allem Center Rickard Rakell für Freude beim Anhang. Der 23-Jährige konnte in acht seiner letzten zehn Auftritte punkten und hat nun schon 14 Tore und sieben Assists in 21 Spielen auf seinem Konto. Die beiden Schlussleute der Ducks, John Gibson und Jonathan Bernier, hatten im bisherigen Saisonverlauf Licht und Schatten. Mit ihren Fangquoten von 90,8% und 90,1% sind sie schlechter als die Torhüter der direkten Konkurrenten.
Calgary Flames
Mit Brian Elliot als Nummer 1 waren die Flames in die Saison gestartet, ab Mitte November vertrauten die Westkanadier meistens auf Chad Johnson im Tor, und mit ihm im Kasten ging es steil bergauf - 11-4-0 lautet Johnsons Bilanz seit dem 15. November, auch seine Fangquote von 92,4 Prozent kann sich sehen lassen. Die beiden Verteidiger Mark Giordano und Deryk Engelland tun ihr Übriges dazu, dass Calgarys Defensive einen stabileren Eindruck macht als noch zu Saisonbeginn. Engelland weist mit +5 den besten +/-Wert aller Spieler im Kader aus. Zum Vergleich: In der Saison 2014/15, seinem ersten Jahr in Calgary, kam der 34-Jährige auf -16. Stark verbesserungswürdig ist noch das Unterzahlspiel der Flames. Mit einer Effizienz von 79,4 Prozent liegen sie unter den 30 NHL-Teams auf Platz 22. Aus ihrer Division sind nur die Arizona Coyotes (78,8%) noch schlechter im Penalty Killing.

Edmonton Oilers
In der Nacht von Montag auf Dienstag konnte Edmonton als erste Mannschaft in der Western Conference die 100 Tore voll machen. Gleich vier der zehn besten Scorer in der Pacific Division tragen das Jersey der Oilers. Allen voran stehen die beiden jungen Center Connor McDavid, 19, mit zwölf Toren sowie 28 Assists und Leon Draisaitl, 21, mit 14 Treffern und 16 Vorlagen. Dass sich der deutsche Stürmer gegenüber seiner guten Saison 2015/16 (71Sp, 19T, 32A) erfreulicherweise noch einmal deutlich steigern kann, ist für mich eine der ganz großen Überraschungen. Die Plätze Neun und Zehn belegen, mit dem 28-jährigen Linksaußen Milan Lucic (9T, 14A) und Rechtsaußen Jordan Eberle, 26, (8T, 15A), zwei erfahrene Stürmer. Vor Saisonbeginn dürften nur die optimistischsten Fans geglaubt haben, dass ihre Oilers ein Wörtchen um den Divisionstitel mitreden können, obwohl ihre Heimbilanz von 8-7-1 deutlich schlechter ist, als die ihrer drei Konkurrenten aus Kalifornien.
Los Angeles Kings
Der zweifache Stanley Cup Champion liegt in Lauerstellung. Sie haben bisher zwei Partien weniger bestritten, als die direkt vor ihnen liegenden Flames und Oilers. In der Offensive läuft es bei den Kings noch gar nicht rund. Mit 79 geschossenen Toren belegen sie in der Western Conference den drittletzten Rang vor den Arizona Coyotes und Colorado Avalanche. Ein Tyler Toffoli (8T, 12A) und ein Anze Kopitar (3T, 12A) liegen mit ihrer Saisonausbeute weiter hinter den in ihnen gesetzten Erwartungen. Man muss den beiden aber hoch anrechnen, dass sie ungeheuer viel nach hinten arbeiten. Das Paradestück der Kings ist, auch ohne den verletzten Torwart Jonathan Quick, ihre Defensive mit einem bärenstarken Drew Doughty (+6) und Derek Forbert (+5). Alec Martinez ist mit sechs Treffern und elf Vorlagen überraschenderweise Los Angeles torgefährlichster Verteidiger. Sollten es die Kings schaffen noch mehr Torchancen zu kreieren, und ihre Überzahlsituationen konsequenter zu nutzen, dann würde es mich nicht wundern, wenn sie am Saisonende sogar ganz vorne stehen.

San Jose Sharks
An 37,5 Prozent der von den Sharks erzielten 80 Tore, war mit Brent Burns, der es bisher auf 13 Treffer und 17 Assists gebracht hat, ein Verteidiger beteiligt. San Joses Offensivspiel lebt vom blinden Verständnis ihrer erfahrenen Stürmer, die schon seit Jahren aufeinander eingestellt sind. Joe Pavelski, Logan Couture, Joe Thornton und Patrick Marleau führen die teaminterne Scorerwertung an. Sie kennen die Laufwege ihrer Kollegen blind. Noch ganz am Anfang seiner NHL-Karriere steht der Schweizer Timo Meier, dem vergangene Woche in seinem ersten NHL-Spiel gleich ein Treffer gelang. Problematisch könnte es für die Sharks werden, sollte Burns einmal ausfallen. Hinter dem 31-Jährigen klafft eine Lücke. Die sechs weiteren Verteidiger der Sharks brachten es zusammen auf sieben Tore und 27 Vorlagen. Gewohnt souverän agiert Martin Jones (91,9%, 2,13) als Sharks Nummer 1 im Tor. Auch Jones' Backup Aaron Dell (92,6%, 2,16), der bisher zu fünf Einsätzen kam, konnte überzeugen.