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Was wurde nicht alles gehadert mit der Entscheidung der Columbus Blue Jackets im Sommer 2019 ihren sicheren Rückhalt Sergei Bobrovsky, als Unrestricted Free Agent bei den Florida Panthers unterschreiben zu lassen? Einen zweifachen Gewinner der Vezina Trophy (2012/13, 2016/17) lässt man doch nicht einfach so ziehen. Ohne 'die Wand' wird das doch nie etwas mit einer Qualifikation für die Stanley Cup Playoffs. Weit gefehlt!

Die Blue Jackets sorgen nach anfänglichen Schwierigkeiten im ersten Saisonviertel für Furore. Nach 20 Saisonspielen lagen sie am 20. November auf dem drittletzten Platz in der Eastern Conference, hatten im Schnitt 3,25 Gegentore pro Spiel einstecken müssen, und nun machen sie mit einem 25-jährigen Rookie-Torwart Jagd auf die Spitzenteams der Liga.
Elvis Merzlikins ist sein Name, geboren in Riga und mit einer Schweizer Spielerlizenz ausgestattet. In den ersten Saisonmonaten musste sich Merzlikins noch mit der Rolle als Backup begnügen, wurde hin und wieder auch ins AHL-Farmteam zu den Cleveland Monsters geschickt, doch nun zaubert er bei den für den Sportbetrieb in Columbus Verantwortlichen ein Lächeln ins Gesicht.

DET@CBJ: Merzlikins stoppt mit dem Blocker Filppula

Dieser junge Mann hält seit Wochen, was es zum Halten gibt, ob mit der Fanghand, mit dem Blocker, mit der Kelle, mit der Schulter, mit der Maske oder mit der Brust, Merzlikins ist meist die Endstation für die Angreifer des Gegners. Vermutlich hat er auch schon den einen oder anderen Puck herausgeguckt. Mit Merzlikins von Beginn an im Gehäuse, gewannen die Blue Jackets elf von 13 Partien seit dem Silvesterabend, jüngst mit 2:0 gegen die Detroit Red Wings am Freitag. Dieser Shutout war mit 16 Saves eine seiner leichteren Übungen, gegen einen Gegner, der zuletzt ohnehin wenig Angst und Schrecken verbreitete.
Das Lob seines Trainers John Tortorella hatte sich Merzlikins nach dem 2:0-Sieg dennoch redlich verdient. Es kommt nicht nur auf die Quantität der Rettungstaten an, sondern eben auch auf die Qualität und den Zeitpunkt. "Er hatte einige wichtige Saves für uns", attestierte ihm Tortorella.
Der Schlussmann belohnte sich mit seinem fünften Saison-Shutout in einer Spanne von acht Spielen. Er geht als vierter Rookie-Torwart in die Geschichte der NHL ein, der eine solche Serie aufzustellen wusste. Vor ihm gelang das nur Frank Brimsek von den Boston Bruins (6 Shutouts in 7 Spielen) in 1938/39 sowie Tiny Thompson von den Bruins (5 Shutouts in 7 Spielen) und Dolly Dolson (5 Shutouts in 7 Spielen) von den Detroit Cougars in 1928/29.
Seinen ersten NHL-Shutout feierte Merzlikins mit 27 Saves am 11. Januar in der T-Mobile Arena von Las Vegas beim 3:0-Erfolg gegen die Vegas Golden Knights, drei Tage darauf hielt er sich postwendend auch gegen die Bruins schadlos, diesmal waren 34 Rettungstaten vonnöten. Die nächste 'Zu-Null-Vorstellung' lieferte er mit sagenhaften 41 Paraden am 18. Januar gegen die New Jersey Devils ab und am 4. Februar brachte er beim 1:0-Sieg nach Verlängerung die Panthers zur Verzweiflung und stahl pikanterweise Heimkehrer Bobrovsky die Show.
Die Werte von Merzlikins seit Jahresbeginn lesen sich für die Konkurrenz beängstigend: Bilanz von 11-2-0, 388 gehaltene Schüsse in 13 Spielen, eine Fangquote von 95,1 Prozent und ein Gegentrefferschnitt von 1,55 werfen die Statistiken aus.
"Das ist positiv für mich und für das Team. Wir haben gewonnen. Nur darauf kommt es an", gibt sich der Lette angesichts seiner überragenden Vorstellungen sehr bescheiden.
Dieser Mann lässt frische Erinnerungen wach werden, an einen Rookie aus der Saison 2019/20, in der Jordan Binnington die St. Louis Blues vom 23. Januar bis zum 19. Februar zu neun Siegen in Folge verhalf. Wie diese Erfolgsgeschichte ausging, ist bekannt - mit dem Gewinn des Stanley Cups.