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NHL.com/de hat sich kürzlich mit einigen Spielern aus der Liga unterhalten, um einen Einblick in breit gefächerte Themen zu bekommen. In dieser Ausgabe schreibt Axel Jeroma über eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe der NHL und ihrer Akteure:

Bei der Bewältigung von nationalen Tragödien nimmt der Sport in Nordamerika generell eine bedeutende Rolle ein. Die NHL leistet in dieser Hinsicht ebenfalls vorbildliche Arbeit. Nach dem Schulmassaker von Parkland in Florida, dem Bombenanschlag beim Boston-Marathon oder der Schießerei beim Musikfestival vor dem Mandalay Bay Casino in Las Vegas gehörten NHL-Spieler zu den ersten Sportlern, die Opfer besuchten und ihnen Trost spendeten.
Vincent Trocheck von den Florida Panthers ist immer noch bewegt, wenn er von den Tagen nach dem Amoklauf eines jungen Mannes an der Schule in Parkland erzählt. "Vertreter von allen bedeutenden Sportteams aus dem Süden Floridas und der Ostküste standen den Betroffenen zur Seite. Wir sind zu Familien gefahren und waren einfach für die Menschen da. Wir hatten den Eindruck, dass ihnen das gut getan hat. Manche Kinder lächelten sogar, obwohl sie Schreckliches durchgemacht hatten", schildert der Center der Mannschaft seine Eindrücke.
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Am 14. Februar 2018, als der Amoklauf passierte, befanden sich die Panthers gerade auf einem Roadtrip. "Das war hart für uns. Jeder dachte an seine Angehörigen zu Hause. Da kann man sich gut vorstellen, wie schlimm es erst für die Familien gewesen sein muss, die tatsächlich Kinder an der Schule hatten. Es war wirklich eine schwere Zeit. Umso mehr freut es mich, wie auf dieses Ereignis reagiert worden ist."

Trocheck glaubt, dass Sportler gerade in solchen Fällen eine wichtige Aufgabe für die Gesellschaft erfüllen können. "Unser Besuch war zwar nur eine kleine Geste, hat aber dennoch viel Positives bewirkt. Die Leute waren dankbar, dass wir gekommen sind. Einige haben uns sogar durch ihre Häuser geführt. Das alles hat mich sehr berührt."
Für Patrice Bergeron von den Boston Bruins ist die Zeit nach dem Bombenschlag auf den traditionsreichen Marathon in der Stadt am 15. April 2013 ebenfalls noch sehr präsent. "Das sind furchtbare Dinge, von denen man sich wünscht, dass sie nie eintreten. Leider gibt es sie in den vergangenen Jahren immer öfter", betont der Bruins-Stürmer. Sport im Allgemeinen und Eishockey im Speziellen erfüllen seiner Meinung nach im Anschluss an solche Tragödien eine wichtige Katalysatorfunktion. "Beim Besuch eines Spiels können die Leute ihre Sorgen zumindest ein klein wenig vergessen und einen schönen Abend verbringen. Die Red Sox und wir haben seinerzeit alles dafür getan, unseren Beitrag zu leisten", so Bergeron. "Es war in vielerlei Hinsicht ein spezielles Jahr, in dem ich trotz der schwierigen Begleitumstände wunderbare Menschen kennengelernt habe."

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Unmittelbar vor der NHL-Premiere der Vegas Golden Knights im Herbst 2017 stand die gesamte Stadt unter Schock. Ein Mann hatte am 1. Oktober von einem Zimmer des Hotels und Casinos Mandala Bay aus auf die Besucher eines Musikfestivals geschossen. Es gab zahlreiche Tote und Verletzte zu beklagen. "Das was da passierte, war einfach furchtbar", blickt Marc-Andre Fleury, Torhüter der Golden Knights zurück. "Es ist schwer, bei einem solchen Vorfall seinen Platz zu finden. Du versuchst zu helfen, bist dir aber bewusst, dass du kein Menschenleben zurückbringen kannst", beschreibt er seine Gefühle von damals. "Aber gleichzeitig war es gut, dass wir die Gelegenheit hatten, uns bei den Helfern zu bedanken - den Polizisten, den Feuerwehrleuten, den Ärzten. Wir haben sie zu unserem ersten Heimspiel eingeladen, wo sie stehende Ovationen bekamen. Das war toll mit anzusehen."

Nach Ansicht von Anders Lee von den New York Islanders strahlen die Eishockey-Tugenden generell positiv auf die Gesellschaft ab. "Egal ob Spieler, Trainer oder die Angestellten - alles sind durchweg gute Leute. Sie halten zusammen und opfern sich für das Team auf. Diese Mentalität strahlt aufs wirkliche Leben ab und kommt damit dort an, wo es wichtig ist", sagt der Center der Islanders.