Trotz Kahun Tor verliert Chicago Winter Classic
Der deutsche Stürmer der Blackhawks erzielt zwischenzeitliche Führung, kann aber 2:4-Niederlage gegen Boston nicht verhindern
von Stefan Herget / NHL.com/de Chefautor
Die Boston Bruins haben das Bridgestone NHL Winter Classic® 2019 im Notre Dame Stadium von South Bend, Indiana, gegen die Chicago Blackhawks mit 4:2 für sich entschieden. Ausgerechnet die vierte Reihe durch Sean Kuraly sorgte in der 50. Minute für die Entscheidung, die Brad Marchand mit einem Empty-Net-Tor 33 Sekunden vor dem Ende absicherte. Erfreulich aus deutscher Sicht, dass Blackhawks Dominik Kahun unter den Torschützen war.
"Es war ein überragendes Erlebnis hier", sagte ein glücklicher Bruins-Stürmer Patrice Bergeron. "Die Fans waren sehr laut und haben uns angefeuert. Das Wetter hätte passender nicht sein können." Mit Temperaturen um die null Grad Celsius und bedecktem Himmel waren ideale Bedingungen.
Ein hohes Tempo, motiviert durch die ausverkaufte Kulisse von 76.126 Zuschauer, legten die Teams von Beginn an auf das Eis. Bereits nach 56 Sekunden hatten die Bruins in der Person von David Krejci die große Chance, freistehend vor Cam Ward im Tor der Blackhawks zur frühen Führung, doch er scheiterte am glänzend reagierenden Torhüter.
Video: BOS@CHI: Ward blockt Krejcis frühe Chance
Boston gehörte die ersten zwei Minuten, ehe es ausgeglichener wurde und Chicago besser ins Spiel kam. Sie waren es auch, die in der 9. Minute mit 1:0 in Führung gingen. Blackhawks David Kampf eroberte den Puck von Bruins-Verteidiger Torey Krug hinter dem Gehäuse und bediente Brendan Perlini, der zu seinem fünften Saisontor an Torhüter Tuukka Rask vorbei einschoss.
In der 12. Minute wäre Connor Murphy fast das 2:0 geglückt, doch sein beherzter Schuss landete an der Latte. Etwas mehr als eine Minute später der Ausgleich. Boston war im Powerplay, als Patrice Bergeron seinen Kollegen David Pastrnak vor dem Tor anspielte und dieser sehr geduldig zum 1:1 einschoss.
Es blieb ein intensives Match mit guten Chancen auf beiden Seiten. Das steigerte sich 18 Sekunden vor der ersten Sirene noch, indem Ward rettend gegen Pastrnak eingreifen musste, ehe auf der anderen Seite neun Sekunden später Patrick Kane alleine durchbrach, aber auch er an Rask scheiterte.
Nach der Pause konzentrierten sich die Kontrahenten besser auf die Defensive und ließen weniger klare Möglichkeiten zu, die Anzahl der Torschüsse blieb aber hoch. In der 32. Minute schlug der Moment des Kahun. Er positionierte sich vor dem Tor, als Jonathan Toews die Scheibe zu Eric Gustafsson spielte, dieser abzog und Kahun den Schuss zwischen die Beine von Rask hindurch ins Netz zum 2:1 abfälschte. Er wurde der zweite deutsche Torschütze beim Winter Classic nach Marco Sturm, der das Siegtor in der Verlängerung 2010 für die Bruins gegen die Philadelphia Flyers im Fenway Park erzielte.
Video: BOS@CHI: Kahun fälscht Gustafssons Schuss ins Netz ab
"Es war für mich schon ein Traum überhaupt dabei zu sein, ein unglaubliches Erlebnis vor so vielen Zuschauern in der NHL", erzählte Kahun. "Dass ich getroffen habe, setzt dem Ganzen natürlich die Krone auf."
Nur 30 Sekunden später hätte Alex DeBrincat den Vorsprung ausbauen können, doch Rask war zur Stelle. Erneut konnten die Bruins im Powerplay ausgleichen, als Bergeron in der 39. Minute das Spielgerät geschickt mit der Rückhand reinschlenzen konnte. "Der Ausgleich war sehr wichtig, nachdem das zweite Drittel nicht so gut für uns lief", verdeutlichte der Torschütze. "Es war der ideale Zeitpunkt, um nicht mit einem Rückstand in den Schlussabschnitt zu gehen." Das Torschussverhältnis von 28 zu 24 zu Gunsten von Chicago nach dem zweiten Drittel verdeutlichte das sehr intensive Spiel.
Zu Beginn des dritten Drittels schien es, das Chicago am Drücker bleibt, als sie zum vierten Mal in Überzahl kamen, doch zwei Strafzeiten gegen sie kurz hintereinander bescherte plötzlich Boston eine doppelte Überzahl, die diese jedoch ungenutzt ließen, ebenso wie ein weiteres Powerplay im Anschluss. Es sah zunächst so aus, als ob sich diese Schwäche rächen würde, doch Kuraly brachte die Gäste in der 50. Minute erstmals in Front.
"Man hat gesehen, welche Tiefe wir im Kader haben, als es viele Verletzte gab", sagte Bergeron, der selbst erst vor kurzem zurückkehrte. "Dass unsere vierte Reihe und Kuraly das entscheidende Tor gemacht haben, ist ein weiterer Beweis dafür."
Das Spiel wog nun hin und her und die Bruins hatten Glück, dass Toews 95 Sekunden vor dem Ende nur Aluminium traf und Kane in bester Position an Rask scheiterte, nachdem sie selbst den Ausbau des Spielstandes verpassten. Marchand stellte schließlich den Endstand her.
"Wir haben ein gutes Spiel gemacht, aber wir haben zu viele Strafen genommen", analysierte Kahun. "Wir hatten genügend Gelegenheiten, aber es war klar, dass es nach dem 3:2 schwierig werden würde."