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Unglaublich, was für eine riesige Euphorie sich rund um das Team der Washington Capitals zuletzt entwickelt hat. Spätestens nach dem jüngsten 3:1-Erfolg in Spiel 3 des diesjährigen Stanley Cup Finales der Hauptstädter gegen die Vegas Golden Knights vom Samstag, wodurch die Jungs um den russischen Stürmerstar Alex Ovechkin in der Serie erstmalig mit 2:1 in Führung gegangen sind, erlebt das in den Playoffs nicht gerade vom Glück verfolgte Franchise aus Washington eine noch nie zuvor erlebte Begeisterungswelle. In einem weiteren Heimspiel am Montagabend haben sie bereits die Möglichkeit, in der Serie möglicherweise schon vorentscheidend mit 3:1 in Führung zu gehen.

Eine ungewohnte Situation für alle Beteiligten. Eine Situation, mit der eine Mannschaft erst einmal umzugehen lernen muss. Lediglich zwei Siege fehlen dem Team aktuell nur noch und der große Traum vom ersten Stanley Cup-Erfolg in der Geschichte der Organisation würde Realität werden.
Kein Wunder also, dass die Begeisterung, 20 Jahre nach der letzten Finalteilnahme der Caps, einem bitteren 0:4-'Sweep' gegen die Detroit Red Wings übrigens, ganz neue Dimensionen erreicht.

Doch bei aller berechtigten Begeisterung, ist es auf der anderen Seite eben genau diese, die das Team und seinen Betreuerstab vor gewisse Herausforderungen stellt.
Nicht nur, dass kaum wirklich angemessen Zeit bleibt, das Erlebte für sich in Ruhe zu verarbeiten, sondern auch, dass in dieser Emotionalität eine gewisse Gefahr besteht zu überdrehen, auf dem Eis übermütig zu werden und so die erforderliche Konzentration für das Spiel einzubüßen, die für eine allerdings für eine weiterhin erfolgreiche Fortsetzung der Finalserie unentbehrlich ist.
Dessen war sich auch Coach Barry Trotz bereits unmittelbar nach dem Erfolg vom Samstag sofort bewusst, als er direkt nach der Schlusssirene kräftig auf die sprichwörtliche Euphoriebremse trat, den Sonntag zum 'Ruhetag' für seine Jungs ausrief, an dem er mit seinem Team den 'Reset'-Knopf drücken wollte, um am Montag zu Spiel 4, wieder völlig fokussiert zu sein. Zumindest soweit das in dieser Ausnahmesituation im Umfeld überhaupt noch möglich ist.

"Es ist doch klar, dass bei uns extreme Emotionen mit dabei sind. Das hat man ja schon daran gesehen, wie emotional unsere Spieler gejubelt haben, speziell (Alex) Ovechkin. Da entlädt sich dann der ganze aufgestaute Druck, den er sich teilweise sogar selber gemacht hat. Das ist halt ein Stück weit so seine Art", erklärte Trotz im Nachhinein die ungewohnt emotionalen Ausbrüche einiger seiner Spieler, darunter Ovechkin, in Spiel 3.
Das aufgebaute Momentum, das sich nach der 4:6-Auftaktpleite in Las Vegas, durch die beiden folgenden Siege (3:1 und 3:2) nun auf die Seite der Eastern Conference Champions verschoben hat, soll nicht wieder gefährdet werden. Es wird von entsprechender Wichtigkeit sein, dass sich die Caps von der Gesamtsituation ein Stück weit befreien können, ihren Fokus möglichst komplett auf das anstehende Spiel 4 legen, den Golden Knights so möglichst gar keine Gelegenheit zu einem Comeback geben.
Matt Niskanen betonte am Sonntag nach dem Training im Gespräch mit NHL.com/de ebenfalls, wie sehr seine Jungs und er den Blick bereits nach vorne gerichtet haben: "Es ist sehr wichtig für uns jetzt sehr gut konzentriert zu bleiben. Wir sind zwar alle bis jetzt unverändert glücklich über unseren Auftritt gestern, doch wir müssen das möglichst direkt noch einmal so abliefern. Wir sind aus dem Saisonverlauf heraus auch erfahren genug diese Möglichkeit am Montag nicht ungenutzt verstreichen zu lassen, denke ich."
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Sein Mitspieler T.J. Oshie sah das Ganze recht ähnlich, gab sich auch durchaus optimistisch, dass es den Capitals gelingen sollte jetzt emotional nicht zu überdrehen: "Wir konzentrieren uns ohnehin immer von Shift zu Shift, von Drittel zu Drittel. Das läuft ja schon die ganze Saison über so. Insofern ist das nicht neu für uns. Morgen wird einmal mehr der Start sehr wichtig sein, denke ich. Besonders vom Kopf her. Wenn wir dann erst einmal im Spiel drin sind, dann haben wir sicherlich eine gute Chance das Spiel am Ende für uns zu entscheiden und unserem großen Ziel dadurch wieder ein gutes Stück weit näher zu kommen."
Sollte dies den Capitals tatsächlich ähnlich gut gelingen, wie am Samstag in Spiel 3, dann dürfte die Euphorie in und um Washington noch einmal spürbar anwachsen. Die Serie würde zunächst einmal für Spiel 5 wieder weiter nach Las Vegas wandern, wo die Stimmung zwar ebenfalls traditionell herausragend sein wird, jedoch die Golden Knights schon unter enormen Zugzwang wären, was dort eindeutig eher zum Vorteil der Caps sein dürfte.