conn smythe

Eishockey ist ein Mannschaftssport. Eine erfolgreiche Saison können also nur die Klubs spielen, die als Einheit auf dem Eis auftreten. Je tiefer es in die Playoffs geht, desto wichtiger wird allerdings der Einfluss der Schlüsselspieler. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass die Superstars der entsprechenden Teams der entscheidende Faktor bei der Jagd auf den Stanley Cup waren. So auch bei den Washington Capitals in diesem Jahr.

Washington und Vegas Golden Knights schafften es nur deshalb ins Stanley Cup-Finale, weil sie über viel Tiefe und einen enormen Teamgeist verfügten. Auch die Finalserie zeigte eindrucksvoll, dass jeder Spieler im Kader und besonders die mannschaftliche Geschlossenheit immens wichtig war. Den Unterschied machten am Ende aber die Superstars aus: Die Sterne leuchten den Weg zum Stanley Cup.
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Fleury im Finale kaum ein Faktor
Bei Vegas war Goalie Marc-Andre Fleury der große Star. Der 33-jährige Kanadier war einer der Hauptgründe für die erfolgreiche Saison der Golden Knights. In den ersten drei Playoff-Runden hatte der Publikumsliebling in Sin City unfassbare 94,7 Prozent Fangquote, einen Gegentorschnitt von 1,68 sowie vier Shutouts vorzuweisen und brachte die Gegner reihenweise mit unglaublichen Paraden zur Verzweiflung.

Kein Wunder also, dass Fleury im Rampenlicht stand und selbst im Finale die Kohlen aus dem Feuer holen sollte. Ausgerechnet hier aber schien er der riesigen Erwartungshaltung nicht ganz gerecht werden zu können und war überraschenderweise kaum ein Faktor. Im Stanley Cup-Finale kam der Torwart nur auf 85,3 Prozent Fangquote, einen Gegentorschnitt von 4,09 und keinen einzigen Shutout. Fleury, der freilich auch mehr Unterstützung von seinen Vorderleuten hätte gebrauchen können, schaffte es nicht, ein Spiel zu stehlen. Am Ende mussten sich die Knights in der Finalserie mit 1:4 geschlagen geben. Fleury, der bis zum Finale als wohl heißester Favorit auf die Conn Smyth Trophy, für den wertvollsten Spieler in den Playoffs galt, ging somit leer aus.
Ovechkin: Mehr als nur ein Scharfschütze
Playoff-MVP wurde dagegen Washingtons Alex Ovechkin. Der Superstar der Capitals war schon in der regulären Saison herausragend und wurde mit 49 Treffern Top-Torjäger in der Hauptrunde. Seinem Ruf als Scharfschütze wurde der Russe dann auch in der Endrunde vollkommen gerecht: 15 Tore gelangen keinem anderen Spieler in den Playoffs 2018. Auch im Stanley Cup Finale war auf den 32-Jährigen Verlass: Drei Treffer gelangen ihm in den fünf Finalspielen - ebenfalls ein Bestwert (wie Mitspieler Devante Smith-Pelly und Vegas' Tomas Nosek).
Doch Ovechkin zeigte in diesen Playoffs mehr als nur Tore. Der Kapitän ging mit gutem Beispiel voran und "opferte" sich für seine Mannschaft auf: Der Rechtsschütze zeigte in den Playoffs 81 Hits und damit die viertmeisten im Wettbewerb. Dazu kamen 14 Blocks. Werte, die eher ungewöhnlich für einen Superstar sind. Aber der Russe ordnete dem Erfolg alles unter. So glänzte er auch im Stanley Cup Finale mit 15 Hits (3,0 pro Spiel) und fünf Blocks (1,0 pro Spiel). Ovechkin leuchtete den Weg zum "heiligen Gral" des Eishockeysports.

"Ich kann immer noch nicht glauben, dass wir gewonnen haben. Ich kann immer noch nicht fassen, dass wir es geschafft haben", so Ovi und untermauerte noch einmal seinen Wandel vom genialen Individualisten zum mannschaftsdienlichen Teamplayer. "Wenn du den Stanley Cup gewinnst, dann gewinnst du ihn nur mit deinen Mitspielern, mit den Fans, mit den Trainern und selbst mit euch Journalisten."
Crosby & Co. als Vorbilder
Für das Meisterschafts-Puzzle braucht es also mehr als eine intakte Mannschaft und viel Tiefe im Kader. Es braucht auch einen Superstar, der in den entscheidenden Momenten zu strahlen weiß. Das zeigt auch der Blick in die Vergangenheit:

In den Jahren 2017 und 2016 führte Sidney Crosby die Pittsburgh Penguins zum Stanley Cup. Zwar war der Pens-Kapitän jeweils nicht ganz vorne in der Torschützen- oder Scorer-Wertung zu finden, doch war er auf und neben dem Eis der ultimative Schlüsselspieler und wurde entsprechend auch mit der Conn Smythe Trophy ausgezeichnet. 2015 war es Duncan Keith für die Chicago Blackhawks, 2014 Justin Williams für die Los Angeles Kings und 2013 Patrick Kane für die Hawks. In den zwei Jahren davor schafften es mit Jonathan Quick (2012, L.A.) und Tim Thomas (2011, Boston Bruins) sogar zwei Torhüter. In diesem elitären Kreis befindet sich seit einer Woche nun auch "The Great Eight" namens Alex Ovechkin.