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Es sind diese ganz feierlichen Abende, die die NHL zu so etwas ganz Besonderem machen. Die St. Louis Blues haben die Rückennummer '5' ihres ehemaligen Verteidigers Bob Plager vor dem gestrigen Heimspiel gegen die Toronto Maple Leafs feierlich unter das Hallendach gezogen, sie 'retired', wie man in Nordamerika sagt, werden sie zukünftig also nicht noch einmal neu an eine anderen Spieler vergeben.

Kurioser Weise war es zeitgleich auch das erste Heimspiel nach dem Trainerwechsel von Ken Hitchcock hin zu Mike Yeo, doch solche Planungen werden halt langfristig gemacht. Es war somit am Ende letztendlich dann ein für alle Seiten glücklicher Abend, wenn man es mit den heimischen Blues hielt, denn auch das nach der feierlichen Zeremonie vor dem Eröffnungs-Bully stattfinde NHL-Spiel, die Premiere des neuen Coaches wurde bekanntlich mit 5:1 Toren gewonnen.
Die ganz großen Emotionen des Abends gehörten vor dem folgenden Heimerfolg jedoch zunächst ganz alleine noch Blues-Legende Plager und seiner sehr feierlichen Ehrung.
Dieser kämpfte, obwohl er ansonsten eigentlich eher für seine lockere Art und seinen Humor bekannt ist, bereits weit vor dem Höhepunkt der Feierlichkeiten minutenlang unübersehbar mit seinen Tränen.
Als insgesamt erst siebter Spieler der Franchise wurde er durch eine solche Zeremonie geehrt.
Langsam zog man das Banner mit seiner Rückennummer empor. Zumindest bis auf halbe Höhe. Dann begann sich das Banner mit der Nummer '8', das zu Ehrenseines Bruders Barclay dort hängt, etwas herabzusenken, so dass beide sich in etwa in der Mitte der Distanz treffen konnten.

Von dieser Stelle an ging es dann für beide Banner gemeinsam weiter nach oben unter das Dach des riesigen Scottrade Centers. Und in dieser Phase erreichte der emotionale Abend in St. Louis dann wohl auch bereits seinen vorzeitigen Höhepunkt, trotz der später folgenden erfolgreichen Heim-Premiere von Neu-Coach Yeo.
Plager verfolgte das Ganze auf einem zu seinen Ehren ausgerollten Teppich stehend, zusammen mit seiner Familie. "Wir hatten alle Tränen in den Augen" gestand er später.
"Als die Nummer "8" ein Stück weit herunterkam, da schaute ich direkt rüber zu meiner Familie, denn mein Bruder und ich, wir hatten stets ein ganz besonderes Verhältnis."
Es war die feierliche Krönung einer 50 Jahre umfassenden Zeitspanne. Plager war von der ersten Stunde der Franchise an ein direkt Beteiligter der St. Louis Blues, diente der Organisation im Laufe der Jahre in fast allen denkbaren Funktionen und Rollen.
Franchise-Eigentümer Tom Stillman nannte ihn in seiner Rede einen 'ultimativen Blues', und Bernie Federko, dessen Nummer ebenfalls 'retired' wurde, bezeichnete ihn gar als die Person, die die wahre Bedeutung des Clublogos in sich verkörpere.

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Auch die Mehrheit der anderen Spieler mit gesperrten Rückennummern der Franchise waren anwesend. Al MacInnis (Nummer 2), Brett Hull (Nummer 16), Federko (Nummer 24), der Sohn von Bob Gassoff (Nummer 3), der 1977 verstarb, und die Familie von Plagers Bruder Barclay, der im Jahre 1988 an den Folgen einer Krebserkrankung verstarb. Lediglich Brian Sutter (Nummer 11) war nicht vor Ort, gratulierte im Rahmen einer Videobotschaft.
Der aktuelle Kader der Blues verfolgte die Feierlichkeiten von der Spielerbank aus, trug dabei Jerseys mit Namen und Nummer von Plager.
In seiner rund halbstündigen Ansprache bedankte sich der Geehrte bei allen.
"Jeder hat so seine eigenen Helden. Und meiner war mein Bruder Barclay" sagte Plager darin am Abend. "Ich stehe nur hier wegen ihm. Ich war als Spieler sicherlich längst nicht si gut wie er. Für ihn war das Team das Allerwichtigste, nicht seine eigenen Statistiken. Immer wenn ich hier in der Halle war, dann habe ich auf seine Nummer unter dem Hallendach geschaut, mich in Gedanken leise mit ihm unterhalten, wenn es einmal sportlich hier nicht so gut lief. Nun hängen unsere beiden Banner dort nebeneinander unter dem Dach. Das ist unbeschreiblich für mich."
Bob Plager wurde übrigens im März 1943 geboren. Seine Spielerkarriere in der NHL erstreckte sich über vierzehn Spielzeiten und reichte von 1964 bis zum Jahre 1978. Neben seinem Bruder Barclay spielte übrigens auch sein zweiter Bruder Bill in der besten Eishockeyliga der Welt, war einige Zeit hinweg ein Teamkamerad bei den Blues..
Aufgewachsen ist der Kanadier ursprünglich in Kirkland (Ontario). Im Laufe seiner NHL-Karriere wurde er u.a. für die Franchises der New York Rangers und die St. Louis Blues aktiv.

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Bob folgte darin seinem älteren Bruder Barclay auch sportlich in vielerlei Hinsicht. Wie bei Barclay war es rückblickend überwiegend der große körperliche Einsatz, der auch Bob als Spieler auszeichnete.
Barclay hielt übrigens damals zunächst noch den Rekord für Strafminuten in der 'Ontario Hockey Association', doch in seiner Zeit bei den Guelph Royals übertraf Bob diesen Wert dann sogar noch.
Plager spielte in einem Team seinerzeit zusammen mit Größen wie Rod Gilbert und Jean Ratelle. Er schonte seine Gegenspieler in den Spielen naturgemäß nicht, und auch mit seinem eigenen Bruder ging er dem Vernehmen nach früher auf dem Eis nicht gerade zimperlich um.
Als die beiden sich in einem Spiel gegenüberstanden, kam es sogar einmal zu einer Prügelei, die sich auch auf der Strafbank und im Kabinengang fortsetzte.
Seine Spieler-Rechte lagen dabei zunächst noch bei den New York Rangers, für die er in verschiedenen Farmteams spielte, darunter die St. Paul Rangers in der Central Professional Hockey League und die Vancouver Canucks in der Western Hockey League. In der Saison 1964-65 kam er zu seinem Debüt in der NHL. Auch in den folgenden beiden Spielzeiten ersetzte er immer wieder verletzte Spieler.
Als die NHL zur Saison 1967-68 um sechs Teams erweitert wurde, wechselte er mit einigen Spielern im Austausch für Rod Seiling zu den damals neugegründeten St. Louis Blues.
Als das Team einige Monate später auch noch seinen Bruder Barcley verpflichtete, waren die Brüder erstmals in einem NHL-Team vereint. Sie bildeten in der Folgezeit eines der wohl härtesten Verteidigerpaare der Liga. Im Jahr darauf stieß mit Bill dann auch der dritte Bruder der beiden zum Team.
Auch als er seine sportliche Laufbahn im Jahre 1978 beendete blieb den Blues allerdings weiterhin treu und übernahm in den folgenden Jahren zahlreiche ganz unterschiedliche Aufgaben in der Organisation. Besonders erfolgreich war er u.a. als Trainer der Peoria Rivermen. Mit dem Farmteam der Blues gewann er 1991 den Turner Cup. Zu Beginn der NHL-Saison Saison 1992-93 stand er zudem auch für elf Spiele als Cheftrainer hinter der Bande der St. Louis Blues.
Nun wurde seine Lebensleistung von der Franchise die er so sehr liebte mit der gestrigen Zeremonie auch ganz offiziell auf der großen Bühne geehrt und noch einmal für jedermann sichtbar anerkannt. Herzlichen Glückwunsch!