Die Kings, eine Erfolgsstory
von Bernd RoeschEishockey unter der Sonne Kaliforniens, das ist jetzt wieder eine Erfolgsstory. Die Älteren unter uns werden sich vielleicht noch genau daran erinnern, als die Los Angeles Kings vor 2 1/2 Jahrzehnten, am 9. August 1988, mit der Verpflichtung von 'The Great One' Wayne Gretzky für Furore sorgten. Dieser Wechsel löste einen ersten Eishockeyboom in der Stadt der Engel aus, der bis in den Anfängen der 90er Jahre, bis zum sportlichen Höhepunkt, der Stanley Cup Finalteilnahme im Jahre 1993, anhielt.
Mit dem Abgang von Gretzky im Februar 1996 wurde es um die Kings wieder etwas ruhiger, bis, ja bis vor zwei Jahren. Damals holten sie zum ersten Mal in ihrer Franchisegeschichte den Stanley Cup in die Filmstadt. Den Überraschungserfolg von damals konnten sie nun wiederholen.

Tausende von Fans säumten vorgestern die Straßen rund um das Staples Center als der frischgekürte Champion seine Stanley Cup Parade unter einem Konfetti-Regen abhielt. Hier in L.A. ist zweifelsfrei etwas ganz großes Entstanden, was einige nordamerikanische Medien schon dazu veranlasste Hollywood in Hockeywood umzutaufen. Mit den Erfolgen der Kings sind unbestritten drei Namen verbunden.
Da ist zum einen Dean Lombardi, der 2006 den Posten als General Manager übernommen hatte, dann Kings Urgestein Luc Robitaille, der von 1986 bis 2006, mit Ausnahme von drei Spielzeiten, seine Schlittschuhe für die Kings geschnürt hatte und nun als Präsident Business Operations für die Franchise fungiert sowie Headcoach Darryl Sutter, seit Mitte Dezember 2011 im Amt, der es geschafft hat, aus dem Kader eine Mannschaft zu formen, die immer an sich glaubt, auch in Situationen, die nahezu ausweglos erscheinen. Das ist der Stoff aus dem Hollywood Filme macht.
Eigentlich ist die Zeit vorbei, spätestens seit Einführung des Salary Cap 2005, in der Teams jahrelang die Liga dominierten, so wie es die New York Islanders Anfang der 80er Jahre, anschließend die Edmonton Oilers bis 1990 oder Jahrzehnte zuvor viele Male die Montreal Canadiens taten.
Lombardi sprach bei seiner Festrede davon, dass diese Franchise nun ein neues Level erreicht hat und fügte auch gleich hinzu: "Ich bin der glücklichste Mann auf der Welt." Kings Teamkapitän Dustin Brown ging sogar noch einen Schritt weiter und sagte, dass Los Angeles nun auch eine Eishockeystadt sei.
Die Chancen, dass im Süden Kaliforniens eine Eishockeyhochburg entsteht, stehen gar nicht einmal so schlecht. Welche Argumente sprechen dafür? Zum einen werden sich Los Angeles Macher auch nach dem zweiten Stanley Cup Triumph innerhalb von drei Jahren, nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen und auch in dieser Sommerpause daran arbeiten, das Team in der Tiefe noch weiter zu verstärken.

Das Gerüst der Mannschaft werden auch weiterhin Ausnahmeathleten bilden, wie es Torwart Jonathan Quick, Verteidiger Drew Doughty oder die Stürmer Dustin Brown und Jeff Carter welche sind. Sie verfügen allesamt über Verträge, die sie noch viele Jahre an die Kings binden werden.
Auch im Nachwuchsbereich haben die Kalifornier einiges zu bieten. Center Tyler Toffoli hatte schon während der regulären Saison mit seinen 29 Scorerpunkten und vor allem mit seinem +/-Wert von +21 vollauf überzeugen können. In den 26 Partien der Playoffs bis zum Stanley Cup Gewinn legte er noch einmal zu und war an 14 Treffern seiner Kings beteiligt.
Mit Tanner Pearson übertraf ein weiterer Rookie die in ihn gesetzten Erwartungen. Nach nur 25 Saisonpartien, die er absolvieren konnte, stand der 21-jährige Flügelstürmer in den Playoffs 24 Mal im Aufgebot und bedankte sich hierfür mit vier Treffern und acht Assists. Sein +/-Wert von +10 war der zweitbeste unter allen Kings Stürmern hinter Justin Williams. Von beiden jungen Angreifern ist auch in den nächsten Jahren, sollte ihre Entwicklung so voranschreiten, noch einiges zu erwarten.
Los Angeles Conn Smythe Trophy Sieger Williams verspricht sich viel für die Zukunft: "Wir freuen uns darüber, was wir geschafft haben, haben aber auch das Gefühl, dass wir zu mehr fähig sind. Wir haben das Potenzial auch in den kommenden Jahren ein ganz großes Team zu sein."

Zuzutrauen ist es den Kings, wenngleich es ungleich schwerer wird zu einer Eishockeydynastie heranzuwachsen wie es vor zwei, drei oder vier Jahrzehnten noch möglich gewesen war. Über Erfolg oder Misserfolg entscheiden auf diesem hohen ausgeglichenen Niveau der Liga häufig nur Kleinigkeiten. Im April in der ersten Playoffrunde waren die Kings nach drei Niederlagen in den ersten drei Aufeinandertreffen gegen San Jose schon so gut wie ausgeschieden.
Wäre dieser Fall eingetreten würde heute niemand über eine Eishockeydynastie in L.A. reden oder hätten die Blackhawks im siebten Spiel des Western Conference Finales die Oberhand behalten und anschließend ihren Titel verteidigt, dann wären sie in aller Munde und man würde von einer Dynastie in Chicago sprechen. Was den Kings aber über die nächsten Spielzeiten hinweg zuzutrauen ist und ihnen eine rosige Zukunft verspricht, das ist jährlich ein Platz unter die Top 5 der Western Conference.