Die Dynastie der Islanders
von Bernd RoeschAm vergangenen Freitag verstarb Al Arbour im Alter von 82 Jahren.
Der frühere NHL-Verteidiger und Eishockeylehrer prägte die New York Islanders in deren Anfängen Mitte der 70er Jahre und führte sie zu ihren größten Erfolgen zu Beginn der 80er. Unter Arbour als Headcoach entstand vor über 35 Jahren auf Long Island eine Eishockeydynastie, die mehrere Bestmarken aufstellen konnte, die noch immer Bestand haben.
Mit Phil Goyette und Earl Ingarfield als Trainer hatten die Islanders in ihrer ersten NHL-Saison 1972/73 nur zwölf Siege in 78 Partien (12-60-6) einfahren können - eine katastrophale Bilanz. Nach der Verpflichtung von Arbour, der zuvor die St. Louis Blues trainiert hatte, wehte im Sommer 1973 sofort ein anderer Wind im Nassau Veterans Memorial Coliseum. Arbour hatte erkannt, dass es mit der Disziplin der Spieler nicht so weit her war und führte ein straffes System ein.

Spieler, die verspätet im Training oder zu Besprechungen erschienen, wurden mit einer Geldstrafe belegt, die er bei 'Wiederholungstätern' auch noch verdoppelte.
Im zweiten Jahr unter Arbours Regie machten die Islanders einen enormen Leistungssprung.
Sie schlossen die Saison 1974/75 mit einer Bilanz von 33-25-22 ab. Besonders beeindruckend war ihre Dominanz vor heimischer Kulisse mit 22 Siegen bei nur sechs Niederlagen. Als bester Rookie des Jahres 1974 wurde Denis Potvin mit dem Gewinn der Calder Memorial Trophy ausgezeichnet. In seiner zweiten NHL-Saison kam Potvin auf 21 Tore und 55 Vorlagen in 79 Partien. Der junge Verteidiger wurde in den Folgejahren eine der tragenden Stützen der Mannschaft.
Nachdem es Potvin in der Spielzeit 1979/80 auf 101 Scorerpunkte (31 Tore, 70 Assists) in 73 Spielen gebracht hatte - wohlgemerkt als Verteidiger - wurde er für die kommende Saison zum Kapitän ernannt. Acht Jahre lang sollte er fortan dieses Amt bei der Franchise aus Long Island begleiten.
In den Jahren 1975 bis 1988 erreichten die Islanders 14 Mal in Folge die Playoffs, schlossen sechs Mal als Tabellenerster die Patrick Division ab und gewannen vier Mal hintereinander, zwischen 1980 und 1983, den Stanley Cup.
Noch bevor sie ihren ersten Cup-Triumph feiern konnten sorgten die Islanders für Aufsehen in der Liga.
Vier Spielzeiten hintereinander konnten sie mit mehr als 100 Punkten abschließen. Diese Erfolge hatten die Islanders auch ihrem glücklichen Händchen und dem Sachverstand der sportlich Verantwortlichen bei der Wahl der richtigen Nachwuchsspieler zu verdanken. Bryan Trottier wurde beim NHL Draft 1974 in der ersten Runde ausgewählt, Mike Bossy drei Jahre später beim NHL Draft 1977.

Beide Stürmer sollten die nächsten Calder Trophy Gewinner dieser jungen Franchise werden. Bossy, den die Islanders auf Anraten von Arbour "Es ist leichter einem Torjäger das Checken beizubringen als umgekehrt" beim Draft den Vorzug gegenüber OHL-Topscorer Dwight Foster gaben, schoss in seiner Rookie-Saison 53 Tore.
In einer Reihe mit Trottier und Clark Gillies stürmend stellte Bossy in der Spielzeit 1980/81, die 36 Jahre zuvor von Montreals Maurice Richard aufgestellte 'Marke für die Ewigkeit' von 50 Toren in 50 Spielen, ein.
Noch immer seine Gültigkeit hat der in der Saison 1981/82 aufgestellte Franchiserekord von 118 Zählern, mit denen die Islanders als punktbestes Team der NHL in die Playoffs einzogen. Bossy kam in dieser Spielzeit auf 147 Scorerpunkte in 80 Spielen. Auch für den Treffer, der ihnen ihren dritten Stanley Cup Triumph bescherte, im Finale bezwangen sie 1982 die Vancouver Canucks, war der torgefährliche Rechtsaußen verantwortlich. 1982/83 unternahmen die aufstrebenden Edmonton Oilers zum ersten Mal den Versuch die Dominanz der Islanders zu brechen.
Die reguläre Saison hatte das Team um den jungen Wayne Gretzky als punktbeste Mannschaft der NHL abgeschlossen. Wenig überraschend trafen die Westkanadier im Stanley Cup Finale 1983 auf Arbours Truppe, die erneut ihre Playoffqualitäten unter Beweis stellte. Mit einem 'Sweep' konnten die Islanders ihren vierten Stanley Cup in Folge gewinnen. Die Wachablösung und die Revanche für die erlittene Finalniederlage sollte Gretzky&Co. erst im Finale des darauffolgenden Jahres gelingen.

Die Oilers beendeten 1984 die beeindruckende Playoffbilanz der Islanders, von 19 Serien in Folge aus denen sie als Sieger hervorgegangen waren.
Neben dem Trainer Al Arbour, wurden noch sechs weitere Spieler, die in dieser Ära viermal den Stanley Cup mit den Islanders gewinnen konnten, in die Hockey Hall of Fame aufgenommen: Mike Bossy, Clark Gillies, Denis Potvin, Billy Smith, Bill Torrey, und Bryan Trottier.
Al Arbour war von 1973 bis zur Saison 1993/94, mit nur einer kurzen Unterbrechung bevor er in der Saison 1988/89 Terry Simpson ersetzte, Headcoach der New York Islanders. Am 3. November 2007 kehrte er noch einmal als Trainer zurück und coachte seine 1500. NHL-Partie für die Islanders. Mit einer Bilanz von 782-577-223 ist Arbour nach Scotty Bowman der zweiterfolgreichste Trainer in der Geschichte der NHL.
Arbour wurde in Sudbury, Ontario geboren.
Während seiner aktiven Laufbahn als Spieler, die in der Saison 1953/54 bei den Detroit Red Wings begann, konnte er viermal, 1954 mit Detroit, 1961 mit den Chicago Blackhawks sowie 1962 und 1964 mit den Toronto Maple Leafs den Stanley Cup gewinnen.