Beliveau

Als der Puck am 1. Januar 2017 beim Eröffnungs-Bully des NHL Centennial Classic in Toronto erstmals auf das Eis fiel, da eröffnete die National Hockey League zugleich offiziell die Feierlichkeiten rund um ihren 100. Geburtstag. Im Jahre 1917 gegründet, ist die Ligageschichte inzwischen reich an Eishockeygeschichten und Ikonen des Sports, spielten unzählige Teams und Aktive in ihr eine große Rolle.

An jedem Samstag während des gesamten Jahres 2017, wird NHL.com/de die herausragenden Personen und Teams dieser 100-jährigen Geschichte an dieser Stelle vorstellen.
In dieser Ausgabe: Die Montreal Canadiens der späten 1960er-Jahre.
Die Erfolgsphase der Canadiens in den Jahren 1965 bis 1971 mit insgesamt fünf Meisterschaften in sieben Jahren gehört zweifelsohne zu den Höhepunkten in der 100-jährigen NHL-Geschichte. Nur die Toronto Maple Leafs (1944 bis 1951) und die Edmonton Oilers (1983 bis 1990) verbuchten in ihrer Franchisegeschichte ebenfalls fünf Meisterschaften in nur sieben Jahren.
In der Spielzeit 1964/65 wurden die Habs Vorrunden-Zweiter. Nach einem hart erkämpften Playoff-Sieg in sechs Spielen über ihren großen Erzrivalen, die Leafs aus Toronto, zogen sie erstmals seit 1960 wieder ins Finale um den Stanley Cup ein. Dort traf die Truppe auf die Chicago Blackhawks.
Montreal sicherte sich die Spiele eins und zwei auf heimischem Eis. Doch Chicago gelang es, die Serie in Illinois wieder auszugleichen. Einem deutlichen 6:0 in Spiel fünf folgte der abermalige Serienausgleich durch ein 2:1 der Hausherren in Spiel sechs in Chicago.
Es kam zum Showdown in Spiel sieben, über den Canadiens-Ikone Jean Beliveau in seiner Autobiographie 'My life in Hockey' schrieb: "In einem solchen Spiel kann ein einziger unglücklich springender Puck den Unterschied ausmachen. Als wir zum alles entscheidenden Spiel im Forum antraten, da war die Stimmung nach den titellosen Jahren zuvor extrem aufgeladen."
Beliveau war es auch, der am Ende den Unterschied ausmachte. Bereits nach 14 Sekunden versenkte er einen Puck hinter Torhüter Glenn Hall im Netz der Gäste. Nach den ersten 20 Minuten führten die Canadiens mit 4:0. Beliveau, Duff und Bobby Rousseau bildeten dabei die Top-Formation. Zwei Tore und vier Assists war alleine deren Ausbeute. Am Ende blieb es bei diesem Resultat. "Um kurz nach 22 Uhr konnte ich damals den Cup als Kapitän der Canadiens in den Himmel recken", erinnert sich der Starspieler in seinem Buch an diesen tollen Tag.

Beliveau_Duff

In der Finalserie gelangen dem Kapitän in den sieben Spielen gegen die Hawks fünf Treffer und weitere zehn Punkte. Im Anschluss wurde ihm die Conn Smythe Trophy als wertvollster Spieler der Playoffs verliehen. Nach der fünfjährigen Phase ohne Titelgewinn zuvor, war es für dreizehn Teammitglieder des Meisterjahrgangs der erste Stanley Cup.
In der Spielzeit 1965/66 beendete Montreal die Vorrunde als punktbestes Team und galt in den beginnenden K.o.-Spielen stets als Favorit. Erneut ließ das Team Toronto im Halbfinale hinter sich und traf diesmal im Finale um den Cup auf die Detroit Red Wings.
Zur Überraschung aller unterlag der Favorit in den ersten beiden Spielen auf heimischem Eis im Forum, doch gingen die Spiele drei bis fünf allesamt an Montreal. In Spiel sechs führten die Habs auswärts in Detroit im zweiten Abschnitt ebenfalls schon mit 2:0, doch wollten sich die Wings, unterstützt von ihren fanatischen Fans, so rasch nicht geschlagen geben. Am Ende ging es mit 2:2 in die Verlängerung. Dort sorgte eine äußerst umstrittene Entscheidung für Gesprächsstoff. Henri Richard stürzte, aus der Balance geraten, in Detroits Torhüter Roger Crozier und beförderte dabei den Puck ins Tor. Trotz wilder Proteste wurde der Treffer am Ende gegeben, was den Canadiens die erfolgreiche Titelverteidigung sicherte.
Auch nach der Hauptrunde der Saison 1966/67 rangierte Montreal auf Rang zwei. Einmal mehr kämpften sich die Canadiens später bis ins Finale durch. Nur gab es diesmal kein Happy End für das Traditionsfranchise. In sechs Spielen unterlag der Titelverteidiger den Maple Leafs.

Canadiens_Leafs_1960

Zur Spielzeit 1967/68 hatte sich die Größe der NHL durch eine Expansion von sechs auf zwölf Mannschaften verdoppelt. Obwohl die Konkurrenz deutlich größer wurde, sicherte sich Montreal den Titel der East Division. Stürmer John Ferguson spielte in der Halbfinalserie gegen die Boston Bruins eine entscheidende Rolle, gelang es ihm doch die große körperliche Präsenz der Ostküstenvertreter weitestgehend auszugleichen. Nach einem glatten 4:0 in der Serie ging es für die Habs einmal mehr in Richtung des begehrten Stanley-Cup-Finales. Nach einem Sieg gegen Chicago in fünf Vergleichen sicherte man sich tatsächlich die vierte Finalteilnahme in Folge.
Dort traf der amtierende Champion des Ostens auf den Vertreter des Westens, nach einem gänzlich neuen Playoff-Format. Gegner war die erstmals angetretene Organisation der St. Louis Blues.
Obwohl es sich um ein neues Franchise handelte, hatten die Blues bereits einiges an NHL-Erfahrung vorzuweisen. Al Arbour (zuvor Chicago und Toronto), Glenn Hall (zuvor Chicago), Ron Stewart (zuvor Toronto) und die ehemaligen Canadiens Red Berenson, Dickie Moore und Jean-Guy Talbot waren im Kader des Finalgegners zu finden. Auch deren damaliger Trainer Scotty Bowman hatte bereits reichlich Erfahrungen gesammelt.
Kein Wunder, dass die Serie deutlich enger wurde, als von vielen zuvor erwartet. Spiel eins ging ganz knapp mit 3:2 an Montreal, das zweite Spiel mit dem Minimalergebnis von 1:0. Spiel drei musste sogar in der Verlängerung entschieden werden. Letztendlich gewann der Favorit aus Kanada mit 4:3. Die Blues wehrten sich jedoch erbittert, wie es ihnen zuvor kaum jemand zugetraut hätte.
Montreals Dick Duff traf in Spiel vier schon im ersten Drittel. Das hätte die Vorentscheidung sein können. Doch St. Louis drehte das Spiel urplötzlich auf 2:1 zu seinen Gunsten. Erst im letzten Drittel gelang Henri Richard der Ausgleich für die Canadiens. Jean-Claude Trembley sorgte schließlich, rund fünf Minuten vor Spielende, für den Treffer zum 3:2 und sicherte den Canadiens damit die dritte Meisterschaft in vier Jahren.

Duff

Zur Spielzeit 1968/69 wurden die Akteure aus Montreal von einem neuen Coach betreut. Claude Ruel ersetzte Toe Blake hinter der Bande. Seine Ära endete nach 13 Jahren. Dem Erfolg tat das keinen Abbruch. Montreal wurde wieder bestes Vorrundenteam und zog erneut in das Stanley-Cup-Finale ein. In dem trafen die Canadiens abermals auf die Blues.

Nach vier Siegen der Habs in vier Spielen stand am Ende der vierte Titel in fünf Jahren auf der Habenseite. Dick Duff traf vier Mal in der Finalserie dieses Jahres. Serge Savard wurde mit der Conn Smythe-Trophy als Playoff-MVP ausgezeichnet.
Mit einem weiteren Titel im Frühjahr 1971 verbesserte sich das Team auf die historische Marke von fünf Meisterschaften in sieben Jahren.