Die Blues trotzen ihrer Verletztenmisere
von Bernd RoeschVerletzungen sind bei jedem Sport, in jeder Liga unvermeidlich, so auch in der NHL.
Meistens sind es unglückliche Umstände, die dazu führen, dass ein Spieler für mehrere Wochen oder Monate ausfällt und seinem Team nicht mehr helfen kann.
Fehlen einem Team über einen längeren Zeitraum sogar mehrere Stammspieler kann das eine nicht zu unterschätzende Auswirkung auf den Verlauf ihrer gesamten Saison haben.
Nur wenige Mannschaften haben eine Tiefe im Kader, die es ihnen ermöglicht den Ausfall von Leistungsträgern zu kompensieren. Eine Franchise, die das bisher nahezu perfekt schafft, sind die St. Louis Blues.
Schon seit Saisonbeginn steht Center Patrik Berglund aufgrund einer Schulterverletzung auf ihrer Verletztenliste.

Center Paul Stastny wird ebenfalls für längere Zeit ausfallen: Der 29-Jährige hatte sich Mitte Oktober den Fuß gebrochen. Nur eine Woche später zog sich Linksaußen Jaden Schwartz eine Fraktur am linken Knöchel zu. Diese drei Stürmer der Blues hatten in der vergangenen Spielzeit jeweils mehr als 70 Partien bestritten und es zusammen auf 56 Tore und 80 Vorlagen gebracht.
Enorm wichtig, auch für das Offensivspiel der Blues, ist Verteidiger Kevin Shattenkirk.
Der 26-jährige Blueliner kam in der regulären Saison 2014/15 auf 44 Scorerpunkte (8 Tore, 36 Assists) in 56 Spielen und zeichnete sich anschließend in sechs Playoffpartien durch acht Vorlagen aus. Seit 13. Oktober müssen die Blues auf die Dienste von Shattenkirk verzichten, am 4. November wurde er auf die Liste der Langzeitverletzten gesetzt.
Trotz dieser Verletztenmisere belegen die St. Louis Blues aktuell den zweiten Platz hinter den Dallas Stars in der starken und ausgeglichenen Central Division.
Schon mehrfach haben sie in dieser Saison bewiesen, dass sie sich nicht von Rückschlägen aus dem Konzept bringen lassen - so auch in dieser Woche. Am Dienstag mussten sie sich auf heimischen Eis den starken Los Angeles Kings geschlagen geben. Zum zweiten Mal in dieser Saison war dem Team von Headcoach Ken Hitchcock kein Treffer geglückt und die Niederlage hätte aufgrund der Spielanteile sogar noch höher als 0-3 ausfallen können.
Hitcock sah die Ursache für die Niederlage in der fehlenden Geschlossenheit und in der mangelnden Disziplin seiner Mannschaft:
"Wir wollten geradlinig spielen, das ist uns nicht gelungen und sie haben davon profitiert."

Wie sich 24 Stunden später herausstellen sollte hatte der Cheftrainer der Blues Recht mit seiner Aussage, dass der Verlauf dieser Partie vielen die Augen geöffnet habe. Unmittelbar nach dem Spiel machte sich das Team auf den Weg zum Flug nach Chicago.
Die Reise verlief jedoch auch nicht wie gewünscht und erwartet. Aufgrund von Nebel konnte die Maschine nicht in Chicago landen, musste nach Milwaukee ausweichen und von dort ging es mit dem Bus weiter in die 'Windy City'. Letztendlich kamen die Blues erst um vier Uhr morgens in ihrem Hotel an, so dass sie sogar ihr Morning Skate ausfallen lassen mussten.
Am Abend stand dann die Partie gegen den amtierenden Stanley Cup Champion auf dem Programm:
Zunächst sah es danach aus, als müssten die ersatzgeschwächten Blues ihren Reisestrapazen Tribut zollen. Nach zwei Minuten lagen sie mit 0-1, nach knapp sieben Minuten mit 1-3 und zur Pause, nach einem kuriosen ersten Spielabschnitt, sogar mit 2-5 im Hintertreffen. Wer hätte nach diesem Eröffnungsdrittel noch darauf gewettet, dass die Blues die Begegnung zu ihren Gunsten drehen werden?
Nach der Pause legte St. Louis richtig los und egalisierte durch drei Treffer von Alexander Steen, Jay Bouwmeester und David Backes die Partie. Hitchcock sprach anschließend davon, dass diese 20 Minuten die besten seiner Mannschaft in der gesamten Saison waren.
Nach einem torlosen dritten Drittel sollte schließlich die Entscheidung zugunsten der Blues in der Overtime bei 3 gegen 3 fallen.
Rechtsaußen Vladimir Tarasenko sorgte mit seinem siebten Saisontreffer zum 6-5 Endstand für den Zusatzpunkt.
Chapeau einer Mannschaft, die sich nicht lange mit Misserfolgen beschäftigt, nicht mit Rückschlägen hadert, sondern umgehend daraus die richtigen Konsequenzen zieht und zurück in die Erfolgsspur findet.