Die aussortierten deutschsprachigen Spieler
von Stefan HergetKurz vor dem Beginn der Saison nehmen die Managements und Trainerriegen der Mannschaften noch den Feinschliff vor, um ihren Kader für den Auftakt festzulegen. Es ist bitter mehr als zwei Wochen Trainingscamp und jede Reduzierung der Kandidaten überstanden zu haben und kurz vor dem Ziel aussortiert zu werden.
Leider hat es auch zwei junge deutschsprachige Talente in letzter Minute erwischt. Der deutsche Stürmer Leon Draisaitl und der Schweizer Verteidiger Mirco Mueller müssen sich zunächst ihre Meriten in der American Hockey League verdienen und wurden aus den NHL-Kadern für den Saisonauftakt gestrichen.
Die Edmonton Oilers haben beim Abschluss ihres 23 Mann umfassenden Rosters ihren dritten Zug beim NHL Draft 2014 Draisaitl am Montag nach Bakersfield geschickt. Der gebürtige Kölner wird am 27. Oktober 20 Jahre alt und konnte in sechs Vorbereitungsspielen ein Tor erzielen und drei weitere vorbereiten.
Als sich Jordan Eberle an der Schulter verletzte und nun vier bis sechs Wochen ausfällt, schienen die Chancen für einen Verbleib von Draisaitl gut zu stehen, doch General Manager Peter Chiarelli und der Trainerstab um Chef Todd McLellan entschied sich anders.

„Ich denke er war nahe dran“, sagte Chiarelli der Oilers-Website. „Was wir Leon heute Morgen sagten war, dass er alles getan hat, was wir von ihm nachgefragt hatten. Ich denke er spielte auf beiden Außen gut; ich glaube seine Stärke liegt in der Mitte. Was wir ihm gesagt haben war … du musst auf das große Ganze sehen. Wir müssen auf das große Ganze sehen. Wenn wir dich nach oben holen, dann wollen wir dir sagen, dass es dauerhaft ist. Ich versuchte ihm eine positive Botschaft mitzugeben. Er war verärgert, aber ich glaube am Ende des Tages wird er realisieren, dass es der richtige Zug war.“
Draisaitl war vergangene Saison zum Auftakt in der Mannschaft von Edmonton, verbuchte aber als Center in der NHL nur zwei Tore und sieben Vorlagen in 37 Spielen, bevor er Anfang Januar zurück in den Juniorenbereich zu den Kelowna Rockets in die Western Hockey League geschickt wurde. Mit denen holte er den Memorial Cup. Durch die Tatsache, dass die Oilers dieses Jahr bei den Centern besser besetzt sind, war klar, dass es am Ende schwer werden könnte.
Eine enttäuschende Nachricht gab es ebenso für Müller bei den San Jose Sharks. Er muss zunächst zu den San Jose Barracuda in die AHL. Der 20-jährige geborene Winterthurer ist seit 2012 in Nordamerika und wurde von den Sharks beim NHL Draft 2013 in der ersten Runde an insgesamt 18. Position gedraftet.
Nach einer weiteren Saison hauptsächlich im Juniorenbereich, setzte er sich im vergangenen Oktober durch und kam bei den Sharks zum Zug. Allerdings hielt auch bei ihm das Glück nicht lange an, wobei ihn teilweise Verletzungen plagten. So kam er in 2014-15 auf 39 Einsätze mit einer durchschnittlichen Eiszeit von knapp 17 Minuten und markierte dabei einen Treffer und drei Assists.
Bereits am 26. September war der Traum von Kevin Fiala bei den Nashville Predators in der Anfangsformation zu stehen vorbei. Der Schweizer Stürmer, dessen Rechte im NHL Draft 2014 an 11. Stelle über den Tisch gingen, wurde ebenfalls in die AHL zu den Milwaukee Admirals geschickt, wo er bereits im Frühjahr tätig war.
Wenn die Aussage von Trainer Peter Laviolette richtig zu deuten ist, dann wird dem 19-jährigen Fiala erst einmal zum Verhängnis, dass er zu Beginn der abgelaufenen Saison noch in Schweden auf der großen Eisfläche spielte: „Ich glaube, die beste Sache für Kevin ist gerade, dass er einfach Spiele spielt und wirklich beginnt das nordamerikanische System zu lernen.“

Eine Tatsache, die genauso auf Matthias Plachta zutreffen könnte. Den letzten Schnitt bei den Arizona Coyotes „überlebte“ er ebenfalls nicht und muss sich zunächst bei den Springfield Falcons (AHL) neu beweisen. Der 24-jährige gebürtige Freiburger war im Sommer vom DEL-Meister Adler Mannheim nach Arizona gewechselt, um seinen Traum von der NHL zu verwirklichen. Er hat im Trainingscamp gute Ansätze gezeigt, doch für die ersten Spiele reichte es nicht.
Sein Trainer Dave Tippett hält aber durchaus große Stücke auf ihn, so dass es eine Chance in der Zukunft für ihn geben könnte. “Er ist ein eleganter Spieler“, gab er zu Protokoll. „Ich glaube, das Beste für ihn ist, runter in die Minorliga zu gehen und nicht nur elegant zu spielen, sondern zu versuchen, dass er Selbstvertrauen für den offensiven Teil des Spiels tankt, das ihm helfen wird, ein NHL-Spieler zu werden.“
Nicht viel besser lief es für Verteidiger Korbinian Holzer bei den Anaheim Ducks. Der 27-jährige in München geborene Deutsche wurde ganz zum Schluss am Montag zu den San Diego Gulls in die AHL abgegeben.
Holzer war an der Trading Deadline im März diesen Jahres von den Toronto Maple Leafs, wo er die meiste Zeit ebenfalls im Farmteam spielte, nach Kalifornien transferiert worden. Obwohl er seitdem in keinem Spiel für die Ducks auflaufen durfte, wurde sein Vertrag im Juli um ein weiteres Jahr verlängert. Kommt Zeit, kommt Rat, muss seine Devise nun wieder einmal lauten.
Erfreulich, dass es hingegen der Schweizer Stürmer Sven Baertschi (Vancouver Canucks), der Schweizer Torhüter Reto Berra (Colorado Avalanche) und der deutsche Torhüter Philipp Grubauer (Washington Capitals) alle in ihren jeweiligen Kader für den Saisonbeginn geschafft haben.