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Der Weg der Sharks in das Stanley Cup Finale

von Sebastian Schuster

Ein erfrischender Geist geht herum in der Umkleide der San Jose Sharks. Jede Saison ist anders als die Saison zuvor, doch diese ist was Besonderes - speziell die Playoffs. Mit dem 5-2 Sieg gegen die St. Louis Blues in Spiel 6 vom Western Conference Finale feierten die Sharks den Einzug in das Stanley Cup Finale 2016. Der erste Stanley Cup ist greifbar.

Bisher sechs Mal ging der Divisions-Titel nach San Jose, vier Mal nacheinander in den Jahren 2007 bis 2011. Insgesamt 18 Playoffs erreichten die Sharks in ihrer Geschichte bisher, acht Mal kamen sie bis Runde 2. Möglichkeiten die Western Conference zu gewinnen gab es vor dieser Saison insgesamt drei. Das Team scheiterte jedoch (auswärts im letzten Spiel jeweils) an Calgary (2004), Chicago (2010) und Vancouver (2011). Eine insgesamt eher durchschnittliche Gesamtbilanz. Doch in dieser Saison ist eben alles anders.

Am 24. Mai 2016 gewann die Franchise nicht nur den Clarence S. Campbell Bowl, sondern löste damit zum ersten Mal das Ticket für das Stanley Cup Finale. Im „Shark Tank“ sind sie hungrig auf die Meisterschaft, „Wir sind noch nicht am Ziel“, bekräftigte Joe Thornton nach dem Sieg gegen die Blues. Auch Kapitän und mit 13 Treffern Spitzenreiter der Playoff-Torjägerliste Joe Pavelski bleibt fokussiert und entschlossen mehr zu erreichen, auf übermäßige Euphorie verzichtet er: „Für uns ist noch mehr zu holen“.

Doch was unterscheidet den aktuellen Kampf der Mannschaft um die Meisterschaft von den bisherigen? Rein das 25-jährige Jubiläum wird kaum Ursache für den Erfolg sein.

Persönlichkeiten innerhalb der Mannschaft

Mit Patrick Marleau (36) und Thornton (36) haben die Kalifornier zwei erfahrene Veteranen an Board. Beide sind bereits 1997 gedraftet worden; Thornton ging als 1st Overall Pick nach Boston, Marleau stand seither bereits über 1.400 Mal im Sharks-Trikot auf dem Eis. Obwohl der Altersdurchschnitt des Kaders in dieser Saison bei 27,58 Jahren liegt, handelt es sich hier um kein „gealtertes“ Team. Es ist vielmehr der passende Mix aus Erfahrung, Leidenschaft, exzellenten Fertigkeiten und junger Spielfreude, die ansteckt.

San Jose hatte, wie andere Mannschaften, immer wieder besondere Führungsspieler, zwischen 1996 und 2003 beispielsweise Owen Nolan. In dieser Saison verfügen sie über einige Persönlichkeiten mit Führungsqualitäten. Doch keiner stellt sich selbst in den Vordergrund. Die Sharks agieren als Gruppe, was man auch nach dem Gewinn der Western Conference deutlich gesehen hat. Kapitän Pavelski nahm sich nicht den Anspruch heraus, den Campbell Bowl alleine entgegen zu nehmen, sondern forderte sein Team auf, sich dahinter zu stellen.

Ein komplett neuer Trainerstab

Mannschaft und Trainer wirken ausgeglichen, entschlossen und ruhig. Darüber hinaus ist es eine Gruppe aus sehr intelligenten Spielern, was Head-Coach Peter DeBoer sehr zu schätzen weiß „Ich muss nicht viel erklären. 20 Minuten Videoanalyse genügen. Dann gehen die Spieler aufs Eis und setzen es um.“ Diese Lernfähigkeit erklärt wohlmöglich auch, dass Überreaktionen, wie nach der Niederlage in Spiel 1 gegen St. Louis in der 3. Runde, fern bleiben.

Der komplette Trainerstab wurde zu Beginn der Saison ausgewechselt. DeBoer ist der achte Chef-Trainer der Franchise. Bereits 21 Spielzeiten als Head-Coach in OHL und NHL hat der 47-Jährige auf dem Buckel. Aus seiner Erfahrung heraus wusste er wie wichtig Einzelgespräche mit Spielern sind, bevor Veränderungen anstehen. „Ich habe mir sehr viel Zeit genommen“, erklärte er. Dass DeBoer auch die passenden Worte findet, lässt sich an zwei Beispielen sehen: der Ernennung von Pavelski zum Kapitän und dem Wechsel von Brent Burns aus der Offensive in die Defensive.

Den Fokus auf das Playoff-Finale

DeBoer ist sich sicher „Diese Gruppe wird ihre eigene Geschichte schreiben“. Obwohl er weiß, dass seine Spieler bereits genau 100 Eiszeiten in dieser Saison auf dem Buckel haben und mit Abstand mehr Wegstrecken hinter sich gebracht haben, als jedes andere Team der Liga, ist er sehr zuversichtlich für das Stanley Cup Finale: „Ich merke, wie sehr sie gewinnen wollen“.

Gegen die Pittsburgh Penguins gilt es einen vergleichsweise erfahrenen Final-Gegner zu schlagen. Denn mit Ausnahme von Goalie Martin Jones, der 2014 mit den Los Angeles Kings einzog, hat bisher noch kein Spieler der Sharks ein Stanley Cup Finale bestritten.

Die Kalifornier brauchen sich vor ihrem Gegner nicht zu verstecken. Die Ausdauer ist da und mit durchschnittlich 92,53 Kilogramm (Pittsburgh 88,45 KG) bringen sie physisch gut austrainierte und mit Burns, Thornton und Jones große Spieler auf das Eis. Wenn sie weiter so präzise, entschlossen und mit Blick für freie Räume spielen, erwartet uns ein sehr spannendes Stanley Cup Finale 2016. Und vielleicht schreiben die Sharks dann „ihre eigene Geschichte“ weiter.

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