PHI@BOS: Marchand trifft in Überzahl im 3. Drittel

Im Sport ist es manchmal so, dass eine Aktion oder ein Moment etwas auslösen kann. Das kann in die richtige, aber auch in die falsche Richtung gehen. Im Fall der Boston Bruins ist es definitiv in die richtige Richtung gegangen.

Um es konkret zu machen: Die Bruins lieben es, gegen die Philadelphia Flyers zu spielen. Und das vor allem im heimischen TD Garden. In den vergangenen 14 Spielen (11-0-3) haben sie immer mindestens einen Punkt geholt. Der vorläufige Höhepunkt dieser Serie war der 6:1-Sieg am Samstag gegen die Flyers.
Die Mannschaft aus Boston hatte sich in den ersten drei Saisonspielen schwergetan. Zum einen mit dem Toreschießen per se, zum anderen mit der offensiven Produktion bei fünf gegen fünf auf dem Eis. Doch im Fall des Teams von Coach Bruce Cassidy reichte offenbar ein Moment, oder besser gesagt ein Drittel, gegen den richtigen Gegner, um wieder in die gewünschte Spur zu finden.
Bis zum ersten Aufeinandertreffen mit den Flyers am Donnerstag taten sich die Bruins äußerst schwer in der Offensive. In den ersten drei Partien der Saison trafen sie insgesamt nur viermal - und das nur in Über- und Unterzahl. Und auch im ersten Spiel gegen die Flyers lief zunächst nicht viel zusammen. Doch im dritten Drittel platzte der Knoten mit vier Toren. Am Ende gab es einen 5:4-Sieg nach Penaltyschießen. Und in dieser Begegnung trafen die Bruins auch zum ersten Mal bei ausgeglichener Mannstärke auf dem Eis.

PHI@BOS: Bergeron vollendet mit der Rückhand

Im zweiten Spiel gegen Philadelphia am Samstag setzten sie zwei Trends fort. Zum einen haben sie mit drei weiteren Toren gezeigt, dass sie die Ladehemmung bei numerischer Ausgeglichenheit auf dem Eis endgültig überwunden haben. Zum anderen haben sie mit drei Toren in Überzahl aber auch wieder gezeigt, dass man es gegen die Bruins tunlichst vermeiden sollte, auf die Strafbank zu gehen.
Dabei gingen die Anführer im Team diesmal mit gutem Beispiel voran. Kapitän Patrice Bergeron und Brad Marchand gelangen jeweils zwei Tore und eine Vorlage. "Der Sieg am Donnerstag war schon großartig, als wir das Spiel noch gedreht haben. Jetzt haben wir wieder eine sehr gute Leistung gezeigt", meinte Marchand. Die Mannschaft finde einfach immer besser zu ihrem Spiel.
Das führte der Stürmer auch darauf zurück, dass die Spieler in den einzelnen Reihen immer besser miteinander zurechtkommen. "Wir bekommen viel frische Energie von den Jungen. Die Jungs kämpfen führ ihren Platz im Team. Das sorgt für Konkurrenzkampf. Das ist gut für unser Spiel", befand Marchand. Konkret bezog er sich dabei auf die dritte Reihe der Bruins mit Charlie Coyle, Trent Frederic und Craig Smith. Smith sorgte für das wichtige 2:1. Frederic verbuchte mit dem Assist zu Coyles 3:1 seinen ersten NHL-Scorerpunkt.
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Und auch sonst hatte der Youngster Frederic einen guten Eindruck hinterlassen. "Er hat Strafzeiten gezogen, war echt gut drauf. Er hat nicht versucht, zu viel zu machen. Er kommt immer besser mit dem Tempo zurecht", lobte Marchand den 22-Jährigen.
Cassidy hob vor allem die Giftigkeit hervor, mit der sein Schützling zu Werke geht. Mit Wohlwollen habe er gesehen, wie die neu zusammengestellte dritte Reihe eine gute Chemie entwickelt habe. "Mir gefällt, was ich da sehe", betonte der Coach. Coyle sei gut an der Scheibe, und Smith habe einen guten Schuss. "Die beiden sind schon eine Weile in der Liga, sie wissen, wie es läuft", sagte Cassidy. Für Smith, den die Bruins im Oktober als Free Agent verpflichtet haben, war es das erste Tor im neuen Trikot.
Frederic zeigte sich nach dem Spiel bescheiden. Es habe sich gut angefühlt. "Es ist schön, Teil des Teams zu sein. Es war ein guter Erfolg für die Mannschaft." Was dem jungen Mann aus St. Louis auch gefallen hat, war, welche Folgen der Einsatz seiner Reihe hatte. "Wir haben ein paar Strafzeiten herausgeholt und haben damit dafür gesorgt, dass die Überzahl-Einheit aufs Eis kam. Es hat Spaß gemacht, den Jungs zuzusehen."
Was dem Trainer ebenfalls gut gefallen haben dürfte, war die Tatsache, dass seine Spieler auch diesmal konsequent das Tor des Gegners attackierten. Diese Ansage hatte Cassidy in der zweiten Drittelpause der ersten Partie gegen die Flyers dem Team mit auf den Weg gegeben - mit Erfolg. Und auch diesmal zogen die Bruins ein ums andere Mal dicht vor den Kasten von Carter Hart und schossen Tor um Tor, egal ob Bergeron im Powerplay oder Coyle bei Fünf gegen Fünf.

PHI@BOS: Bergeron vollendet mit der Rückhand

Zu hoch bewerten wollte der Coach den Erfolg gegen die Flyers nicht. Der Gegner sei mitten auf einer Auswärtstour. Aber es zeichnet eine gute Mannschaft auch aus, dass sie aus der gegenwärtigen Situation des Gegners Kapital schlägt. Die Bruins haben das gegen die Vertretung Philadelphias vorzüglich gemacht und sich auch vom zwischenzeitlichen 1:1 durch Kevin Hayes zu Beginn des zweiten Drittels nicht aus der Ruhe bringen lassen. Im Gegenteil. Boston schüttelte sich kurz und ging gut eine Minute später wieder in Führung, gab diese in der Folgezeit nicht mehr aus der Hand.
Die Bruins haben mit ihrer beeindruckenden offensiven Leistung gegen die Flyers mit zehn Toren in zwei Partien rechtzeitig den Schalter umgelegt. Denn in der kommenden Woche sind Sidney Crosby und die Pittsburgh Penguins für zwei Spiele in Boston zu Gast. Danach folgt ein Doppelpack bei den Washington Capitals, bevor es nach Philadelphia geht.
Rechtzeitig vor diesen Begegnungen haben die Bruins in der Offensive ihren Rhythmus gefunden. Bergeron, Marchand und Kollegen haben den Gegnern auch ein deutliches Signal gesendet: Mit Boston ist auch in dieser Saison wieder zu rechnen. Und wer sich nur auf die ersten beiden Reihen konzentriert, macht einen großen Fehler.