Der Mann für die wichtigen Tore
von Bernd RoeschDen Chicago Blackhawks fehlt noch ein Sieg zu ihrem dritten Stanley Cup Gewinn in den letzten sechs Jahren.
Dreimal haben sie die Tampa Bay Lightning in der Finalserie, in der sie bereits mit 1-2 Siegen hinten gelegen waren, mit 2-1 Toren bezwungen. Als Chicagos Mann für die wichtigen Tore kristallisierte sich Antoine Vermette heraus. Der 32-jährige Center kam Ende Februar zur Trading Deadline von den Arizona Coyotes in die Windy City.

Seine Dienste waren seinem neuen Arbeitgeber einen Erstrundendraftpick und Verteidiger Klas Dahlbeck wert, den die Blackhawks zur Kompensation an die Coyotes abgeben mussten. Eine Investition, die sich nun auszahlt, nachdem Vermette zum Ende der regulären Saison, mit seiner mageren Ausbeute von drei Assists in 19 Partien, schon in die Kritik geraten war. Dabei sollte man aber nicht vergessen, dass Vermette, der im Jahr 2000 von den Ottawa Senators in der zweiten Runde als Nummer 55 gedraftet wurde, noch nie ein ausgesprochener Torjäger war. Seinen NHL-Einstand hatte er in der Saison 2003/04 bei den Senators gegeben.
Mit ihnen zog Vermette drei Jahre später sogar in das Stanley Cup Finale ein. Im Endspiel 2007 unterlagen sie den Ducks in fünf Spielen. Seine punktbeste Saison absolvierte Vermette in der Spielzeit 2009/10 mit 27 Treffern und 38 Assists für die Columbus Blue Jackets.
In den diesjährigen Playoffs lief für den Frankokanadier nicht alles nach Wunsch: Obwohl er nicht verletzt war, wurde er dreimal aus dem Kader gestrichen. Zuletzt passiert ihm das in Spiel 3 des Western Conference Finales gegen die Anaheim Ducks.
Die Antwort darauf gab er in der folgenden Partie, als ihm nach 5 1/2 Minuten in der zweiten Verlängerung der 5-4 Siegtreffer gelang und die Blackhawks die Serie zum 2-2 ausgleichen konnten. In den bisherigen fünf Partien des Stanley Cup Finales 2015 zeichnete sich Vermette für die Gamewinner in Spiel 1 und Spiel 5 verantwortlich.
"Er wird immer besser", fällte Chicagos Trainer Joel Quenneville ein positives.
Urteil über seinen Center und fügte hinzu: "Er hat heute eine großartige Partie abgeliefert, mit einem Tor zur rechten Zeit."
Genau 120 Sekunden waren im dritten Drittel absolviert, als Vermette einen Schuss von Kris Versteeg, den Tampas Schlussmann Ben Bishop nach vorne abprallen ließ, abstauben konnte.
"Das war eine Riesenchance für mich. Ich wollte das Beste daraus machen", sagte Vermette und lobte auch seine Mitspieler:

"Das ist eine tolle Truppe und ein ganz besonderes Team. Es freut mich, dass ich hier sein und der Mannschaft helfen darf. Es macht richtig viel Spaß, man darf jedoch nicht vergessen, dass noch eine Menge Arbeit vor uns liegt."
Eine Erklärung für Vermettes Leistungsexplosion lieferte Marian Hossa:
"Ich denke, dass er erst unser System verstehen und die Rolle, die er darin spielt, verinnerlichen musste. Beides ist ihm unglaublich gut gelungen. Er ist ein großartiger Center und er schießt ganz wichtige Tore für uns. Ich gönne ihm das von Herzen."
Bereits in der Nacht von Montag auf Dienstag könnte sich Vermette in Chicago ein Denkmal setzen, sollte er erneut seinen Anteil dazu beitragen, dass die Blackhawks zum ersten Mal seit 1938 vor heimischer Kulisse den Stanley Cup in die Höhe hieven können. Damals bezwangen sie mit einem Sweep die Toronto Maple Leafs. 31 Jahre später hatten sie die bisher letzte Chance zuhause den Cup zu gewinnen. 1971 unterlagen sie jedoch in Spiel 7 den Montreal Canadiens.
Die Blackhawks sind, dank ihrer Erfolge in der jüngsten Vergangenheit, mittlerweile das sportliche Aushängeschild der Metropole am Michigansee. Sie können nun ihren frenetischen Fans einen historischen Moment bescheren. Ohne Zweifel verfügen die Blackhawks über ausreichend Erfahrung, um nicht an diesem Druck zu scheitern.
Quenneville freut sich schon über diese Herausforderung:
"Auch ich habe meine Vorstellung, wie es am Montag abgehen wird und kann es kaum erwarten. In den kommenden zwei Tagen wird es in der Stadt verrückt abgehen. Das wird großartig. Ich bin voller Erwartung darauf."
Die Blackhawks sollten aber auch gewarnt sein:
Als die Lightning im Jahre 2004 zum ersten und einzigen Mal den Stanley Cup holten, lagen sie auch mit 2-3 Siegen hinten und mussten Spiel 6 im eishockeyverrückten Calgary bestreiten. Der Ausgang ist bekannt.