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Sie waren das große Überraschungsteam der vergangenen Saison. Dass die Vegas Golden Knights als Expansion Team in ihrer allerersten NHL-Saison direkt bis in das Stanley Cup Finale durchstarten würden, hätte vor Beginn der Spielzeit niemand erwartet.

Schon allein die erfolgreiche Qualifikation für die Stanley Cup Playoffs wäre als eine große Leistung bewertet worden. Doch die Golden Knights brachten noch mehr zustande, begeisterten die Eishockeywelt bis Mitte Juni, was eine gar nicht hoch genug einzuschätzende sportliche Leistung war.
Dabei kämpfte das Franchise aus Nevada die ganzen Monate über mit der Rolle des Außenseiters. Der Mannschaft von Cheftrainer Gerard Gallant wurden immer wieder ein Einbruch prognostiziert, Rückschläge vorausgesagt, die dann in der Realität so gut wie nie eintraten.
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Am vergangenen Wochenende setzte es jedoch wirklich einen Dämpfer. Mit James Neal verließ ein Spieler die Organisation, der großen Anteil an den Erfolgen hatte. Trotzdem hat der Weggang von Neal, der sich für fünf Jahre den Calgary Flames anschloss, in Vegas beileibe nicht für Panik gesorgt. Die Mentalität und der Charakter der Golden Knights sind inzwischen derart gefestigt, dass sich Team und Fans in der kommenden Runde durchaus eine ganz ähnliche Rolle zutrauen wie zuletzt - notfalls eben auch ohne einen ihrer bisherigen Anführer auf und neben dem Eis.
General Manager George McPhee äußerte sich jedenfalls äußerst zuversichtlich im Hinblick auf die ab Oktober anstehende neue Saison: "Alle unsere Schritte erfolgen mit der entsprechenden Überlegung. Ich denke, wir haben allen Grund, um mit viel Zuversicht und Vorfreude auf die Zukunft unseres Teams zu blicken. Wir sind für diesen frühen Zeitpunkt bereits sehr gut aufgestellt."
Neal stand lediglich ein Jahr in Vegas unter Vertrag - nicht lang genug um eine schier unzertrennliche Beziehung zu einem Klub aufzubauen. Doch die Zeit des Stürmers in Nevada war eine ganz besondere, nicht nur weil er beim 2:1-Sieg der Knights gegen Dallas in ihrem allerersten NHL-Spiel als Doppeltorschütze auftrat und das Spiel quasi im Alleingang gewann.
Als er seinen Abgang verkündete, blieb trotzdem alles ruhig. Es gab keine Fans, die auf die Barrikaden gingen und auch keine bitterbösen Statements in den sozialen Medien. Sein Abschied wurde respektiert. Aus verschiedenen Gründen.

Neal ging, weil er in Calgary den 5-Jahres-Vertrag angeboten bekam, den die Verantwortlichen in Las Vegas ihm so nicht vorlegen mochten. Dort war man ganz offenkundig der Meinung, dass diese vergleichsweise lange Laufzeit für einen fast 31-Jährigen doch etwas zu ausgeprägt wäre.
Da die Flames ihm diesen Wunsch gerne erfüllten, entschied sich Neal das Vertragsangebot anzunehmen und dem Überraschungsteam des Vorjahres, nach einer tollen aber recht kurzen Zeit, den Rücken zuzukehren.
Ein durchschnittliches Jahressalär von US$5,75 Millionen über den Zeitraum von fünf Spielzeiten garantiert zu bekommen, bringt einem schon mal dazu den Lebensmittelpunkt zu verlegen. Wer will ihm das grundsätzlich verdenken?
Die Flames sind eben der Meinung, dass Neal das Investment wert ist, dass er auch mit Mitte Dreißig noch sein Gehalt einspielen kann. In Vegas hatten die Verantwortlichen Zweifel daran. So läuft eben schlicht und einfach das Geschäft.
Die Golden Knights trennen sich von Neal im Guten. Sie bekamen mehr von ihm als sie sich vor rund einem Jahr erhoffen hatten, nachdem sie ihn von den Nashville Predators beim Expansion Draft verpflichteten.

Statt ihn, wie von vielen erwartet, zur Trading Deadline an einen Titelanwärter weiterzureichen, behielten ihn die Golden Knights als wichtigen Bestandteil ihres Kaders und spielten selber eine ernsthafte Rolle in den Stanley Cup Playoffs. Einen Spieler mit 25 Playoff-Toren im Kader zu haben, das kann ja nicht schaden, zumal Neal erst im Jahr zuvor mit den Predators im Finale gegen die Pittsburgh Penguins stand.
Doch jetzt hatte er die ihm zugedachte Rolle offenkundig bereits zu Ende gespielt. Die Fans haben das in großer Mehrheit verstanden und sofort klaglos akzeptiert.
Es bietet Trost, dass die Golden Knights sich mit den Diensten von Paul Stastny einen ganz dicken 'Fisch' aus dem Free Agent-Pool fischen konnten. Diese Verpflichtung ist ein weitaus größeres Plus als der Verlust von David Perron (den es nach St. Louis zu den Blues zurück zog) und der von Neal nach Calgary.
Dass am Ende der Saison 2017/18 für Neal 25 Tore und 44 Zähler in den Statistik-Büchern standen, wohlgemerkt in der allerersten Spielzeit seines Arbeitgebers, macht ihn für die Flames hingegen wertvoll. Dort hoffen die Team-Verantwortlichen darauf, dass er seine Erfolgssträhne von mindestens 20 Saisontreffern über eine Strecke von zuletzt immerhin 10 NHL-Spielzeiten in den nächsten Jahren wird fortsetzen können.
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In Vegas wollten sich die Macher lieber anders aufstellen, um auch in Zukunft das Potential für eine Positivüberraschung sorgen zu können. So gesehen haben beide Seiten erst einmal das bekommen, was ihnen wichtig war.
Ganz so häufig gibt es dieses Szenario im Profisport nicht. In diesem Fall könnte die Rechnung für alle Beteiligten in der Tat aufgehen. Ganz ohne gebrochene Herzen.